GBTA-Skandal: Europas Geschäftsreiseverbände fordern restlose Aufklärung

Nach SAP Concur hat nun auch CWT die Zusammenarbeit mit dem US-Geschäftsreiseverband und Partner des VDR, „The Global Business Travel Association" aufgekündigt. Hintergrund sind die massiven Vorwürfe gegen GBTA-CEO Scott Solombrino (DMM berichtete). Auch sieben europäische Geschäftsreiseverbände, darunter der VDA, sind irritiert über die Vorgänge und fordern dringende und rasche Aufklärung, um Schden von der gesamten Geschäftsreisebranche abzuwenden.

Der US-Geschäftsreiseverband GBTA ist böse in Verruf geraten. Schuld ist sein CEO. Die europäischen Geschäftsreiseverbände sind irritiert und fordern rasches Handeln. Foto: flickr/DMM

Das Verhalten Solombrinos widerspricht unseren Vorstellungen eines anständigen Umgangs mit den Kunden und dem eigenen Personal absolut, so der VP und Chef externe Kommunikation/PR bei CWT, Julian Walker. Das Schreiben liegt auch DMM vor. Das CWT- Management hatte am 30. Juni ein das Schreiben mit der Aufkündigung der Zusammenarbeit an die GBTA-Vorsitzende Christle Johnson verfasst. Der Austritt von CWT erfolgte in der Nacht zum 01. Juli 2020. Die Travel Management Company beendete damit ganz offiziell die Mitgliedschaft beim Verband und zog gleichzeitig auch alle MitarbeiterInnen, die in irgendeiner Weise bzw. Funktion bei der GBTA tätig sind, zurück.

In dem Brief wird für gut geheißen, dass der GBTA-Vorstand den umstrittenen CEO am 19. Juni 2020 beurlaubt hat und eine Untersuchung der Vorgänge rund um den CEO eingeleitet hat. Jedoch ist CWT unzufrieden mit dem Fortschritt der Untersuchung. So schreibt Walker: „Wir sind enttäuscht darüber, dass es bis heute keine Resolution betreffend die Vorgänge gibt. Dies verstärkt das negative Ansehen des Verbands und seiner Mitglieder.“

Inzwischen haben sieben europäische Geschäftsreiseverbände ITM, VDR, DBTA, FBTA, NATM, NBTA and SBTA), darunter auch der VDR, ihre Besorgnis über die Angelegenheit zum Ausdruck gebracht. Die Vorwürfe von Frauenfeindlichkeit, Sexismus, Rassismus usw. gehen auch unsere Mitglieder etwas an, so das gemeinsame Statement. Insbesondere die Sprache, die der GBTA-CEO in einer E-Mail an das GBTA-Personal verwendete, alarmiert Europas Geschäftsreiseverbände. Verständlicherweise sind sie irritiert über die Art und Weise, wie der GBTA durch Solombrino geführt wird. Die Verbände wollen ihr weiteres Vorgehen davon abhängig machen, was bei der Untersuchung gegen den CEO herauskommt. So lange bleiben die Sieben im Dialog mit dem GBTA-Vorstand und wollen ihre Mitglieder über die weiteren Entwicklungen zeitnah informieren.

Tür soll freilich nicht für immer und ewig zugeschlagen bleiben, heißt es bei CWT weiter. CWT kann sich eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit dem weltweit größten Geschäftsreiseverband vorstellen unter der Bedingung, dass die Vorfälle restlos aufgeklärt werden. Und der GBTA, der sich dem Namen nach als weltweit aktiver Verband sieht, soll klar und deutlich demonstrieren, dass er die Geschäftsreisebranche tatsächlich repräsentieren kann. CWT‘s Reaktion ist übrigens nicht die einzige: Vorher hatte SP Concur die Unterstützung der GBTA gestrichen.

Scott Solombrino war erst im Mai einstimmig vom Vorstand zum CEO ernannt worden, als etwa ein Drittel der Verbandsbeschäftigen entlassen bzw. in Urlaub geschickt worden war. Bis zur Ernennung als CEO war Solombrino seit Mai 2019 in führender Position (Chief Operating Officer & Executive Director) beim Geschäftsreiseverband. Seitdem Solombrino in verantwortlicher Position agiert, hat sich die Fluktuationsraten stark erhöht. Nach dem Hire and Fire-Prinzip herrscht beim GBTA-Personal ein ständiges Kommen und Gehen. In die Schlagzeilen geriet der Verband erst vor Kurzem, als Solombrino vier farbige weibliche Angestellte aus dem Verband geekelt haben soll. Auch seien Mitarbeiter hinausgeworfen worden ohne ihnen die an sich zustehende Abfindung zuzugestehen.

Aufgeführt werden Aussagen des CEO, wonach alle Chinesen Mörder seien, alle Kanadier und Europäer ihm gleichgültig seien und Mexikaner soll er stets als Diebe bezeichnet haben. Insbesondere mit seiner frauenfeindlichen Haltung soll der CEO immer wieder sehr unangenehm aufgefallen sein. Nach seinen Worten sollten viel mehr Männer das Sagen haben, weil sie schlauer sind als Frauen und Frauen mit Technologien sowieso nicht umgehen könnten. Täglich soll der GBTA-CEO Angestellte, Vorstandsmitglieder, Einkäufer unter den Kunden und auch die Medien beleidigt haben. Seine Untergebenen soll er geistig minderbemittelt, als verrückt, als Idioten und als Langweiler beschimpft haben. Dem GBTA Verband bescheinigte er stets, undemokratisch zu sein und seine VorstandskollegInnen bezichtigte er der Untätigkeit und, dass er im Übrigen tun und lassen könne, was er wolle. Dass er selbst stets in den nobelsten Hotels abstieg, einen Chauffeurservice für sich und seine Familie auf Kosten der GBTA geordert hatte, nahm er als selbstverständlich. Den GBTA-Angestellten hingegen gönnte er nicht mal, sich einen Kaffee zu genehmigen. Quelle: CWT / DMM