Eurostar/Thalys planen Direktverbindung London-Frankfurt

Vor mehr als zehn Jahren plante die Deutsche Bahn ICE-Verbindungen von Frankfurt über Köln und Brüssel nach London. 2012 lautete seinerzeit der Zeithorizont für die Aufnahme des Betriebs über die gut 800 km lange Distanz. Nun plant angeblich das Management des britisch-französischen Hochgeschwindigkeitsbetreibers Eurostar zusammen mit Thalys eine Wiederbelebung der Idee.

Im Juni 2018 dann meldete die Deutsche Bahn, ihre Pläne für den internationalen Hochgeschwindigkeitsverkehr von London nach Köln und Frankfurt wegen "Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld" zurückzustellen. Und die die britische Zeitung The Independent berichtet, dass die ICE von Deutschland nach London nicht mehr auf der Agenda stünden,  obwohl im März 2018 noch von einem Start etwa 2020 berichtet worden war. Ausschlaggebend waren für die DB in erster Linie das wirtschaftliche Umfeld: Es hätte sich durch den Preiswettbewerb mit Billigfluggesellschaften deutlich verändert.

Die Deutsche Bahn hatte bereits frühzeitig mit den Vorbereitungen für den Betrieb der Züge begonnen und im Jahr 2013 erfolgreich ein Sicherheitszertifikat für den Verkehr durch den Ärmelkanaltunnel erhalten. Eine ICE-Einheit wurde damals zu Werbezwecken sogar im Bahnhof London St. Pancras ausgestellt.

Eurostar hat 2018 den direkten Verkehr von London nach Amsterdam mit Siemens-Verlaro-Züge der Class 374 aufgenommen; aber die Grenzkontrollen gestalten den Ablauf der Rückfahrten kompliziert, da die Passagiere derzeit in Brüssel umsteigen müssen, weil Großbritannien dem Schengen-Raum nicht angehört und der Amsterdamer Bahnhof nicht über die entsprechenden Einrichtungen verfügt. Mit dem nun vollzogenen Brexit könnte ein durchgehender Zugverkehr noch komplizierter werden.

Andererseits bereitet der britische Hochgeschwindigkeitsbetreiber High Speed One (HS1) in Zusammenarbeit mit Eurostar Hochgeschwindigkeitsverbindungen von London nach Bordeaux an und stellte in Aussicht, solch ein Produkt auch nach Frankfurt und Genf anbieten zu wollen. Unbestätigt ist eine neuerliche Meldung, wonach die britische Regierung und Eurostar neuerdings wieder über die Direktverbindung London-Frankfurt nachdächten. Das Bahnunternehmen wolle angeblich seine Flotte um weitere Hochgeschwindigkeitszüge aufstocken, mit denen nahtlose Verkehre von London in mehrere europäische Länder durchgeführt werden können. Das sagte der britische Verkehrsminister Grant Shapps gegenüber der britischen Daily Mail. Die meldete auf ihrem Online-Portal, dass durchgehende Züge nach Italien, Spanien und Portugal im Visier seien. Startbahnhof wäre stets London-St Pancras. Von dort aus sollen die Züge auch nach Deutschland und in die Schweiz fahren.

Unsinnig ist natürlich die Darstellung, Reisende würden auf der 600 km langen Strecke London-Köln nur knapp zweieinhalb Stunden unterwegs sein und nach Frankfurt nur 3.20 Stunden. Stand heute bräuchten die Eurostar e320-Züge über die Schnellstrecken HS1 in UK, Brüssel-Lüttich-Aachen-Köln und die Rennstrecke Köln-Frankfurt mindestens viereinhalb bis fünf Stunden.

Die Pläne sind Teil der geplanten Fusion der Bahnanbieter Eurostar und Thalys. Damit will die die französische Staatsbahn und Mutterkonzern SNCF die Bahnverbindungen zu und von der britischen Insel erweitern. Wann die neuen Verbindungen in Angriff genommen werden, ist bisher noch nicht klar. Quelle: Daily Mail / DB / DMM