Fiat+Abarth: 190 Jahre Automobilgeschichte

Fiat feiert 120. Geburtstag und die Sportwagentochter Abarth 70. Die italienische Traditionsmarke hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, spielt heute aber als italoamerikanisches Unternehmen Fiat Chrysler Automobiles N.V. (rechtlicher Sitz in Amsterdam und operative Hauptzentrale in London), entstanden aus der Fusion der italienischen Fiat S.p.A. und US-amerikanischen Chrysler Group LLC, eine große Rolle in Europa und den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen wurde infolge der kompletten Übernahme von Chrysler durch Fiat im Januar 2014 gegründet. In Deutschland gibt es seitdem die FCA Germany AG und die FCA Bank Deutschland GmbH. Fiat und Abarth feiern die runden Geburtstage mit attraktiven 120th Sondermodellen der Baureihen Fiat 500, Fiat 500X und Fiat 500L sowie mit den „70th Anniversary“ Modellen der Baureihen Abarth 595 und Abarth 124 spider.

Mit dem Fiat Topolino landete der italienische Autobauer einst einen Riesenerfolg. Foto: GZ

Editionsmodell Abarth 124 Rally Tribute, von dem in Deutschland nur ganze 13 Stück verfügbar sein werden. Foto: GZ

Fiat feiert den 120. Geburtstag der Marke mit den besonders attraktiven 120th Sondermodellen der Baureihen Fiat 500, 500X und 500L. Foto: GZ

Wer weiß, wie die Entwicklung FCA’s weiter gegangen wäre, hätten FCA und der französische Autobauer Renault zusammengefunden. Aber FCA hatte kurz nach dem Wunsch einer Fusion mit den Franzosen doch noch einen Rückzieher gemacht. In Frankfurt, dem deutschen Sitz von FCA, hatte DMM die Gelegenheit, einige der Editionsmodelle zu fahren. Und in Frankfurt gab Komunikationschef Sascha Wolfinger denn auch einen Ausblick auf die Zukunft. Die könnte ein Serienmodell des in Genf vorgestellten Konzeptfahrzeugs Fiat Centoventi sein, ein Automobil mit modularen Batteriepacks für stufenweise erweiterbare Reichweite von bis zu 500 km und einem bisher nicht gekannten Individualisierungsprogramm 4U: Das ist ein konfigurierbares Interieur (Sitze) mit innovativen Accessoires, verschiedenen Dächern, Stoßfängern, Designkits  zur Wahl etc.. Aber das ist noch Zukunftsmusik. 2020 jedenfalls wollen die Italiener erst mal mit einem batterieelektrischen Fiat 500 mit mehr oder weniger konventionellem Aussehen in die Welt der Stromer einsteigen.

Ein bisschen Historie: Turin war Ende des 19. Jahrhunderts ein Zentrum des Karosseriebaus – bis dahin allerdings von Pferdekutschen. Am 11. Juli 1899 gründeten sieben Geschäftsleute die Fabbrica Italiana di Automobili Torino (abgekürzt FIAT). Zu den Gründervätern zählte auch Giovanni Agnelli, der 1902 zum Geschäftsführer ernannt wurde. 1906 beträgt die Jahresproduktion 1.150 Fahrzeuge. Das 1912 präsentierte Modell Zero wurde mit einer Stückzahl von rund 2.000 der erste große Verkaufserfolg. Das Unternehmen, das bald auch Flugzeuge sowie Schiffsmotoren und Eisenbahnen fertigte, wuchs rasant. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 120 im Jahr 1900 auf rund 40.000 Mitarbeiter zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918. Mit dem Werk Lingotto, eröffnet 1922, setzte Fiat einen neuen Industriestandard. Die Fabrik war mit einer Nutzfläche von 153.000 m2 auf fünf Stockwerken die größte ihrer Art in Europa, gefertigt wurde nach amerikanischem Vorbild an Fließbändern. Berühmt war das Werk durch die heute noch erhaltene Test- und Einfahrstrecke auf dem Dach.

Agnelli, von 1920 bis zu seinem Tod 1945 Präsident von Fiat, wollte das Automobil auch dem sogenannten kleinen Arbeiter zugänglich machen. Dieses Ziel wurde mit den Modellen 509, 508 und 500 „Topolino“ umgesetzt.  1922 wurde in München die Deutsche Fiat Automobil-Verkaufs-Aktiengesellschaft gegründet, der Vorläufer der heutigen FCA Germany AG. Der Fiat 1400 war 1950 das erste Modell der Marke mit selbsttragender Karosserie und wahlweise auch mit Dieselmotor (ab 1953). 1955 landete Fiat mit dem Modell 600 den nächsten Volltreffer. Vom „Seicento“ werden bis 1969 mehr als 4 Mio. Stück produziert. Zwei Jahre später folgt der Fiat 500, vom „Nuova Cinquecento“ werden bis 1977 rund 3,7 Mio. Exemplare gebaut.

