Enges Zusammensitzen im Flugzeug doch gefährlich?

Die europäischen Fluggesellschaften lehnen die Leitlinien der EU zu Flugreisen ab. Brüssel hatte gefordert, während der Corona-Pandemie möglichst ein Sitz je Reihe oder jede zweite Reihe im Flugzeug freizulassen, um einen Abstand von 1,5 Metern zwischen den Passagieren zu gewährleisten.

Wie die EU-Behörde für Luftsicherheit (EASA) und die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC) weiter forderten, sind Passagiere und Bordpersonal dazu aufgerufen, medizinische Schutzmasken zu tragen. Außerdem soll der Bordservice auf das Nötigste reduziert werden. Die EU wolle erreichen, dass sich Reisende auf ihren Flügen sicher fühlten, erklärte EU-Verkehrskommissarin Adina Valean. Sichere Hygieneregeln, zu denen auch der richtige Abstand von 1,5 m zählt, seien ein „entscheidender Faktor“ für die Wiederaufnahme kommerzieller Flüge, sagte EASA-Chef Patrick Ky. Er rief die Fluggesellschaften und Flughäfen auf, die Empfehlungen der EU umzusetzen.

Doch sind den europäischen Carriern die Sicherheitsempfehlungen der EU-Behörden zuviel des Guten. Sie lehnen ebenso wie der internationale Luftfahrtverband IATA die Vorgaben zur Einhaltung der Abstandsregeln an Bord kategorisch ab. Grund: Die europäischen Fluggesellschaften fürchten dramatische Kostensteigerungen. Abstandsregelungen in Flugzeugen für effektivere Sicherheit der Fluggäste würden ihre Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen und die höheren Kosten müssten an die Kunden weitergereicht werden. Sprich: Dann würde Fliegen teurer.

Die USA, wo sich die Corona-Pandemie viel schlimmer auswirkt als etwa in Deutschland, haben ihren Airlines zwar keine direkten Vorschriften gemacht, was Abstandsregeln beim Fliegen betrifft, doch haben bis jetzt ausnahmslos alle Fluggesellschaften den Mittelsitz frei gelassen und ihre Sitzplatzkapazitäten nur bis maximal 60 % ausgelastet. Die IATA-Meinung interessiert Delta, United, JetBlue, Southwest & Co. im vorliegenden Fall nicht, weil die klar gegen Gesundheitsregeln verstößt. Vor wenigen Tagen  allerdings kündigte American Airlines an, zum 01. Juli 2020 wieder die volle Sitzkapazität nutzen zu wollen und alle Sitze in der Kabine wieder zu verkaufen. Passagieren, die deswegen Bedenken hätten, könnten jederzeit mit ihrem Ticket auf einen anderen, dann evtl. nicht ausgebuchten Flug wechseln. Wörtlich heißt es: „Notifications to customers booked on more crowded flights: As more people continue to travel, customers may notice that flights are booked to capacity starting July 1. American will continue to notify customers and allow them to move to more open flights when available, all without incurring any cost. This is in addition to the airline’s current travel waivers. Additional details regarding travel waivers can be found below and on www.aa.com/travelalerts. If space is available once boarding is complete — taking into consideration any aircraft weight or balance restrictions — customers may move to another seat within their ticketed cabin subject to availability.“

Die Ankündigung von American betrachten US-Wissenschaftler wie etwa der Immunologe Dr. Anthony Fauci als fatal. Wie recht sie haben beweist z.B. ein aktueller Fall eines Emirates-Flugs, bei dem sich 29 Personen mit Corona Infiziert hatten, was europäische Airlines eigentlich ausschließen. Sie glauben, dass selbst enges Beieinandersitzen wegen angeblich hoch wirksamer Filter in den Klimaanlagen ungefährlich sei. Doch diese Behauptung ist insbesondere bei Virologen in Europa umstritten. Sie halten die Thesen der Airlines in der „alten Welt“ für nicht haltbar. Quelle: EASA / IATA / AA / DMM