Fällt Europcar wieder an Volkswagen?

Der Volkswagen-Konzern plant eine Mehrheitsübernahme des finanzkranken Autovermieters Europacar. Zusammen mit den Londoner Finanzinvestoren Attestor (ist aktuell dabei, die Mehrheit der Ferienfluggesellschaft Condor zu übernehmen) und Pon Holdings soll der Kauf vonstatten gehen.

Die Europcar Mobility Group, börsennotierte, 1949 gegründete, französische Autovermietung, und eines der großen Car Rental-Unternehmen in Europa, soll möglicherweise an den Volkswagenkonzern verkauft werden, der die Car Rental-Firma vpn 1988 bis 2006 schon einmal besaß. Angeblich würde der Deal zu der Mobilitätsstratgie der Wolfsburger ganz gut passen. Laut Insidern soll der Eigner der Europcar Mobility Group, Eurazeo, ein unverbindliches Angebot über 44 Cent je Aktie abgelehnt haben. Das entspricht rund 2,2 Mrd. Euro. Für etwa dieselbe Summe hatte vor 15 Jahren Eurazeo den Wolfsburgern Europcar abgekauft.

Europcar wurde 1949 in Paris von Raoul-Louis Mattei unter dem Namen „The Automobile Subscription“ gegründet. Der Markenname „Europcar“ entstand im Jahr 1951. Nach rund 20 Jahren steten Wachstums wurde das Unternehmen 1970 von Renault, dem Eisenbahnunternehmen Compagnie Internationale des Wagons Lits und dem Hotelkonzern Accor übernommen. Seit 1988 dann akquirierte Volkswage sukzessive Unternehmensanteile von Europcar, bis die Autovermietung schließlich im Jahr 1999 zu einer 100 %- Tochtergesellschaft der Wolfsburger wurde.

2006 wiederum kaufte die Investmentfirma Eurazeo den Autovermieter VW ab. Die Höhe der Transaktion betrug das 2,4-fache des Jahresumsatzes von Europcar in 2005. Im Jahr 2010 schloss sich Europcar mit der Daimler AG zusammen, um das Carsharing-Angebot car2go in Hamburg zu starten. Im Januar 2015 kaufte Europcar den Anbieter Ubeeqo, ein Startup-Unternehmen, welches sich auf Firmen-Carsharing spezialisiert hate. Im Mai 2015 gab Europcar seinen Börsengang bekannt. 2017 übernahm Europcar den deutschen Autoverleih Buchbinder und den spanischen Anbieter Goldcar.

2020 rutschte Eurazeo tief in die Verlustzone. Im November 2020 wurde daher eine umfangreiche Restrukturierung der Verbindlichkeiten Europcars, einschließlich der Reduzierung der Schulden um 1,1 Mrd. Euro, verbunden mit einer Kapitalerhöhung und einer Refinanzierung der Flottenfinanzierung angekündigt. Auf diese Weise wurden die bestehenden Schuldner zu bedeutenden Neuaktionären und bestehende Aktionäre auf unter 10 % verwässert.

Am 14. Dezember 2020 schließlich beantragte der Autovermieter beim Pariser Handelsgericht ein Schutzschirmverfahren und wenig später stellte der Autovermieter einen Antrag nach Chapter 15 des US-Konkursrechts. Unterm Strich verlor Europcar massiv an Wert, was dem vormaligen Eigentümer VW nicht ganz unrecht bei seinem jetzigen Bestreben ist, den kranken Autovermieter zu übernehmen. Quelle: Volkswagen / Eurazeo / DMM