Fehlende Geschäftsreisende machen die Economy teurer

In Zukunft werden schätzungsweise 19 bis 36 % der Geschäftsreisenden ausbleiben. Damit die Airlines der Lufthansa-Gruppe diese wichtigen Einnahmen auf andere Weise generieren kann, werden mit hohrer Wahrscheinlichkeit die Economy-Tickets verteuert. Wann genau das sein wird und auf welchem Weg die Tarifanpassungen erfolgen werden, werden wir im Lauf des Jahres 2021 erfahren.

Die Corona-Pandemie hat die gesamte Touristikbranche weltweit auf den Kopf gestellt. Unbeschwert verreisen war einmal. Gleichzeitig haben die Firmen weltweit einen regelrechten Digitalisierungsschub erlebt.

Laut Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) machen bei der Lufthansa-Tochter SWISS 10 bis 15 % der rentabelsten Geschäftsreisenden bis zu 40 % aller Passagiereinnahmen aus. Bei der Lufthansa Group sind es sogar rund 50 %. Plötzlich war Homeoffice für die meisten Business Traveller Pflicht und vormals persönliche Treffen unter Geschäftsleuten werden über Kontinente hinweg online abgehalten. Wieso viel bezahlen und lange Flugreisen auf sich nehmen, wenn der Besuch auch virtuell stattfinden kann? Der Trend oder besser das Ausbleiben der zahlungskräftigen Klientel wirkt sich nachhaltig auf das Geschäftsmodell vieler Airlines aus.

Den Airline-Managern stellt sich natürlich die Frage, wie diese fehlenden Einnahmen wett gemacht werden können. Aktuell sind aufgrund der Krise nur wenige Business-Kunden unterwegs. Ein Teil davon wird auch in Zukunft nicht zurückkehren, denn immer mehr Firmen weltweit setzen aus Einsparungsgründen im Fall der Geschäftsreisen auf Online-Meetings. Die Fluggesellschaften müssen sich also überlegen, wie sie mit weniger Geschäftsreisenden trotzdem zu ihrem Geld kommen.

Der US-amerikanische IdeaWorks President und Airline-Experte Jay Sorensen hat berechnet, dass die Geschäftsfliegerei nie mehr das hohe Niveau von 2019 erreichen, sondern in Zukunft  19 bis 36 % darunter liegen wird. Wenn dem so ist, müssen die Fluggesellschaften bei ihren anderen Passagieren das Geld hereinholen. Und damit sind wir bei der Economy. Deren Gäste  müssen in Zukunft wohl tiefer in die Tasche greifen. Schon jetzt sind viele Fluggesellschaften dabei, ihre Preisstrukturen für die günstige Reiseklasse rund um die gewinnbringenden Geschäftsreisenden aufbauen.

Als mögliche Lösungen, um trotzdem noch rentabel zu fliegen, nennt Sorenson z.B., dass Flugpläne zusammengestrichen werden könnten, Destinationen weniger häufig angeflogen oder es werden verstärkt Premium Economy-Sitze angeboten. Die sind teurer als die Economy, liegen preislich aber immer noch unter der Business Class. Zudem bietet die Zwischenklasse etwas mehr Komfort als die „Holzklasse“.

Die Swiss plant, einen Teil des Einnahmeausfalls infolge fehlender Geschäftsreisender mit teureren Economy-Sitzen auszugleichen, wie es der scheidende Swiss CEO Thomas Klühr sagt. Er glaubt, dass das Produkt Premium Economy bei der Swiss künftig eine wichtige Rolle spielen wird – sowohl für preissensible Geschäftskunden wie auch für jene privat reisenden Gäste, die für einen etwas höheren Komfort gegenüber der Economy bereit sind, dafür mehr zu bezahlen. Nichtsdestotrotz sollen auch die normalen Eco-Sitze nicht mehr zu den heute üblichen und aus Sicht der Airlines zu niedrigen Preise angeboten werden.

Ein Anfang wurde in der Lufthansa-Gruppe mit dem neuen Preissystem „Continuous Pricing“ gemacht, das auf Europastrecken seit 20. Oktober angeboten wird. Bei Continuous Pricing geht es darum eine durchgehende Preiskurve zu schaffen. Dadurch sollen Tarife zwischen zwei Buchungsklassen angeboten werden können. Das Continuous Pricing ermöglicht Angebote zwischen den bisherigen Preisklassen und verhindert so, große Preissprünge zu vermeiden. Continuous Pricing soll nur zur Anwendung kommen, wenn es einen Preisvorteil verschafft. Trotzdem wird Fliegen mit Sicherheit 2021 teurer. Preistreibend wirken wird z.B. die neue CO2-Abgabe. Dennoch ist zumindest in den kommenden Monaten noch nicht mit höheren Economy-Tarifen zu rechnen. Quelle: Lufthansa / IdeaWorks / travelnews.ch / DMM