Elektrifizierte Hochrheinbahn nicht vor 2027

Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, der Kanton Basel-Stadt, die beiden Landkreise Waldshut und Lörrach sowie die Deutsche Bahn haben am 30. September 2019 weitere Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen des Ausbaus und der Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Basel und Erzingen beschlossen. Bis aber Business Travbeller über eine durchgehend elektrisch betriebene Strecke zwischen Schaffhausen über Waldshut nach Basel fahren können, werden noch ca. 7 Jahre ins Land ziehen.

Im Vorfeld hatte die Planung der DB Netz AG gezeigt, dass die Elektrifizierung alleine nicht ausreicht, um einen stabilen und reibungslosen Bahnbetrieb am Hochrhein sicherzustellen. So muss der eingleisige Abschnitt zwischen Waldshut und Erzingen ausgebaut werden, um in Lauchringen und Tiengen Zugkreuzungen zu ermöglichen. Die Strecke muss in Teilbereichen optimiert und Weichen müssen verlegt werden, damit die erforderlichen Fahrzeiten realisiert werden können. Daneben gilt es weitere verkehrliche Verbesserungen umzusetzen: In den Städten Rheinfelden (Baden), Bad Säckingen und Waldshut-Tiengen sind zusätzliche Haltepunkte geplant. Auch im Bahnhof Waldshut als zukünftigem Anschlussknoten erfolgt ein Umbau, damit der Zugverkehr gut abgewickelt und Zugverbindungen ohne Umstiege möglich werden, beispielsweise nach Koblenz (Kanton Aargau). Durchgehende Gleise und ein zusätzlicher Bahnsteig auf der Nordseite des Bahnhofs Waldshut sollen dies ermöglichen.

Um die erwartete Zunahme an Fahrgästen nach der Elektrifizierung bewältigen zu können, sollen auf der Hochrheinstrecke auch längere Züge eingesetzt werden. Hierzu müssen zahlreiche Bahnsteige verlängert und alle Bahnsteige auf 55 cm erhöht werden, um einen barrierefreien Einstieg in die Züge sicherzustellen.

DB Netze-Vorstand Jens Bergmann: „Das Hochrheinprojekt gehört zu den zukunftsweisenden Bahnprojekten im Südwesten und ist ohne Zweifel ein Plus für die Region. Ergänzend zur Elektrifizierung der Strecke werden nun auch die Verkehrsstationen und Teile der Gleisinfrastruktur ertüchtigt und ergänzt. Damit schaffen wir ein zukunftsfähiges Infrastrukturpaket, das die gesamte Hochrheinregion künftig noch enger verbindet. Neben der von der Region erwarteten Qualitätsverbesserung auf dieser Strecke führt die geplante Angebotsausweitung auch zu einer deutlichen Steigerung der Attraktivität des Schienenpersonennahverkehrs. Kurzum: Wir spannen für die Zukunft ein Netz der klimafreundlichen Mobilität. Für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und hier am Hochrhein zwischen Deutschland und der Schweiz.“

Künftig fahren nur noch elektrisch angetriebene Züge auf der Hochrheinbahn. Sie stellen u.a. einen schnellen und leistungsfähigen Nahverkehr sicher. Um die Attraktivität zu erhöhen, sollen die bisherigen stündlichen IRE-Verbindungen zum Halbstundentakt ausgebaut sowie gemeinsame Tarifmaßnahmen mit der Schweiz umgesetzt werden – ein großer Gewinn u.a. für Geschäftsreisende, die die Hochrheinbahn grenzüberschreitend nutzen.

Außerdem wird eine neue S-Bahn zusätzliche Ziele anfahren können, wie es auch das grenzüberschreitend beschlossene Angebotskonzept der trinationalen S-Bahn Basel (trireno) vorsieht. Künftig sind umsteigefreie Verbindungen zu anderen Bahnstrecken möglich.

Die Landkreise Waldshut und Lörrach treiben gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg, der Europäischen Union, den Kantonen Basel-Stadt und Schaffhausen, der schweizerischen Eidgenossenschaft, der Agglo Basel (trireno) und dem Regionalverband Hochrhein-Bodensee den Ausbau und die Elektrifizierung voran. Seit September 2017 läuft die Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Die Finanzierungsvereinbarung hierfür ist bereits beschlossene Sache. Die EU fördert diese Maßnahme mit INTERREG-Mitteln, einer Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Die aktuelle Kostenschätzung alleine für die Elektrifizierung liegt unter Berücksichtigung der derzeitigen Marktpreisentwicklung im Bausektor bei 180 Mio. Euro. Die zusätzlichen Ausbaumaßnahmen bedeuten ein Mehr an Kosten. Für das Gesamtprojekt „Ausbau und Elektrifizierung der Hochrheinbahn“ veranschlagt die Deutsche Bahn eine Gesamtinvestition von rund 290 Mio. Euro (Preisstand 2018).

Das Schweizer Parlament hat dazu mittlerweile eine Gesamtsumme von 200 Millionen Schweizer Franken für drei grenzüberschreitende Bahnprojekte in der Agglomeration Basel zur Verfügung gestellt, darunter die Hochrheinelektrifizierung.

Bereits 2013 hat der Kanton Schaffhausen die Elektrifizierung des ersten Teilabschnitts bis Erzingen (Baden) auf eigene Kosten umgesetzt und damit eine wichtige Vorleistung erbracht, um den öffentlichen, grenzüberschreitenden Verkehr entlang der Strecke von Basel über Schaffhausen, Singen und Konstanz bis nach Kreuzlingen/Konstanz–St.Gallen zu ermöglichen und so die Entwicklung der grenzüberschreitenden Region zu stärken.

Zurzeit arbeitet die DB an der Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Die Plangenehmigungsunterlagen sollen 2020 eingereicht werden. Abhängig von der Finanzierung des gesamten Projekts, der Dauer der Plangenehmigungsverfahren und der Gestaltung des Bauablaufs werden bis zum Baustart noch etwa drei bis fünf Jahre vergehen, zwei weitere Jahre beträgt die Bauzeit bis zur Fertigstellung. Quelle: BW Ministerium für Verkehr / DMM