Emirates investiert 2,4 Mio. USD in Bordapotheken-Set

Die in Dubai ansässige Fluggesellschaft Emirates hat 2,4 Mio. US-Dollar in die Entwicklung eines Telemedizin-Sets investiert. Dieses kann die Vitalfunktionen eines Passagiers in einem medizinischen Notfall schnell erfassen und an ein Ärzteteam in einem Kontrollzentrum am Boden am Hauptsitz der Fluggesellschaft übermitteln.

Das neue Telemedizin-Set von Emirates enthält u.a. ein Pulsoximeter.. Foto: Flexicondoccheck

Emirates hat mit dem französischen Telemedizinunternehmen Parsys zusammengearbeitet, um eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln, die von Kabinenpersonal in stressigen Umgebungen bedient werden kann und erstklassige medizinische Versorgung des Patienten in Reiseflughöhen ermöglicht.

Das Set enthält verschiedene Instrumente zur Erfassung wichtiger Vitalfunktionen, darunter ein Pulsoximeter (medizinisches Gerät, das zur Messung des Pulses und der Sauerstoffsättigung im kapillären Blut, der so genannten Pulsoximetrie, verwendet wird), ein Thermometer, ein Blutdruckmessgerät, ein Blutzuckermessgerät und sogar ein 12-Kanal-Telekardie-EKG. Die vom System erfassten Daten werden dann sicher an das medizinische Zentrum von Emirates in Dubai übermittelt, wo ein Team aus Ärzten und medizinischem Fachpersonal rund um die Uhr Beratung und Behandlungspläne bereitstellen kann.

Das System umfasst hochauflösende Videokonferenzen, sodass Ärzte einen Passagier in Echtzeit untersuchen und gleichzeitig mit dem Kabinenpersonal Behandlungsempfehlungen besprechen können.

Emirates nutzte in der Vergangenheit bereits ein ähnliches Telemedizinsystem namens Tempus IC, das von Phillips hergestellt wird und bereits von mehreren anderen großen Fluggesellschaften eingesetzt wird, darunter die regionalen Konkurrenten Qatar Airways sowie Air Canada und Virgin Atlantic.

Der Unterschied zwischen Tempus IC und dem neuen Tool von Emirates besteht darin, dass die Software stark an die Erste-Hilfe-Schulung des Kabinenpersonals sowie an die spezifischen medizinischen Verfahren der Fluggesellschaft angepasst wurde.

Die Daten werden sicher per Bluetooth von den verschiedenen Tools auf ein iPad übertragen, ohne dass das Kabinenpersonal Vitalfunktionen manuell erfassen oder Notizen machen muss. Ein intuitives und benutzerfreundliches Design führt das Kabinenpersonal durch die verschiedenen Phasen der Notfallversorgung.

In den kommenden Jahren wird Emirates sein Bord-Telemedizin-Kit in über 300 Flugzeugen mit dem Parsys-System aufrüsten. Das neue Parsys-Kit wurde in einigen Flugzeugen installiert und bereits zur Hilfe bei medizinischen Notfällen im echten Leben eingesetzt.

Erst kürzlich wurde das Parsys-System eingesetzt, um einen älteren Passagier auf einem Flug von Lyon nach Dubai zu behandeln, der einen kardiovaskulären Notfall erlitten hatte. Die Kabinenbesatzung folgte umgehend ihrem Wissen, um dem Passagier Sauerstoff zu verabreichen, während das medizinische Support-Team am Boden die Vitalfunktionen des Passagiers aus der Ferne überwachen und zusätzliche Hilfe leisten konnte.

Telemedizinische Lösungen sind zwar eine teure Investition für Fluggesellschaften, amortisieren sich aber schnell, wenn sie eine Umleitung samt Zwischenlandung eines Flugzeugs zur sofortigen Einlieferung ins Krankenhaus vermeiden. Die durchschnittlichen Kosten für eine Umleitung eines Flugzeugs aufgrund eines medizinischen Notfalls werden auf 120.000 US-Dollar geschätzt, während die Gesamtkosten für medizinische Umleitungen der Luftfahrtindustrie pro Jahr bis zu 552 Mio. US-Dollar betragen.
2013 hatte Emirates wegen medizinischer Notfälle an Bord mehr als 100 Flüge umleiten müssen, was Kosten von über 12 Mio. USD verursachte.

Im Jahr 2019 erkannte die Lufthansa, dass medizinische Umwege vermieden werden könnten, wenn das medizinische Hilfspersonal am Boden Zugriff auf mehr Informationen über den Zustand eines Patienten hätte. Daher investierte die Fluggesellschaft in ein eigenes mobiles EKG-System namens CardioSecur. Der Grund für die Konzentration auf ein kleineres Bord-Telemedizinsystem mit weniger Schnickschnack liegt darin, dass Herz-Kreislauf-Beschwerden die häufigste Ursache für medizinische Notfälle an Bord ihrer Flugzeuge sind. Quelle: Emirates / DMM