Einfach perfekt, der neue A4 Avant

In Bayern werden wohl die besten Geschäftswagen Deutschlands gebaut. Aus Ingolstadt rollt in Kürze der neue A4 Avant an (Marktstart von Limousine und Avant ist der 13. November 2015). Wie schon bei der Vorstellung der Limousine angemerkt, ist auch beim Avant das Design zeitlos modern geraten, aber irgendwie etwas zu brav, das ist jedenfalls unser Eindruck. Progressiv und mutig sieht anders aus. Dennoch beweist der Youngster, dass man bei der Beschaffung eines neuen Dienstwagens an ihm nur schwerlich vorbeikommen kann.

Stutzig wird man aber bei der Größe: Die reicht beinahe an den "großen Bruder" A6 Avant heran. Im Vergleich zum Vorgängermodell sind die Abmessungen (4,73 m lang, 2,82 m Radstand, Breite 1,84 m + Spiegel, Höhe 1,43 m) gewachsen. Ob das sonderlich klug ist? Wir meinen Nein. Weil wir wissen, dass auch die Amerikaner von schierer Größe abweichen und zunehmend kompaktere Modelle bevorzugen, weil wir auch wissen, dass der Verkehrsraum nicht nur in Deutschland immer knapper und kostbarer wird, weil wir auch wissen, dass die Kunden in Europa eben nicht den Wunsch hegen, wie es die Marketingstrategen der Autohersteller gebetsmühleartig behaupten, dass sie immer größere Autos fahren möchten, ist das stetige Wachstum von Automobilen einer Segmentklasse ein Irrsinn, Chinesen hin, Chinesen her.

Stärker und sparsamer. Mobilitätsmanager bzw. Freiberufler können unter sieben Motoren wählen, denen die Ingolstädter nach eigenem Bekunden weniger Verbrauch bei mehr Leistung anerzogen haben. Angeblich soll der Treibstoffkonsum im Vergleich zum Vorgängermodell um bis zu 21 % zurückgehen, wohingegen die Leistung um bis zu 25 % gesteigert wurde. Nachprüfen wollen wir das zu einem späteren Zeitpunkt. Fakt ist: Die Verbrauchsangaben sind infolge des völlig stumpfsinnigen NEFZ ein gutes Stück entfernt von der Realität, was unterm Strich bedeutet, dass auch die Emissionsangaben alles andere als stimmig sind. Grundsätzlich gilt dies für alle Automodelle, die im deutschen bzw. europäischen Markt vertrieben werden. In den USA übrigens müssen die deutschen Hersteller wesentlich höhere Verbrauchsangaben und Emissionswerte ihrer dort verkauften Automobile angeben!    

Die Ingolstädter haben ihre Bestseller-Familie auf sämtlichen Technikfeldern neu entwickelt; hohen Stellenwert hatte dabei die weitere Reduzierung der CO₂-Emissionen. Als geradezu beispielhaft sehen die Audianer die Aerodynamik ihres Nobellasters: Mit einem cw-Wert von 0,26 setzt der A4 Avant des Jahrgangs 2015/16 den Bestwert in seinem Wettbewerbsumfeld. Der CO₂-Primus mit 99 g/km ist der A4 Avant 2.0 TDI ultra. Als Topmotorisierungen sind zwei TDI Sechszylinder mit bis zu 200 kW (272 PS) an Bord. Neue Maßstäbe bei Verbrauch, Emission und Performance von Vierzylinder-Ottomotoren setzt die neue Generation von Vierzylinder-TFSI-Aggregaten mit neu entwickeltem Brennverfahren. Wie nicht anders zu erwarten bietet auch dieser Avant jetzt Fahrerassistenzsysteme und Infotainment auf dem Niveau der Luxusklasse.  