Der große Erfolg der Kleinwagen aus Turin ließ die Fahrzeugproduktion bei Fiat von etwa 70.000 im Jahr 1949 auf knapp 340.000 1958 und rund 1,7 Mio. im Jahr 1968 ansteigen. Ende der 1960er-Jahre kamen rund 95 % aller Kraftfahrzeuge Italiens von Fiat, das Unternehmen zählte 1971 rund 182.000 Mitarbeiter. Fiat, seit 1966 unter der Leitung von Giovanni „Gianni“ Agnelli, dem Enkel des gleichnamigen Gründers von Fiat, war inzwischen das größte Privatunternehmen in Italien.

Zu Fiat Auto zählte seit 1978 auch die Marke Lancia, 1986 kommt Alfa Romeo hinzu. Schon 1969 übernahm Fiat einen Anteil von 50 % an Ferrari, 1989 außerdem Maserati zu 49 %. Die Beteiligungen steigen später auf 90 bzw. 100 %.

1983 war der Fiat Uno der erste Pkw, der auf eine weitgehend automatische Fertigung ausgelegt war. Bis 1995 wurden knapp 6,3 Mio. Einheiten gebaut. Am 04. Juli 2007 feierte der neue Fiat 500 Weltpremiere, der zum Kernelement im Imagewandel von Fiat wurde. Die Marke bietet seitdem Modelle in zwei Bereichen an. Im design- und fahrspaßorientierten Sektor treten heute u.a. Fiat 500, 124 Spider und 500X an. Für hohen Nutzwert stehen auf dem europäischen Markt Modelle wie Fiat Tipo, 500L und Panda sowie die Großraumlimousinen Qubo und Doblò.

Gleichzeitig nahm Fiat eine Vorreiterrolle bei alternativen Antrieben ein. Zwischen 1997 und 2018 verkaufte die Marke rund 750.000 Fahrzeuge, die alternativ mit besonders umweltfreundlichem Erdgas (CNG) betrieben werden. Auf einigen Märkten des NAFTA-Wirtschaftsraums (Nordamerikanische Freihandelszone) bietet Fiat außerdem seit 2013 den vollelektrisch fahrenden Fiat 500e an.

2007 wurde Fiat Auto zu Fiat Group Automobiles mit den Marken Fiat, Alfa Romeo, Abarth, Lancia und Fiat Professional (Transporter). Durch die Fusion von Fiat und der US-amerikanischen Chrysler Group LLC entstand  2014 die Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA). In Deutschland ist die Gruppe durch FCA Germany AG und die FCA Bank Deutschland GmbH vertreten.

Ende 2018 beschäftigt FCA weltweit rund 199.000 Mitarbeiter in 102 Werken und 46 Forschungs- und Entwicklungszentren. Das Unternehmen ist direkt in 40 Ländern vertreten und verkauft Fahrzeuge direkt oder über unabhängige Handelsorganisationen in 135 Ländern. Für das Geschäftsjahr 2018 vermeldet FCA einen Absatz von 4,8 Mio. Fahrzeuge der Marken Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Fiat, Fiat Professional, Jeep®, Lancia, Ram und Maserati sowie einen Umsatz von 115,4 Milliarden Euro.

Editionen. Fiat feiert den 120. Geburtstag der Marke mit den besonders attraktiven 120th Sondermodellen der Baureihen Fiat 500, 500X und 500L. Optisches Erkennungszeichen ist die optionale Bicolore-Lackierung Tuxedo. Die Bezeichnung für die Kombination aus Karosseriekörper in modellabhängig verschiedenen Weiß- oder Grautönen sowie schwarzem Dach stammt vom US-amerikanischen Begriff für den Smoking ab. Passend zur eleganten Lackierung gehören je nach Modell kupferfarbene Leichtmetallräder, in Kupfer ausgeführte Details im Innenraum und das spezielle 120th Logo zu den optischen Highlights der Serienausstattung.

