Fataler Fehler führte zum Absturz

Der Absturz einer nagelneuen Passagiermaschine B 737 MAX der indonesischen LC-Fluglinie Lion Air am 29. Oktober 2018 mit 189 Todesopfern ist auf gravierende technische Probleme zurückzuführen. Der schon tags zuvor fluguntüchtige Jet hätte niemals starten dürfen, so der Zwischenbericht der Flugaufsichtsbehörde KNKT.

Flug JT 610 war nur 11 Minuten nach dem Start in Jakarta ins Meer gestürzt (DMM berichtete). Laut Seattle Times und CNN hatten die Piloten sofort nach dem Abheben mit heftigen Problemen zu kämpfen. Sie erbaten die Rückkehr zum Flughafen, weil sie den Jet nicht unter ihre Kontrolle brachten. In dem Moment, als die beiden Flugzeugführer die Wing-Flaps (Auftriebshilfen) in rund 950 m Höhe einzogen, begann die Maschine sich zu schütteln. Zehn Minuten kämpften die Piloten gegen das neue Anti-stall flight-Control-System (Maneuvering Characteristics Augmentation System, kurz MCAS) an, das automatisch das Höhenruder der neuesten Boeings verstellt. Aber das MCAS arbeitete fehlerhaft und signalisierte den Piloten 26mal, dass die Nase des Flugzeugs abgesenkt werden soll. Ein fatales Signal, das letztlich zur Katastrophe führte.

Die Untersuchungen des Flightrecorers brachten zu Tage, dass einer von zwei Sensoren des MCAS, das automatisch Winkel-Korrekturen zur Gleichgewichtslage der Boeing vornehmen soll, dem Bordcomputer falsche Messwerte mitgeteilt hatte. Dadurch wurde den Piloten fälschlich angezeigt, dass die Nase des Flugzeugs um etwa 20 Grad zu weit nach oben ragte und deshalb ein Strömungsabriss drohe. Das System korrigierte daraufhin den Winkel automatisch, die Nase des Jets senkte sich nach unten. Für die Software und den defekten Sensor war dadurch alles in Ordnung. Tatsächlich aber rauschte die Maschine nach unten. 26 Mal wiederholte sich die Prozedur, 26mal versuchten die Piloten den Jet wieder in Gleichgewichtslage zu manövrieren, wobei die Boeing aber immer tiefer sank und am Ende mit 730 km/h auf die Meeresoberfläche aufschlug, explodierte und versank. 

Die drei US-Pilotengewerkschaften kritisierten Boeing nach dem Unglück dafür, dass Piloten nicht ausreichend (lackof information) über dieses neue System informiert worden waren. Seitens der Boeing Company gab es keine detaillierten Informationen zur Funktionsweise des Maneuvering Characteristics Augmentation Systems in den neuesten Handbüchern. Die Air Line Pilots Association schrieb an Dan Elwell, Administrator bei der Federal Aviation Administration (FAA), dass es mit dem MCAS einen signifikanten Fehler gebe. Laut Flugzeugbauer ist korrekt, dass das MCAS nicht direkt im Manual beschrieben wird. Aber in den „Standard-Vorgehensweisen sei beschrieben, wie man das System ausschalten und den  Anströmwinkel der Maschine händisch kontrollieren kann.

Indes hatte die Unglücksmaschine schon tags zuvor dasselbe Problem und war demzufolge fluguntüchtig. An jenem 28. Oktober musste die Cockpitbesatzung auf einem Flug von Bali nach Jakarta die Fluglage der Boeing 737 immer wieder händisch korrigieren. Außerdem meldete der Bordcomputer laufend widersprüchliche Angaben zu Geschwindigkeit und Flughöhe. Und auch bei diesem Flug wollte der Bordcomputer immer wieder die Maschine in eine instabile Fluglage bringen. Doch war es den Piloten gelungen, das todbringende System abzuschalten. Die Maschine landete sicher. Unklar ist, ob die Piloten der dann abgestürzten Maschine den Abschaltmodus kannten bzw. in ihren Unterlagen nicht fanden. Allerdings ist der Stimmenrekorder noch nicht gefunden worden. Die Vorwürfe richten sich nun an den Hersteller Boeing aber auch an die Maintenance-Gruppe von Lion Air, die über den Fehler bescheid wusste, dennoch den Jet für einen weiteren Flug freigab. Quelle: Seattle Times / DMM