Wirtschaftliche Faktoren und globale politische Unsicherheiten wirken sich weiterhin auf den Geschäftsreisesektor in Europa aus, wobei Westeuropa und die Schwellenländer Europas weiterhin auseinanderklaffen. Für europäische Geschäftsreisende ist die Unterkunft nach wie vor die größte Kategorie bei den Ausgaben für Geschäftsreisen, gefolgt von Essen und Trinken sowie Flugreisen. Multimodale und nachhaltigere Transportmöglichkeiten (Bahn) nehmen in der Region weiter zu. Zwar reden europäische Geschäftsreisende viel über Nachhaltigkeit, entscheiden sich aber noch oft genug für umweltschädlichere Reiseoptionen.
In der Fünf-Jahres-Prognose wird erwartet, dass die Ausgaben in Europa schneller wachsen als in den meisten anderen Regionen der Welt, aber langsamer als im asiatisch-pazifischen Raum, und dass sie bis 2028 517,2 Mrd. USD (476,6 Mrd. Euro) erreichen werden. Auf Europa sollen dann 25,8 % der erwarteten weltweiten Geschäftsreiseausgaben von 2.000 Mrd USD (1,84 Billionen Euro) entfallen.
Catherine Logan, GBTA Regional Senior Vice President, EMEA und APAC: „Diese regionale Analyse zeigt, dass der Wert und die Nachfrage nach Geschäftsreisen in Europa weiterhin stark sind. Gleichzeitig zeigt sie auch, wie wichtig es ist, die Bemühungen um eine nachhaltigere Branche zu beschleunigen. Der künftige Wohlstand der Geschäftsreisebranche hängt davon ab, dass die Nachhaltigkeit in allen Aspekten des Reiseerlebnisses verankert wird.“
Highlights aus dem GBTA BTI für Europa:
- Wachstum in Schwellenländern und Westeuropa: Während Westeuropa während der gesamten Erholungsphase nach der Pandemie schneller gewachsen ist als die Schwellenländer, wird für dieses Jahr erwartet, dass die Schwellenländer (14,7 %) zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine schneller wachsen als Westeuropa (9,8 %).
- In Westeuropa wird das Wachstum 2024 gleichmäßiger ausfallen. Da sich das Geschäftsreisewachstum in diesem Jahr abschwächt, wird für Westeuropa ein Wachstum der Geschäftsreiseausgaben von 9,8 % erwartet. In elf der 16 westeuropäischen Länder wird mit einem Ausgabenwachstum zwischen 7 und 13 % gerechnet.
- Nachzügler-Märkte übertreffen die Ausgaben vor der COVID: Mehrere westeuropäische Länder, die sich anfangs langsamer erholten, haben nun ihr Ausgabenniveau vor der Pandemie übertroffen. 2024 werden Spanien, Griechenland, die Niederlande, Österreich und die Schweiz ihre Ausgaben für Geschäftsreisen aus dem Jahr 2019 übertreffen.
Business Traveller und Umwelt:
- Die diesjährige GBTA BT-Umfrage unter 1.112 Reisenden in ganz Europa zeigt, dass das Bewusstsein für Umweltbelange gestiegen ist. 22 % der europäischen Geschäftsreisenden gaben an, dass die Begrenzung des Kohlendioxidausstoßes auf Geschäftsreisen für sie oberste Priorität hat und sie bereit sind, für einen geringeren Kohlendioxidausstoß auf Komfort zu verzichten. Das ist mehr als der weltweite Durchschnitt von 16 %.
- 32 % der Business Traveller Europas geben auch häufiger als die KollegInnen in Nordamerika (36 %) und im asiatisch-pazifischen Raum (35 %) an, dass sie „immer“ oder „oft“ an den CO2-Ausstoß denken, wenn sie entscheiden, ob sie eine Geschäftsreise antreten. Doch die Realität sieht anders aus: Bei den tatsächlichen Dienstreisen ─ etwa bei der Wahl nachhaltigerer Optionen, wenn es um Flüge (40 %), Unterkünfte (44 %) oder Mahlzeiten (42 %) hat das Thema Nachhaltigkeit einen geringeren Stellenwert.
