Fehmarnbeltquerung: Bauarbeiten jetzt auch auf deutscher Seite

Die zuständigen dänischen Behörden und der Bauherr Femern A/S seien beim Fehmarnbelt-Projekt "unnötige finanzielle Risiken" eingegangen, als viele Jahre vor Ablauf der Genehmigungsverfahren der deutschen Behörden Großaufträge in Milliardenhöhe ausgeschrieben worden seien, kritisiert der dänische nationale Rechnungshof (Rigsrevisionen) in seinem am 17. Januar 2022 herausgegebenen Bericht. Inzwischen haben die Bauarbeiten auch auf deutscher Seite begonnen.

2029 sollen ICE von Hamburg über Lübeck und den Fehmarnbelttunnel nach Kopenhagen rauschen. Skizze: DB

Die Planungen für die Fehmarnbeltunterquerung stehen. Plan: DB

Der Bericht des Rechnungshofs befasst sich mit der Verwaltung der Projektphase der Fehmarnbelt-Querung durch Femern A/S und das Verkehrsministerium bis zur Vergabe der Aufträge für die großen Tunnelarbeiten. Mit der Untersuchung soll beurteilt werden, ob das Verkehrsministerium und Femern A/S die Planungsphase der Fehmarnbelt-Querung zufriedenstellend gemeistert haben.

Wie DMM im September 2008 meldete, unterzeichneten damals Dänemark und Deutschland einen Staatsvertrag über eine Feste Fehmarnbeltquerung. Dänemark verpflichtete sich, die Verbindung zu planen, zu finanzieren und zu bauen und für ihren künftigen Betrieb und ihre Instandhaltung zu sorgen. Das damalige Ziel war, die Verbindung im Jahr 2018 für den Verkehr freizugeben. Das Budget für die Verbindung von Küste zu Küste beläuft sich auf etwa 53 Milliarden DKK (7 Mrd. Euro), Preise von 2015.

Die Planungsphase dauerte freilich viel länger als erwartet. Von der Verabschiedung des Planungsgesetzes im März 2009 bis zum vollständigen Baubeginn im November 2020 vergingen insgesamt 11½ Jahre. Die Verspätung ist vor allem auf die Verzögerung bei der Erlangung der deutschen behördlichen Genehmigung für den Bau der Fehmarnbelt-Querung zurückzuführen, die dazu führte, dass die Bauarbeiten in Deutschland erst etwa acht Jahre nach dem geplanten Termin beginnen konnten. Derzeit wird auf beiden Seiten des Fehmarnbelts gebaut, und Femern A/S rechnet damit, dass die Bahn- und Straßen-Verbindung 2029 für den Verkehr freigegeben wird.

Die staatlichen Rechnungsprüfer stellen fest, dass das Verkehrsministerium und Femern A/S bei der Verwaltung der Planungsphase der Fehmarnbelt-Querung die Risiken von Verzögerungen im deutschen Genehmigungsverfahren und finanzielle Risiken nicht angemessen berücksichtigt haben. Der Staatliche Rechnungshof hält es auch für "nicht ganz zufriedenstellend", dass das Verkehrsministerium das Projektgesetz 2009 dem Parlament zur Verabschiedung vorgelegt hat, ohne ausreichend Zeit für das deutsche Genehmigungsverfahren einzuplanen - obwohl dem Ministerium bekannt war, dass sich das Projekt verzögerte und es unsicher war, wie lange das deutsche Genehmigungsverfahren dauern würde. Gleichzeitig hielt das Ministerium an dem Ziel fest, die Fehmarnbelt-Querung im Jahr 2018 zu eröffnen, obwohl dies nicht realistisch war. So hat das Verkehrsministerium im Text des Staatsvertrags mit Deutschland und im Vorschlag für das Gesetz über das Fehmarnbelt-Querungsprojekt an dem Eröffnungsjahr 2018 festgehalten, obwohl dem Ministerium bewusst war, dass dieser Zeitplan nicht eingehalten werden kann.

Bau der Fehmarnbelt-Querung. Die Fehmarnbelt-Querung wird als 18 km langer Absenktunnel mit einer vierspurigen Bundesstraße 207 und einer zweigleisigen elektrifizierten Eisenbahnstrecke gebaut. Der Absenktunnel trägt zusammen mit dem Erhalt der Fehmarnsundbrücke den verkehrlichen Erfordernissen im Hinblick auf Leichtigkeit und Sicherheit. Die Fertigstellung wird für 2029 erwartet. Der offizielle Baubeginn erfolgte im Januar 2021 nach einer mehr als zehnjährigen Vorbereitungszeit und mehreren Verzögerungen aufgrund deutscher Umweltklagen. Die Baukosten einschließlich Reserven belaufen sich auf 53 Mrd. DKK (7 Mrd. EUR, Preise von 2015).

Auf vier große Bauaufträge entfallen rund 30 Mrd. DKK (4 Mrd. EUR) des gesamten Projektwerts. Das Konsortium Femern Link Contractors (FLC) wird den Fehmarnbelt-Tunnel selbst bauen, der aus 89 Betonelementen besteht, sowie Portalgebäude und Rampen sowohl auf dänischer als auch auf deutscher Seite. FLC besteht aus den folgenden Unternehmen: Vinci (Frankreich), Per Aarsleff A/S, Wayss & Freytag (Deutschland), Max Bögl (Deutschland), CFE (Belgien), Solétance-Bachy (Frankreich), BAM (Niederlande) und Cowi A/S als Berater. Der vierte und letzte große Bauauftrag geht an das Konsortium Fehmarn Belt Contractors (FBC). Dieser Vertrag umfasst den Aushub des Tunnelkanals und die Arbeitshäfen auf dänischer bzw. deutscher Seite. FBC besteht aus: Boskalis (Niederlande), Van Oord (Niederlande) und Sweco Danmark A/S als Berater.

Auf deutscher Seite plant die DB Netz AG eine leistungsstarke Bahnverbindung zwischen Lübeck und Fehmarn als Anbindung des Fehmarnbelt-Tunnels Durch den Ausbau auf durchgehend zwei elektrifizierte Gleise entstehen direkte und schnelle Zugverbindungen zwischen Hamburg, Lübeck und Kopenhagen im Fern- und Regionalverkehr. Mit Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels wächst die Belt-Region enger zusammen und im europäischen Schienennetz werden die nötigen Kapazitäten geschaffen, um die stetig wachsenden Verkehrsströme durch Europa langfristig und umweltverträglich zu bewältigen. Durch besseren Nah- und Fernverkehr verbinden der Tunnel und die Schienenanbindung die Menschen und damit die Kulturen auf beiden Seiten der Ostsee. Quelle: Rigsrevisionen, Ingeniøren / DB / DMM