Erst Massenentlassungen und jetzt fehlt Personal

Die Folgen der zweijährigen Pandemie sind in der gesamten Tourismusindustrie spürbar. Airlines und Flughäfen versuchen verzweifelt auf den Personal-Soll-Zustand zurückzukehren, Hotellerie und Gastronomie sowie Messen und Veranstalter beklagen sich über den Mangel an Fachkräften, Reisebüros arbeiten in Unterbesetzung und und und.

In den letzten 25 Monaten kam es insbesondere in Europa und Nordamerika zu vielen Kündigungen. Ob Lufthansa, British Airways, Air France u.av.a.m., viele Tausende Beschäftigte verloren ihren Job. Dann konnten mit Corona weltweit Tausende FlugbegleiterInnen nicht eingesetzt werden, weil sie (noch) nicht geimpft waren oder an Covid-19 erkrankten. Dazu gesellten sich freiwillige Abgänge und frühzeitige Pensionierungen. Darauf hin reagierten viele Carrier und boten den zuvor Entlassenen die Rückkehr an. Bemerkenswert: In der Schweiz wechselten etliche Piloten in den Führerstand von SBB-Lokomotiven und Triebzügen und auch bei der Deutschen Bahn bewarben sich vormalige arbeitslose Piloten und Kabinencrews.

Doch von Normalbestand kann noch nicht die Rede sein. Wegen Personalmangels müssen Flight Attendants oft mehr und länger arbeiten. Und auch der Pilotenmangel macht sich bemerkbar. Beispiel Alaska Airlines in Seattle: Am Sonntag musste die Airline 73 Flüge stornieren, darunter 33 am Seattle-Tacoma International Airport, weil die Flugzugführer fehlten. „Weitere Stornierungen sind möglich“, schrieb die Fluggesellschaft am Sonntagmorgen auf ihrer Website. Tags zuvor mussten 92 Flüge gecancelt werden, wobei auch andere Probleme als der Pilotenmangel eine Rolle spielten. Derzeit ist jede US-Fluggesellschaft ist mit den Auswirkungen eines nationalen Pilotenmangels konfrontiert, der durch Personalabbau während der Pandemie und eine schneller als erwartete Erholung des Flugverkehrs in diesem Jahr verursacht wird.

Bei Lufthansa & Co. sieht es nicht ganz so schlimm aus. Die Einsatzplanung des fliegenden Personals ist strengstens reguliert und die Einhaltung der Richtlinien der EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit) wird von den Behörden kontrolliert. 

In der Schweiz hat Helvetic Airways neuerdings Skilehrerinnen und mit dem «Ski & Fly»-Programm ein Arbeitsmodell angeboten, das Saisonangestellten die Möglichkeit eröffnet, die Sommermonate über Vollzeit als Flugbegleiterin bzw. Flugbegleiter zu arbeiten. Der Rekrutierungsprozess wurde entsprechend eingeleitet. 

Die Zunahme bei den Buchungen. Endlich freut die Airlines natürlich, aber wie der Ansturm zu bewältigen sein soll, steht auf einem anderen Blatt Papier. Das spüren auch die Flughäfen, die ebenfalls massenhaft Personal auf die Straße gesetzt hatten und nun teilweise Check-In-Schalter geschlossen halten müssen, weil ihnen das Personal fehlt. Erst mussten sie aus Pandemiegründen Jobkürzungen durchführen, um nun über Nacht wieder einen mehr oder weniger Vollbetrieb zu gewährleisten. Betroffen vom Personalmangel sind hier zu Lande auch die Hotellerie, die Gastronomie und viele Reisebüros. Das Dumme: Gerade den drei letztgenannten Branchen fällt schwer, die Lücken wieder aufzufüllen. Hotellerie und Gastronomie haben sich das aber größtenteils selbst zuzuschreiben. Denn sie boten eher mäßige Bedingungen und oft lausige Gehälter. Viele von deren Angestellten haben neue und besser bezahlte Tätigkeiten gefunden und ein Schritt zurück kommt für die meisten nicht in Frage. Zudem ist und war die Zeit der vielen Flug- Umbuchungen und Annullierungen sehr unbefriedigend und mit dem Ukraine-Krieg ist erneut für Verunsicherung gesorgt. Quelle: DMM