Fiat's E-Ulysse als attraktives Shuttle-Fahrzeug

An sich führen Großraumlimousinen im Privatmarkt ein Schattendasein; welche Familie braucht schon einen Achtsitzer? Im gewerblichen Markt hingegen sind derlei „Keinbusse“ durchaus sinnvoll als Shuttles für die Hotellerie, z.B. an Flughäfen oder ganz allgemein für Unternehmen, die Shuttledienste anbieten. Und nachdem drei der Stellantis-Marken bereits ein solches Fahrzeg in ihrem Portfolio haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Fiat nachzog, und zwar mit einer batterieelektrischen Version e-Ulysse. DMM hat den Neuling, der in Hordain (Frankreich) gebaut wird schon gefahren.

Der neue elektrische Fiat Ulysse ist ein attraktives Shuttlefahrzeug. Foto: Helmut Weipert

Der E-Ulysse bietet Pkw-ähnlichen Bedien- und Fahrkomfort. Foto: H. Weipert

Ulysee? Die Bezeichnung steht für Odysseus, dem einen oder anderen vielleicht noch aus seiner Schulzeit bekannt als Held der griechischen Mythologie. In der Homer‘schen Ilias werden dem Helden außergewöhnlicher Verstand und listige Ideen nachgesagt. Transferieren wir das auf den Großraumvan, so mag Intelligenz auch auf das Automobil zutreffen, das es übrigens schon mal von 1994 bis 2010 als Benziner und Diesel gab, dann aber in der Versenkung verschwand. 

Der Ulysse ist ein auf wohnlichem Komfort getrimmtes Nutzfahrzeug und ein naher Verwandter des Kastenwagens Scudo, dessen Elektrovariante ebenfalls in Turin präsentiert wurde. Der neue Fiat E-Ulysse bietet alle Vorteile des Elektroantriebs, darunter mögliche finanzielle Förderung oder Bevorzugung beim Parkraum. Das MPV zeichnet sich durch Pkw-ähnliches Fahrverhalten und halbwegs kompakte Abmessungen aus. Für Suttledienstleister nicht unwichtig: Mit dem Großraumvan kommt man problemlos auch in Tiefgaragen, zumindest an Flughäfen oder Messe-Parkhäusern. Zusammen mit der Modularität des Innenraums und der Sitzplatzkapazität für bis zu acht Personen machen diese Eigenschaften den Neuling zum idealen Shuttle-Fahrzeug.

Zu den Stärken des Fahrzeugs zählen die kompakten Abmessungen: Die Höhe beträgt weniger als 190 cm die Länge 495 cm bzw. 530 cm in der Langversion. Das Kofferraumvolumen beträgt bis zu 4.200 l bzw. 4.900 Liter in der Langversion. Bei belegten Sitzen verbleibt ein Gepäckraum von immer noch 900 bzw. 1.500 Litern. Der Laderaum fasst Gegenstände bis zu einer Länge von 3,1 m (3,5 Meter in der Langversion).

Der Ulysse des Jahres 2022 hat rein fahrtechnisch gesehen mit seinem Vorgänger nicht mehr viel gemein. Wenn man den Startknopf drückt ist kein schnarrendes Triebwerksgeräusch mehr zu hören, wie es Altantriebe (Benziner oder Diesel) erzeugen; stattdessen nur ein leises Surren begleitet vom Aufleuchten der Rundinstrumente und der Anzeige der Fahrbereitschaft. Auffallend: Die Instrumentierung im Cockpit wirkt noch sehr konventionell, also wenig bis nichts mit Digitalisierung, sehen wir mal vom Infotainment ab. Dass der Bildschirm verhältnismäßig klein ausgefallen ist, ist zu verschmerzen; immerhin zeigt der Tomtom-Screen alles Wissenswerte rund um die Verkehrssituation an und weist den Weg zum nächsten Parkplatz oder zur nächsten Ladesäule. Letzteres ist wichtig; denn ein Reichweitenweltmeister ist der Kleinbus wahrlich nicht, erst recht nicht, wenn man den Wagen nur mit der kleinen 50 kWh-Batterie ordert. Es macht auf jeden Fall mehr Sinn, die große Batterie (75 kWh) zu wählen, auch wenn man dafür 6.000 Euro brutto mehr auf den Tisch des Hauses legen muss. 

Zur Wahl stehen zwei Batteriekapazitäten, 50 bzw. 75 kWh. Die Reichweite für die 75kWh Batterie beträgt bis zu 329 Kilometer (nach WLTP, in der Realität sind’s wohl 280 bis 300 km). Das sollte für Shuttleservices ausreichend sein. Der Antrieb leistet 100 kW (136 PS), das maximale Drehmoment beträgt 60 Newtonmeter. Zur Serienausstattung gehört ein 100-kW-Schnellladesystem, das die Batterie in nur 45 Minuten zu 80 % auflädt. An der 11-kW-Wallbox am Standort, im Büro oder zuhause dauert es ein paar Stunden. Vom Laden an der Haushaltssteckdose wollen wir gar nicht erst reden. Da geht wohl ein ganzer Tag drauf. 