- Auf die Frage, wie sie die Erreichung ihrer Geschäftsziele auf ihrer letzten Geschäftsreise bewerten, gaben 77 % der in Europa ansässigen Geschäftsreisenden an, dass sich ihre Reise „mäßig“ oder „sehr“ gelohnt habe.
Reiseformen:
- Die größte Kategorie bei den Ausgaben für Geschäftsreisen sind nach wie vor Übernachtungen. Mit 139,9 Mrd. USD (128,9 Mrd. Euro) ist sie in Europa auch größer als weltweit, gefolgt von Essen und Trinken (68,7 Mrd. USD bzw. 63,3 Mrd. Euro), Flugreisen (61,7 Mrd. USD bzw. 56,9 Mrd. Euro) und Bodentransport (45,8 Mrd. USD bzw. 42,2 Mrd. Euro).
- Ein Drittel der europäischen Geschäftsreisenden (34 % gab an, dass ihre letzte Geschäftsreise eine Flugreise beinhaltete. Das ist weniger als der Anteil weltweit (43 %) und in jeder anderen Region.
- Der Anteil der multimodalen Reisen (incl. Bahn und andere umweltfreundliche Verkehrsmittel) an den Geschäftsreisen in der gesamten Region steigt. Fast ein Drittel der europäischen Geschäftsreisenden (29 %) hat sich bei ihrer letzten Reise für die Bahn entschieden - deutlich mehr als der weltweite Durchschnitt von 19 %.
- Die Reisehäufigkeit der europäischen Geschäftsreisenden steht im Einklang mit anderen Regionen. Fast ein Viertel der europäischen Geschäftsreisenden (23 %) gibt an, dass sie heute „häufiger“ reisen als noch vor fünf Jahren. Umgekehrt sagt jeder Fünfte (22 %), dass er heute weniger häufig beruflich unterwegs ist. Weltweit sind heute mehr Geschäftsreisende „häufiger“ (28 %) als „weniger häufig“ (20 %) beruflich unterwegs.
- Europäische Geschäftsreisende schätzen, dass sie auf ihrer letzten Dienstreise durchschnittlich 2,9 Nächte an ihrem Reiseziel verbracht haben. Dies entspricht in etwa dem weltweiten Durchschnitt von 3,0 Nächten.
- Premium-Reisen sind in Europa weder mehr noch weniger verbreitet. Ein Viertel der Geschäftsreisenden in Europa (26 %) flog auf ihrer letzten Geschäftsreise in der Business Class. Dieser Anteil ist höher als in Nordamerika (21 %), aber niedriger als im asiatisch-pazifischen Raum (30 %) und in Lateinamerika (29 %).
- Wenn Geschäftsreisende auf ihrer letzten Reise in einem Hotel übernachteten, übernachtete fast ein Drittel der in Europa lebenden Reisenden in einem Luxus- (7 %) oder gehobenen Hotel (22 %). Dieser Anteil ist niedriger als in Nordamerika (36 %) und im asiatisch-pazifischen Raum (33 %)
Organisation von Dienstreisen. Ein großer Teil der Reisen in Europa wird nicht über ein Reisebüro abgewickelt: 45 Prozent der Reisenden buchen Flugtickets über Online-Reisebüros (OTAs) und nicht über verwaltete Unternehmenskanäle (31 Prozent). Auch bei der Hotelbuchung nutzen sie eher den Einzelhandel (41 %) als verwaltete Kanäle (28 %). Was die Art des genutzten Vertriebskanals angeht, so nutzen europäische Geschäftsreisende (27 %) eher ein Online-Reisebüro (OTA) als ihre nordamerikanischen Kollegen (17 %). Um ihren letzten Flug zu buchen, während nordamerikanische Reisende eher direkt bei einer Fluggesellschaft buchen (27 % gegenüber 18 %). Quelle: GBTA / DMM