FC Liverpool lehnt Kempinski-Nobelherberge ab und wird gefeiert

Der britische Fußballclub FC Liverpool beweist Rückgrat: Das Team lehnt es ab, im Marsa Malaz Kempinski in Doha zu übernachten, weil dort gravierend gegen die Menschenrechte verstoßen wurde. Konkret geht es um Arbeitsgesetze, miserable Arbeitsbedingungen beim Bau des Hauses und dergleichen mehr. Letzteres hatte der Guardian aufgedeckt. Der Fußballclub erntet für seine Haltung viel Lob in aller Welt.

 

Wegen sklaverischer Ausbeutung von Arbeitern lehnt der FC Liverpool ab, im Kempinski the Pearl in Doha abzusteigen. Foto: Kempinski

Zwischen 11. und 21. Dezember 2019 findet die Fifa-Klub-Weltmeisterschaft 2019 zum ersten Mal in Katar statt. Das Turnier soll den besten Verein der Welt küren. Neben den sechs Siegern der kontinentalen Meisterwettbewerbe auf Klubebene aus Asien, Afrika, der Karibik, Nord- und Zentralamerika, Südamerika, Europa und Ozeanien tritt auch der Meister aus der Liga des Gastgeberlandes an. Für Europa nimmt der amtierende Champions-League-Sieger, der FC Liverpool, teil.

Der Verein des deutschen Trainers Jürgen Klopp sorgte vor dem Turnier für Aufsehen: Dem FC Liverpool, der im Halbfinale gesetzt ist und somit erst am 18. Dezember ins Geschehen einsteigt, wurde von der Fifa das Luxushotel Marsa Malaz Kempinski in Doha zugeteilt, doch der Klub weigert sich laut dem britischen Guardian dort abzusteigen. Der Grund für die Absage entfachte Respektsbekundungen in aller Welt.

Die Fifa, die sich ohnehin um derlei Belange nicht schert, hatte den „Reds“ die Luxusherberge zur Club-WM im Dezember 2019 zugeteilt. Auf dem Portal „theathletic.co.uk“ heißt es “Liverpool reject Qatar hotel over ethical concerns”.  Der FC Liverpool hatte den "Modern Slavery Act" von 2015 unterzeichnet und sich dazu verpflichtet. Der Klub wolle damit verhindern, dass Arbeitnehmer in Lieferketten und in den Partner-Unternehmen "moderner Sklaverei" ausgesetzt sind. Der Verein teilte dem Fußball-Weltverband daher mit, dass er in ein anderes Hotel auf das Festland wechseln werde, welches nicht unter derartigen Arbeitsbedingungen gebaut worden sei. 

Laut Guardian hätten Arbeitskräfte Löhne weit unterhalb des Mindestlohns verdient. So habe  manches Personal in 12-Stunden-Schichten bei 45° C arbeiten müssen und umgerechnet nicht einmal 10 Euro am Tag bekommen. Im Bericht des Guardians ist die Rede von monatelang fehlenden „freien Tagen“ der Angestellten und kaum zu leistenden Strafzahlungen bei angeblichen Regelverstößen.

Marsa Malaz Kempinski macht im Internet auf sich aufmerksam als Nobelhotelanlage mit feinster europäischer Architektur gepaart mit traditionellen arabischen Elementen in allen 281 Luxuszimmern einschließlich 69 Suiten. Das nach dem Guardian-Bericht in Verruf geratene Kempinski-Hotel, das sich die Perle Dohas nennt, ist auf einer Art Insel nahe Porto Arabia und dem Medina Central District zu finden. Auch Tripdvisor und die einschlägigen Touristikkonzerne bzw. -veranstalter jubeln das Haus hoch und erwähnen die fatalen Arbeitsbedingungen von Beschäftigten bei der Realisierung des Hauses mit keiner Silbe.

Das Emirat Katar steht seit Jahren wegen der unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf Großbaustellen in der Kritik. Vor allem die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022 und die Baustellen der Stadien sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Quelle: The Guardian / DMM