Eurowings-Passagiere vor dem Stranden im Ausland bewahrt

Eine clevere Einsatztaktik für fliegendes Personal kam am Sonntag, 13. April 2025 zur Anwendung, als Passagiere einen Eurowings-Flug von Hurghada (Ägypten) für einen planmäßigen, fünfstündigen Flug nach Köln bestiegen. Letztlich wurden aus den fünf Stunden elf, aber die Passagiere strandeten wenigstens nicht unterwegs irgendwo im europäischen Ausland.

Bei einem Eurowings-Flug von Hurghada nach Köln wurden aus fünf elf Stunden Flugzeit, wobei die Passagiere noch viel Glück hatten. Foto: Eurowings

Obwohl sich der Abflug aufgrund der verspäteten Ankunft des Zielflugzeugs um fast zwei Stunden verzögerte, hatten die Passagiere beim Betreten der Kabine von Flug EW981 in Hurghada wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass sie dreimal landen würden, bevor sie schließlich zu Hause im Rheinland ankamen.

Kurz nach dem Abflug von Hurghada und dem Steigen auf eine Reiseflughöhe von 36.000 Fuß wurde ein medizinischer Notfall ausgerufen, nachdem ein Mann plötzlich erkrankt war. Zu diesem Zeitpunkt flog die B 737 bereits über das Mittelmeer Richtung Europa, und es gab nur wenige mögliche Landeplätze, den die Piloten hätten ansteuern können, damit der kranke Passagier dringend medizinisch versorgt werden konnte. Und so kam es denn dass der Jet etwa eineinhalb Stunden nach dem Start auf dem Flughafen Heraklion auf der griechischen Insel Kreta landen konnte, wo der Passagier ins Krankenhaus gebracht und das Flugzeug für den Rest des Rückflugs nach Deutschland aufgetankt wurde.

Der gesamte Vorgang dauerte jedoch einige Zeit, und das Flugzeug verließ Kreta erst nach weiteren zwei Stunden. Als die Boeing wieder in der Luft war, war klar, dass die erlaubte Einsatzzeit der Cockpit- und Kabinenbesatzung zur Neige ging und die Piloten wegen der Flugzeitbeschränkungen gemäß den europäischen Vorschriften keinesfalls bis nach Köln hätten fliegen dürfen. Als der Flug zum Start von Kreta bereit war, wussten die Besatzung und Eurowings bereits, dass sie das Flugzeug nicht legal den ganzen Weg zurück nach Deutschland bringen konnten.

Die Besatzung hatte ihren Arbeitstag in Köln begonnen, um den Hinflug zu übernehmen, der planmäßig um 7:10 Uhr abfliegen sollte. Europäische Vorschriften, bekannt als „Flugzeitbeschränkungen“, begrenzen die Arbeitszeit von Piloten und Flugbegleitern auf maximal 13 Stunden – im Falle einer unvorhergesehenen Verspätung kann diese auf 15 Stunden verlängert werden.

Doch anstatt die Passagiere über Nacht auf einer griechischen Insel stranden zu lassen, entwickelte das Eurowings-Operations-Management einen cleveren Plan, um das Flugzeug näher an Deutschland zu bringen, wo eine Ersatzbesatzung bereitstehen würde, um die Boeing für den Rest des Fluges zu übernehmen. In diesem Fall flog die Maschine, die vom Wetlease-Partner Smartwings betrieben wurde, nach Zagreb, Hauptstadt von Kroatien, wohin eine neue Besatzung zur Übernahme geschickt wurde. Für die Passagiere bedeutete das weitere zwei Stunden Wartezeit am Boden, bevor ihr B 737 schließlich zum dritten Mal abhob, um den Rest des Weges nach Köln zu fliegen. Schließlich erreichte Flug EW981 sein Ziel mehr als sechs Stunden nach der planmäßigen Zeit.

DMM kennt einen ähnlichen Fall, der sich wenige Tage vorher, am 08. April 2025 bei einem Flug von British Airways zugetragen hatte. Dabei nutzte British Airways dieselbe Taktik, um eine mehrere hundert  Passagiere von den Bahamas nach London-Heathrow zu repatriieren, nachdem die Boeing 777 aus medizinischen Gründen nach Gander in Kanada umgeleitet werden musste. Bei diesem Vorfall war sich die Fluggesellschaft darüber im Klaren, dass die Besatzung den Rest des Fluges von Gander nach London aufgrund von Flugzeitbeschränkungen nicht legal durchführen konnte, British Airways wollte das Flugzeug und die Passagiere jedoch nicht in Neufundland stranden lassen.

Stattdessen flog die Maschine von Gander nach Kefalik in Island, während British Airways eine Ersatzbesatzung in einer ansonsten leeren Maschine von ihrem Drehkreuz Heathrow aus entsandte, um die Passagiere in Island abzuholen.

Viele Boeing 777-Flugzeuge sind mit Mannschaftskojen ausgestattet, die die Flugzeitbeschränkungen der Piloten und Flugbegleiter erheblich hätten verlängern können. Dieses Flugzeug verfügte jedoch nicht über Ruheräume für die Besatzung. Quelle: DMM