Die Karosserie ist dank intelligentem Werkstoffmix und Leichtbau (je nach Motorisierung bis zu 120 kg leichter) eine der leichtesten im Wettbewerbsumfeld. Am äußerst hohen Geräuschkomfort des A4 Avant gibt’s nichts zu mäkeln. Da haben die Bayern ganze Arbeit geleistet. Letzteres gilt logischerweise auch fürs Raumangebot. Zum Kunden oder auf der Urlaubsfahrt mit der Familie lässt sich ordentlich was mitschleppen. Jedenfalls schluckt der Gepäckraum im Grundzustand schon 505 Liter. Und bei umgeklappter Rücksitzlehne und dachhoher Beladung stehen 1.510 Liter Volumen als Stauraum zur Verfügung. Serie sind die elektrische Laderaumabdeckung und der elektrische Antrieb für die Gepäckraumklappe. Auf Wunsch ist eine Sensorsteuerung (mit dem Fuß an der Laderaumkante schwingen) erhältlich, die das Öffnen und Schließen der Gepäckraumklappe ermöglicht.  

Technologische Highlights der neuen A4-Reihe sind u.a. das Virtual Cockpit, die Matrix LED-Scheinwerfer, das Smartphone Interface, ein Sound System mit 3D Klang, die Phone Box mit kabelloser Lademöglichkeit, das Head up Display sowie neue Fahrerassistenzsysteme und Connect Dienste, alles gegen Aufpreis, versteht sich. Das optionale virtuelle Cockpit, das volldigitale Kombiinstrument, präsentiert auf seinem hochauflösenden 12,3 Zoll LCD Bildschirm die wichtigsten Informationen in Grafiken mit brillanter Auflösung, hohem Detaillierungsgrad und aufwändig gerechneten Effekten. Als Haupt Bedienelement fungiert das ebenfalls neu konzipierte MMI Bedienkonzept in der Mittelkonsole. Beim Top Infotainmentsystem, der MMI Navigation plus mit MMI touch und großem 8,3 Zoll-Monitor, ist ein Touchpad in den Dreh /Drück-Steller integriert. Es dient zum Zoomen sowie zur Eingabe von Zeichen. Die komplette MMI-Bedienlogik orientiert sich an aktuellen Smartphones, inklusive intelligenter Freitextsuche. Die neue, natürlichere Sprachsteuerung verarbeitet auch Eingaben aus der Alltagssprache. Wie wär's mal mit einer Beschimpfung? 

Connect nur so gut wie das Netz. Wählt der Kunde die MMI Navigation plus, was wir empfehlen, bekommt er automatisch das Hardware-Modul Audi connect, das die Fahrzeuge per schnellem LTE-Netz mit dem Internet verbindet. Das funktioniert aber nur bei entsprechender Abdeckung, was eider in vielen Fällen nicht der Fall ist. Die Mitfahrer können, so Empfang möglich ist, mit ihren mobilen Endgeräten per WLAN Hotspot surfen und mailen, der Fahrer kann die Dienste von Audi connect nutzen. Die Phone Box bindet Smartphones an die Bordantenne an und lädt sie induktiv nach dem Qi-Standard.  

Schickes Steuer. Die Lenkräder sind neu gezeichnet – der Fahrerairbag ist ein kompaktes Mikromodul und ermöglicht eine bessere Sicht auf das Kombiinstrument. Das gesamte Lenkrad-Angebot ist breit gefächert. Die Basis bildet ein Dreispeichen-Multifunktionslenkrad mit einem Pralltopf in der Form des Singleframe-Grills. Je nach Ausstattungslinie und Kundenwunsch gibt es auch einen runden Pralltopf, einen beheizten Lederkranz, einen unten abgeflachten Kranz, Chromspangen an der unteren Speiche sowie die plus-Ausstattung bei der Multifunktion.  

Top Interieur. Sämtliche Materialien im Innenraum wirken mit höchster Sorgfalt ausgewählt und verarbeitet. Spielfrei eingepasste Chromleisten fassen den oberen Rand der Luftausströmer, das Bedienfeld der Klimaautomatik und den Automatik-Wählhebel auf der Mitteltunnelkonsole ein. Die Mulden der Türklinken sind unmittelbar in die Dekorleisten eingelassen – ein neuartiges, höchst attraktives Detail. Alle Fugen verlaufen extrem schmal und parallel.

