Es geht auch um den Rauswurf Russlands aus der ICAO

Der 27. September ist der erste Tag der 41. Versammlung der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) im kanadischen Montréal. Auf der alle drei Jahre stattfindenden Veranstaltung kommen zahlreiche Regierungsvertreter und internationale Organisationen zusammen, um wichtige globale branchenweite Entwicklungen und Ziele zu erörtern. Schlüsselthemen sind Dekarbonisierung und Widerstandsfähigkeit der Luftfahrt-Branche. Beschlossen werden sollen auch Verbesserungen in den Bereichen Sicherheit, Innovation, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Auch wird sicher über den Verbleib Russlands als Mitglied debattiert.

In Montreal findet ab Dienstag, 27. September 2022, die 41. Vollversammlung der ICAO statt. Foto: Airbus

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz im kanadischen Montreal. Das Ziel der Organisation ist die Förderung nachhaltigen Wachstums des globalen Zivilluftverkehrssystems.

Fliegt Russland raus? Bei der 41. ICAO-Vollversammlung, die am Dienstag, 27. September startet, dürfte es brisant zugehen. Denn die Ratsmitglieder Deutschland, Frankreich und Italien mit Unterstützung von Großbritannien und den USA wollen Russland wegen Verstößen gegen Luftfahrtregeln will die aus dem Führungsgremium der UNO-Luftfahrtorganisation ICAO werfen. „Ein Land, das eklatant internationales Luftfahrtrecht verletzt, darf nicht Mitglied sein in einem Gremium, das verantwortlich ist für das Erstellen und die Umsetzung dieser Regeln“, sagt Henrik Hololei, Generaldirektor Mobilität und Verkehr und damit ranghöchster Beamter im Transportbereich der EU. 

Seit ihrem Start am 07. Dezember 1944 spielt die ICAO eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Sicherheit, Gefahrenabwehr und Umweltschutz in der internationalen Zivilluftfahrt. Die UN-Organisation entwickelt globale Richtlinien und weltweit geltende Standards und gibt Empfehlungen u.a. zu Long-Term Aspirational Goals (LTAGs). Die Verpflichtungen, die sich aus dieser nächsten Vollversammlung ergeben werden – insbesondere in Bezug auf die Dekarbonisierung und andere Umweltfragen – werden den Wandel der Luftfahrt-Branche in den kommenden Jahren bestimmen.

Die Welt hat sich seit der letzten ICAO-Versammlung im Jahr 2019 erheblich verändert, und dies spiegelt sich in den Herausforderungen wider, die beim Treffen vom 27. Bis 29. September im Vordergrund stehen werden. Dabei überrascht nicht, dass die Erholung von der COVID-Krise ganz oben auf der Tagesordnung steht, mit dem Ziel, eine Reihe von Maßnahmen zu vereinbaren, die die Widerstandsfähigkeit der gesamten Luftfahrtindustrie stärken sollen.

Diese Erholung muss jedoch nachhaltig sein. Dies bedeutet, aktiv auf die Dekarbonisierung des Luftverkehrs hinzuarbeiten, was erhebliche Anstrengungen und Investitionen erfordern wird. Damit verbunden ist die kollektive und globale Anstrengung, die CO2-Emissionen der internationalen Zivilluftfahrt bis 2050 auf Netto-Null-CO2-Emissionen zu reduzieren. 

Warum die ICAO – und die Versammlung – für die Luftfahrtindustrie wichtig ist. Die 193 Mitgliedsstaaten haben Stimmrecht in der Versammlung, während die Industrie eine Beobachterrolle einnimmt. Das heißt aber nicht, dass sie keinen Beitrag leisten kann. Der europäische Flugzeugbauer Airbus z.B. nimmt über eine  Mitgliedschaft in Branchenverbänden wie der AeroSpace and Defense Industries Association of Europe (ASD) und dem International Coordinating Council of Aerospace Industries Associations (ICCAIA) an ICAO-Arbeitsgruppen, Gremien und rund 180 Treffen pro Jahr teil.

Bei diesen Meetings wird Fachwissen zu Schlüsselthemen wie Dekarbonisierung, Anpassung an den Klimawandel, Verbesserung der Sicherheit und Förderung von Innovationen ausgetauscht. So wurden z.B. bei Technologien wie Sustainable Aviation Fuels (SAF) schon große Fortschritte erzielt, wobei alle aktuellen Airbus-Flugzeuge für den Flug mit 50 % SAF zertifiziert sind. Der Flugzeugbuer arbeitet daran, bis 2030 eine 100 %ige SAF-Fähigkeit sicherzustellen. Aber es ist noch ein langer Weg: Weltweit nutzen weniger als 1 % der durchgeführten Flüge SAF. Um diese Technologie breiter auszurollen, braucht die Branche entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize. Dies ist etwas, was die ICAO und ihre Mitgliedsstaaten diskutieren und vorantreiben können.

Ebenso spielt die Wasserstofftechnologie eine klare Rolle im Bestreben, bis 2035 emissionsfreie Verkehrsflugzeuge auf den Markt zu bringen. Auch dies erfordert potenzielle Änderungen an Vorschriften und Zertifizierungsstandards und hat auch Auswirkungen auf Flughäfen und das Flugverkehrsmanagement. Dazu muss ein weltweiter Konsens gefunden werden. Quelle: DMM / Airbus