Vorwärts oder rückwärts oder neutral? Einfach den kleinen Kippschalter antippen, das war’s. Grundsätzlich fährt sich der Ulysse wie jedes andere Elektroauto: Sanft geht’s los; gute 12 Sekunden braucht‘s, bis die 100 kW (136 PS) E-Maschine den Van auf Tempo 100 km/h bringt. Bei 130 km/h wird abgeregelt. Mehr braucht’s auch nicht, zumal wenn der Wagen als Shuttle eingesetzt wird. Höhere Geschwindigkeiten würden zudem den Stromverbrauch zu stark forcieren. Mit dem großen Akku sind bei moderater Fahrweise um die 300 km Reichweite drein, bei der 50 kWh-Batterie nur um die 200 km, nach unserem Geschmack etwas zu wenig.  

Wohlbefinden an Bord. Der neue Fiat E-Ulysse ist mit einem innovativen Luftreinigungssystem ausgestattet, das mit Ultraviolettlicht (UV-C) arbeitet. Das System verbessert die Hygiene im Innenraum und beseitigt mit Hilfe von UV-C-Licht fast alle Bakterien aus der Atemluft. Die Zwei-Zonen-Klimaanlage und separatem Bedienelement für Fahrer, Beifahrer und die Passagiere im Fond steigert das Wohlbefinden. 

Modularität und Vielseitigkeit. In der Ausstattungsvariante LOUNGE bietet das MPV die Möglichkeit, mit zwei bequemen Einzelsitzen im Fond zusammen mit einem komfortablen Klapptisch einen Besprechungsraum für geschäftliche Meetings auf vier Rädern zu kreieren. Die besonders großen Sitze (auf Schienen, können u.a. verschoben werden), die verstellbaren Armlehnen sowie verschiedene Ablagemöglichkeiten garantieren hohen Komfort. Der doppelte Klapptisch mit großer Nutzfläche wird bei Nichtgebrauch zwischen zweiter und dritter Sitzreihe verstaut. In beiden Innenraumvarianten – mit sieben beziehungsweise acht Plätzen in jeweils drei Reihen – sind die Fondsitze des neuen Fiat E-Ulysse auf Schienen montiert. So können sie mit einem einfachen Handgriff verschoben, verstellt oder sogar ausgebaut werden.

Der Innenraum lässt sich je nach Bedarf für die unterschiedlichen Beförderungsaufgaben von Passagieren und Gepäck leicht umgestalten. Für den achtsitzigen Fiat E-Ulysse sind zwölf Konfigurationen möglich. Der Siebensitzer erlaubt 16 Konfigurationen. Mit den nahezu unendlichen Möglichkeiten, den Innenraum zu konfigurieren, wird der E-Ulysse auch zum idealen Fahrzeug für den professionellen Einsatz oder Freizeitaktivitäten. 

Sicherheit und Infotainment. Der neue Fiat E-Ulysse ist mit innovativen elektronischen Fahrerassistenzsystemen (ADAS) ausgestattet. Serienmäßig ist die Verkehrszeichenerkennung (Traffic Sign Recognition) an Bord. Der Spurhalteassistent (Lane Departure Warning) warnt, wenn das Fahrzeug offenbar unabsichtlich die Spur wechselt. Der Totwinkel-Assistent (Side Blind-Spot Alert) überwacht den sogenannten toten Winkel in den Außenspiegeln. Sollte sich dort ein anderes Fahrzeug befinden, weist ein Lichtsignal an den Außenspiegel auf diese mögliche Gefahr hin. Die Kollisionswarnung (Forward Collision Warning) analysiert mit Hilfe der Bordkamera das Fahrzeugumfeld und warnt vor möglichen Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder Fußgängern. Als Ergänzung löst der Aktive Notbremsassistent (Active Emergency Brake Control) eine Vollbremsung aus, sollte der Fahrer bei einer entsprechenden Gefahr nicht oder falsch reagieren. Die Rückfahrkamera projiziert ein 180°-Bild auf das Display in der Armaturentafel, um beispielsweise Einparken zu erleichtern. 

Je nach Ausstattungsvariante stehen zwei unterschiedliche Infotainmentsysteme zur Verfügung. Topversion ist eine Anlage mit 7-Zoll-Farbtouchscreen (Bildschirmdiagonale 17,8 cm), die kompatibel ist zu Android Auto und Apple Car Play sowie dem Connect Nav-Service von Navigationsdienstleister TomTom. Diese Applikation liefert Informationen zu Verkehr, Parkplätzen, Tankstellen, lokalem Wetter und speziellen Navigationspunkten (Point of Interest).

Der Fahrkomfort ist überraschend hoch. Die Federung sorgt dafür, dass man Fahrbahnunebenheiten kaum mitbekommt. Eine Bestnote vergeben wir für die Akustik. Die ist tatsächlich um Längen besser als in jedem Verbrenner. Keine Wünsche offen lässt zudem die  Rundumsicht. Viel Glas sorgt für ein lichtdurchflutetes Ambiente. Wer seinen Fahrgästen Gutes tun. Möchte, greift am beten zur Top-Version Lounge, die ihrem Namen alle Ehre macht, u.a. auch mit einem zweigeteilten Glasddach. Quelle: DMM / Fiat