Fahrpläne sind nur noch Makulatur

Das Bahn-Management früherer Jahre aber auch die unfähigen Bundesverkehrsminister der 1970er Jahre bis heute haben die ehemalige Deutsche Bundesbahn und heutige Deutsche Bahn in Grund und Boden gewirtschaftet. Im Gegensatz zum früheren Management beschönigt die heutige Führungsspitze beim Schienennetz die dramatische Lage nicht. Marodes Schinennetz, nicht selten "nicht bahnfeste“ neue Züge, veraltete Stellwerkstechnik und eine aus den Fugen geratene Fahrplanstruktur sind die Konsequenzen, mit denen sich die Kunden (Bahnfahrgäste) und Eisenbahner herumschlagen müssen.

60 Jahre lang wurde an den meisten Bahnstrecken Deutschlands kaum etwas saniert. Jetzt, da der Bahnverkehr kaum noch funktioniert, muss mit einem riesigen finanziellen und logistischen Aufwand repariert werden, was absolut unfähige Bahnmanagements und Verkehrsminister verbrochen haben. Fotos: G. Zielonka

Die DB lässt nahezu alle Bahnhöfe, die nicht in gößeren Städten liegen, verkommen. Hier Dettelbach an der Magistrale Nürnberg-Würzburg.

Aufgrund der maroden Trassen müssen die Fahrpläne ständig geändert werden – Ein Mitglied des Aufsichtsrats spricht von „Kontrollverlust“! Allein in den ersten sieben Monaten 2024 hätten Fahrpläne zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden müssen, berichtet die „SZ“. Ein geordneter Ablauf des Zugverkehrs sei kaum noch möglich. Gegenüber der SZ sollen Stimmen von einer desolaten Lage gesprochen haben und von einer miserablen internen Kommunikation ... Es werde mit jedem Tag schlimmer, berichtet eine Bahn-Beschäftigte. Und ein Triebfahrzeugführer bezeichnete seinen Arbeitgeber als „maroden Sanierungsfall“ und fügte hinzu, er schäme sich mittlerweile jeden Tag für dieses Unternehmen.

Die Planung der Zugfahrten gerät zunehmend zum Lotteriespiel, heißt es in internen Kreisen der DB. Fahrpläne würden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt, sagte ein Mitglied des Bahn-Aufsichtsrats der SZ. Die Sicherheit des Zugverkehrs sei dadurch zwar nicht beeinträchtigt, die Folgen seien dennoch „katastrophal“. So konnten sich die vielen Millionen von Fahrgästen, darunter auch hunderttausende Geschäftsreisende, nicht mehr darauf verlassen, dass die Züge so fahren wie angekündigt. 

Die Gründe für den Niedergang und abnehmende Zufriedenheit mit dem System Bahn sind vielfältig. Ein ganz wesentlicher Grund aber ist die jahrzehntelange Vernachlässigung des aktuell ca. 34.400 km umfassenden Bahnnetzes. Es wurde auf den meisten Strecken auf Verschleiß gefahren, viele Tausend km Gleise, vor allem Überholgleise, wurden in fahrlässigster Weise abgebaut, abertausende Weichen verschwanden und heute bieten die meisten Bahnhöfe mit Ausnahme der Metropolen ein trostloses Bild. 

Ständig kommen neue Langsamfahrstellen „in einer Größenordnung dazu, die man bisher nicht kannte“, heißt es aus dem Aufsichtsrat. Solche Langsamfahrstellen werden eingerichtet, damit Mängel an Gleisen, Weichen oder Brücken nicht zu Unfällen führen. Zu allem Übel hat Deutschland heute die älteste Stellwerkslandschaft in Westeuropa“, sagte Philipp Nagl, Vorstandschef der DB Infrago, die als DB-Tochter das Schienennetz und die Bahnhöfe betreibt. Nagl ist Österreicher und hat lange bei der ÖBB gearbeitet, die ebenso wie die Schweizerischen Bundesbahnen als Vorbild nicht nur für die Deutsche Bahn gilt.

Mit dem größten Sanierungspensum seit Jahrzehnten wird es laut Nagl 2024 zwar „erstmals gelingen, die Überalterung der Infrastruktur zu stoppen und die Trendwende einzuleiten“. Aber diese Trendwende dauert eben. Er schätzt, dass zehn Jahre nicht reichen werden, um das Schienennetz in Ordnung zu bringen. Quelle: DMM / SZ