Eurostar erwartet kein Chaos nach Brexit

Im Moment weiß niemand, ob der 29. März noch als Stichtag für einen Austritt Großbritanniens aus der EU Bestand haben wird. Es sieht eher danach aus, als ob der Austrittstermin verschoben werden soll. Nichtsdestotrotz gibt es dies und jenseits des Ärmelkanals Gerüchte, wonach Eurostar-Züge ab Anfang März „aus betrieblichen Gründen“ abgesagt würden und nach einem Brexit Warteschlangen von bis zu 15.000 Menschen im Londoner Bahnhof St. Pancras erwartet werden.

Eurostar wird auch nach einem ungeordneten Brexit verkehren wie gewohnt, oder auch nicht. Foto: Brian S.

SNCF-Chef Guillaume Pepy versicherte jetzt, dass der Betrieb der Eurostar-Hochgeschwindigkeitszüge, die zwischen London und Paris bzw, Brüssel und Amsterdam pendeln, auch ohne eine Brexit-Vereinbarung fortgesetzt werden kann, auch wenn es noch „Details“ zu klären gibt. „Die Grundlagen der Geschäftstätigkeit von Eurostar, auch wenn es keine Vereinbarung gibt, bestehen, da wir eine kontinentale Betriebsgesellschaft von Eurostar gegründet haben, die eine europäische Lizenz besitzen wird“, versicherte Guillaume Pepy. Bahnbetreiber, die nur eine britische Lizenz besitzen, wie es bei Eurostar vorher der Fall war, werden nach dem Brexit nicht mehr automatisch auf Strecken des europäischen Festlands verkehren können.

„Wir arbeiten jetzt an sehr, sehr konkreten Dingen, damit die Eurostar-Reisenden in jedem Fall richtig reisen können", sagte Herr Pepy vor Journalisten am Rande eines Besuchs von Verkehrsministerin Élisabeth Borne bei den Eisenbahnern am Gare de Lyon in Paris. Der SNCF-Chef sieht nach wie vor zwei Problembereiche zweiten Ranges, die in den nächsten Wochen gelöst werden müssen: Juristische Probleme mit Zertifikaten und Identitäts- und Zollkontrollen am Gare du Nord (in Paris) und in Saint-Pancras (in London).

Laut einem vertraulichen Bericht der britischen Regierung, der von der Financial Times veröffentlicht wurde, könnten sich am Bahnhof St. Pancras Warteschlangen von bis zu 15.000 Menschen bilden, die 1,6 km lang sind und den kanalübergreifenden Zugverkehr ernsthaft beeinträchtigen würden. Die SNCF ist zu 55 % an Eurostar beteiligt, weitere 30 % hält die Rentenkasse CDPQ aus Quebec, 10 % die britische Investmentgesellschaft Hermes Infrastructure, 5% die belgische Bahn SNCB.

Für Anfang März musste Eurostar einige Züge streichen. Britische Zeitungen wie der Independent äußerten den Verdacht, dass Wartungsarbeiten an den älteren Eurostarzügen der Class 373 fällig wurden und Eurostar nicht über genügend Ersatztriebzüge verfügt. Quelle: Le Figaro, BBC / DMM