El-Al bleibt vorerst am Boden

Der israelische Nationalcarrier El Al fliegt nicht mehr. CEO Gonen Usishkin hatte diese Woche die Rückkehr aller Flugzeuge zum Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv angeordnet. Dort steht seit 01. Juli 2020 die gesamte El-Al-Flotte. Niemand weiß, wie es weitergehen soll, zumals sich Regierung, Geschäftsleitung und Transportgewerkschaft zerstritten haben.

90 % der 6.300 Beschäftigten wurden in unbezahlten Urlaub geschickt. Sie erhalten schon seit mehreren Monaten keine Gehälter mehr. Das gilt auch für die 650 Piloten. Hinter dem Grounding steht ein Streit zwischen dem Management von El Al, den Piloten, der Gewerkschaft der Cockpitbesatzungen und der Regierung in Jerusalem. Jeder wirft jedem vor, nicht kooperieren zu wollen und Vereinbarungen nicht einzuhalten.

Die bereits vor der Corona-Pandemie angespannte finanzielle Lage – El Al wies in 2020 einen Verlust im ersten Quartal von 140 Mio. USD aus, zweieinhalbmal so viel wie im gesamten Jahr 2019 – hat sich dadurch massiv verschlechtert. Zumal Israel am 04. März 2020 aus Sorge vor der Ausbreitung des Coronavirus einen absoluten Einreisestopp nebst 14-tägiger Quarantäne verfügt hatte und keine Ausländer mehr ins Land ließ (DMM berichtete). Chinesen, Südkoreaner und Thailänder durften schon seit Mitte Februar nicht mehr ins Land. Dies führte zum Niedergang der zivilen Flugverbindungen von und nach Israel. Mehrfach unterband die Regierung in Jerusalem den Neustart der El Al im Zusammenhang mit der wiederholten Verlängerung der Einreiseverbote für Ausländer. Hinzu kam diese Woche die Entscheidung der EU, keine Israelis wegen der hohen Ansteckungsrate im Land mehr in die EU einreisen zu lassen. Dies alles führte zum finanziellen Kollaps der El-Al, deren meiste Jets ohnehin seit März in Tel Aviv arbeitslos herumstehen.

Die Regierung bot ein Rettungspaket an unter der Bedingung, dass die Belegschaft um ein Drittel abgebaut wird und die verbleibenden zwei Drittel Lohnkürzungen zu akzeptieren hätten. Das wiederum akzeptieren die Arbeitnehmervertreter nicht. Im Moment schiebe sich die Geschäftsführung der El-Al und die Transportgewerkschaft den Schwarzen Peter gegenseitig zu. Der El-Al steht nach 1982 ein zweites Insolvenzverfahren ins Haus, so die Fachwelt. Damals war das Luftfahrtunternehmen unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Quelle: Jedi'ot Acharonot / DMM