Serienmäßig wartet das Lichtpaket mit weißen LEDs auf. Der Fahrer kann die Leseleuchten sensorisch bedienen. Bei Dunkelheit setzen das optionale Innenlichtpaket oder die optionale Ambientebeleuchtung dem Interieur kleine Glanzlichter auf. Bei der Top-Variante lässt sich die Farbe der Beleuchtung über das MMI regeln, in mehreren Profilen und in getrennten Zonen, zu denen auch die Cupholder gehören. Abhängig vom im Audi drive select gewählten Modus ändern sich die Farben. In den Türverkleidungen generieren schmale, LED-gespeiste Lichtleiter eine effektvolle Konturbeleuchtung.    

Wie sitzt sich’s? Sehr bequem und sicher langstreckentauglich, was für Dienstwagennutzer nicht unwichtig ist. Alle Passagiere genießen ein großzügiges Raumangebot, die ruhige Linienführung betont die Weite des Innenraums. Die Sitzanlage ist von Grund auf neu entwickelt. Bei den körpergerecht geschnittenen Vordersitzen lassen sich die Kopfstützen nicht nur in der Höhe, sondern auch im Abstand zum Hinterkopf einstellen. Für viele Varianten hält Audi eine Heizung bereit. Alternativ gibt es die Sitze auf Wunsch ganz oder teilweise elektrisch einstellbar und mit elektrisch verstellbarer Lordosestütze sowie beim Sportsitz zusätzlich belüft- und heizbar.

Eine zentrale Armablage vorn – auf Wunsch verschiebbar und mit großem Staufach –, große Türtaschen und zwei Cupholder sind Serie. Das aufpreisige Ablage- und Gepäckraumpaket enthält u.a. eine Fond-Mittelarmlehne mit zwei Cupholdern, Netze an den Lehnen der Vordersitze sowie weitere praktische Verstaumöglichkeiten im direkten Bereich des Fahrers und im Gepäckraum.  

Wie fährt sich’s. Antriebsstrang und Fahrwerk sind komplett neu entwickelt. Das Sechsgang Handschaltgetriebe, die Siebengang S tronic – jetzt auch für die Versionen mit Frontantrieb verfügbar – und die Achtstufen tiptronic sind neu konzipiert, die Automatikgetriebe bieten eine kraftstoffsparende Freilauffunktion. Einen Sprung macht die neue A4-Baureihe beim Fahrverhalten. Auf der einen Seite sportlich und performanceorientiert, gleichzeitig aber auch komfortorientiert. Basis sind die neu entwickelten Fünf-Lenker-Achsen sowie die elektromechanische Servolenkung – sie sind extrem leicht. Und es gibt eine  Dynamiklenkung, die ihre Übersetzung je nach Geschwindigkeit und Lenkwinkel variiert, und die Fahrwerke mit Dämpferregelung, bei denen der Fahrer erstmals zwischen zwei Trimmlagen wählen kann, einer sportlichen und einer komfortorientierten. Beide Fahrwerksvarianten sind in das Fahrdynamiksystem Audi drive select eingebunden, das ab den 140 kW (190 PS)-Motorisierungen zum Serienstandard gehört.

Preise und Fazit. Da empfehlen wir lieber in die Preisliste zu schau'n, die es auf der Audi-Website zum Download gibt. All' die vielen schönen Dinge, die es leider nur gegen Aufpreis gibt, lassen die Preise ganz schnell Höhen erreichen, die sich i.d.R. nur noch Unternehmen leisten können. Aber: Die aktuelle Erfahrung zeigt, dass Listenpreises auch nur Makulatur sind. Unser Fazit: Ein attraktiver A4 Avant, ziemlich edel, je nachdem wie man ihn ausstattet und dann auch kostspielig. Beim TCO sind wiederum Spitzenwerte zu erwarten. Quelle: DMM / Audi