Alle 120th Sondermodelle haben darüber hinaus das Entertainmentsystem Uconnect 7“ HD LIVE serienmäßig an Bord, das sowohl zu Apple CarPlay als auch zu Android Auto kompatibel ist. Käufer eines der 120th Sondermodelle erhalten zusätzlich für bis zu sechs Monate einen kostenfreien Zugang zum Streamingdienst Apple Music. Sie haben damit online Zugang zu mehr als 50 Mio. Songs. Fiat hat darüber hinaus auf Apple Music die exklusive Playlist „120 Years of Song“ erstellt. Die 120 Songs bieten ein breites Spektrum internationaler Musik.

70 Jahre Abarth. Als Carlo Abarth (1908–1979) im März 1949 sein eigenes Unternehmen gründete, machte er sich schnell mit selbst entwickelten Rennwagen, in Kleinserie gebauten Straßensportwagen und Tuning-Kits für zu ihrer Zeit beliebte Großserienmodelle einen Namen. Heute steht Abarth an der Schwelle zum Großserienhersteller. Mit fast 23.500 Neuzulassungen erzielte die Marke im Jahr 2018 ein Rekordergebnis. Die offizielle Fan-Community „The Scorpionship“ hat derzeit rund 110.000 Mitglieder.

2019 besteht das Angebot von Abarth aus zwei Baureihen. Abarth 124 spider und die Coupé-Variante Abarth 124GT führen die große Tradition der Marke bei sportlichen Zweisitzern fort. Und die vier Varianten des Abarth 595 sind die Nachfahren der legendären Modelle gleichen Namens aus den 1960er-Jahren. Zur Wahl stehen die Ausstattungs- und Leistungsstufen 595, Pista, Turismo und Competizione, jeweils als Limousine und als Cabriolet mit Stoffverdeck. Aus Anlass des 70. Geburtstages der Marke kommen 2019 zwei neue Versionen hinzu: das auf 124 Stück limitierte Sondermodell Abarth 124 Rally Tribute und der extrem sportliche Abarth 595 esseesse. Alle 2019 gebauten Fahrzeuge von Abarth ziert außerdem das Geburtstagslogo „70th Anniversary“. 

Abarth & C. wird am 31. März 1949 in Bologna gegründet. Carlo Abarth selbst hatte zu diesem Zeitpunkt seine erfolgreiche Karriere als Motorradrennfahrer endgültig beendet. Abarth entwickelte Sportauspuffanlagen für verschiedene Modelle von Fiat, Alfa Romeo, Maserati, sogar Vespa-Motorroller sowie die Rennwagen der Scuderia Ferrari. Damit seine Produkte auf den ersten Blick zu erkennen sind, entwarf er ein unverwechselbares Logo: ein schwarzer Skorpion, Abarths Sternzeichen, auf gelb-rotem Grund. Am 15. Oktober 1971 ging Abarth’s Firma offiziell in den Besitz von Fiat über. Abarth blieb bis zu seinem Tod 1979 Berater.

Fiat nutzt den Namen Abarth mehr als zwei Jahrzehnte lang für sportliche Topversionen bestimmter Serienmodelle. 2007 erfolgt mit dem Abarth Grande Punto der komplette Relaunch der Marke, das Angebot an Serienmodellen wurde kontinuierlich ausgebaut. Ab 2012 bildete der in mehreren Leistungsstufen verfügbare Abarth 595 die Basis, dem exklusive Sondermodelle unter der ebenfalls traditionsreichen Bezeichnung Abarth 695 zur Seite gestellt wurden. 2016 ergänzte das Cabriolet Abarth 124 spider das Programm, das ab 2018 als Abarth 124 GT auch mit Hardtop aus Kohlefaser zu haben ist.
Aktuell engagiert sich Abarth in zwei Bereichen im Motorsport. Der 1,4-Liter-Turbomotor, der in allen Serienbaureihen der Marke eingesetzt wird, ist in der Nachwuchsklasse Formel 4 als Triebwerk zugelassen, beispielsweise in der deutschen ADAC Formel 4. Der Abarth 124 Rally, der als Rennwagen der Kategorie R-GT von einem 1,8-Liter-Turbobenziner angetrieben wird, steht im Mittelpunkt eines Markenpokals im Rahmen der Rallye-Europameisterschaft.

Welch' hohen Stellenwert die jetzt 70-jährige Historie bei Abarth hat, zeigt der gerade neu eröffnete „Heritage Hub“ in Turin. Im Werksmuseum der italienischen Marken von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) sind einige legendärsten Modelle zu sehen, mit denen Carlo Abarth den Grundstein für eine automobile Erfolgsgeschichte legte. Quelle: FCA / DMM