Europa ist auf US-Besucher angewiesen

Das Einreiseverbot für US-Staatsangehörige in die Länder der EU macht den US-amerikanischen Hotelketten mit ihren Upscale-Häusern in Europa schwer zu schaffen. Laut U.S. National Travel and Tourism Office kamen 2018 etwa 18 Mio. US-Bürger über den Großen Teich, 2019 ähnlich viele. Sie stehen z.B. bei Marriott für ein Fünftel aller Übernachtungen in Europa.

Ein Sommer ohne amerikanische Gäste in den europäischen Hotels der US-Ketten bedeutet zwar nicht den Untergang für die meist Luxus- und Upscale-Häuser, aber er bedeutet doch einen empfindlichen Einschnitt und nur niedrige Belegungsraten. Denn Keten wie Marriott oder Hilton sind ganz besonders auf ihre Landsleute angewiesen, die zumeist die Loyalitätsprogramme nutzen. In normalen Zeiten nutzen zudem Unternehmen und deren Geschäfts- und Tagungsreisende die nobleren Hotels. All‘ dies fällt seit März infolge der Corona-Pandemie weg.

Weniger heftig hingegen dürfe es die Midscale- und Budget-Hotellerie treffen. Accor z.B. ist in Europa mit zahlreichen Mittelklassehotels vertreten und wird deswegen nicht ganz so hart getroffen. Aber neben Accor, Choice Hotels und IHG spüren den Rückgang amerikanischer Gäste in Europa. Accor verweist darauf, dass acht von zehn Gästen aus einem Land der Europäischen Union kommen. Und auch IHG sieht das Ausbleiben der Amerikaner weniger dramatisch; denn die meisten Hotelgäste kommen aus Großbritannien, Deutschland oder Frankreich.

US-Touristen, ob geschäftlich oder Leisure, stehen für etwa 8 % der 570 Mrd. USD der europäischen Tourismus-Branche, so die United Nations World Tourism Organization. Das komplette Aussperren der Amerikaner birgt indes die Gefahr, dass die europäische Touristikbranche zumindest teilweise gelähmt wird, so Chekitan Dev, Professor an der  Cornell’s School of Hotel Administration. Seiner Ansicht nach wäre es sinnvoller, auf Corona gescreente US-Staatsangehörige in europäische Länder einreisen zu lassen. Die US-Gäste könnten ja bei der Ankunft an Europas Flughäfen getestet und ihre Wege innerhalb Europas getrackt werden, was unterm Strich eine ökonomisch bessere Alternative für die Tourismusbranche in Deutschland, UK, Frankreich etc. wäre, so Dev weiter.

Der Wissenschaftler schließt nicht aus, dass sich US-Amerikaner infolge von Europas Reisebann dazu entschließen, andere, außereuropäische Reiseziele aufzusuchen. Und sollten sie dabei gute Erfahrungen machen, könnte dies dem europäischen Tourismus dauerhaft schaden. Auch wenn einige Hotelunternehmen weniger auf Amerikaner setzen, mit denen sie ihre Hotelzimmer füllen könnten, so wissen sie doch, dass US-Gäste dennoch eine maßgebliche Rolle spielen. Quelle: European Travel Commission / U.S. National Travel and Tourism Office / DMM