Flottenbusiness vor der Talfahrt

Neben Deutschland konnten 2019 auch einige andere europäische Länder neue Bestwerte im Relevanten Flottenmarkt aufstellen, z.B. Frankreich und Spanien. Allerdings sind die Aussichten für 2020 größtenteils weniger rosig als noch im Vorjahr. Eine genaue Prognose über die Entwicklung der Flottenmärkte kann angesichts der Corona-Pandemie niemand mehr abgeben. Die nachfolgenden Vorhersagen haben daher keinen großen Wert mehr.

Im Schatten des sehr guten Ergebnisses des deutschen Pkw-Markts konnten 2019 weitere europäische Länder ein herausragendes Zulassungsresultat erreichen. So stelle der französische Flottenmarkt mit etwas mehr als 540.000 Neuzulassungen (+ 13,6 %) einen neuen Jahresrekord auf. Ein weiteres gutes Jahr für Flotte verbuchte außerdem Spanien. Zwar musste der Gesamtmarkt einen Rückgang um 4,3 % hinnehmen, das Segment der Firmenkunden (wobei ein Teil auch private Leasingnehmer sind) wuchs dagegen um 5,8 % auf etwas weniger als 310.000 Neuzulassungen.

Frankreichs Abwärtsspirale. Obwohl sich das Geschäfts- und Konsumklima aufgrund der internen politischen Schwierigkeiten, wie den Protesten gegen die Regierungsreformen, und der Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums deutlich abkühlte, blieben französische Unternehmen krisenresistent und investierten weiter in den Ausbau ihres Flottenbestands. Da eine Eskalation des Handelskonflikts zwischen der EU und den USA aber immer noch droht und US-Präsident Trump bereits Frankreich bezüglich möglicher Zollerhöhungen ins Visier genommen hat, bleiben diese negativen Faktoren auch 2020 bestehen. Dabei ist zu erwarten, dass sich diese Effekte in dem aktuellen Jahr stärker auswirken werden als noch 2019 und damit die Nachfrage nach neuen Pkw entsprechend nachgeben wird.

Der Haupttreiber einer schwächeren Entwicklung ist aber vor allem die Anpassung des Bonus-Malus Systems, welches aufgrund von Vorzieheffekten zu Friktionen in den monatlichen Neuzulassungsstatistiken führt oder bereits geführt hat. Seit Januar wird ein Malus von mindestens 50 Euro bei der Zulassung eines Pkw ab 110 g CO2/km fällig. Die Strafen können sich sogar auf 20.000 Euro summieren (ab 185 g CO2/km), was fast einer Verdopplung im Vergleich zu dem maximalen Malus von 10.500 Euro 2019 entspricht. Außerdem wechselte die Berechnungsgrundlage im März von NEFZ 2.0 zu WLTP. Strafzahlungen starten seit 01.03.2020 ab 138 g CO2/km, der Maximalbetrag wird ab 212 g CO2/km fällig. Die meisten Pkw-Käufer werden deshalb versucht haben, ihren Pkw noch 2019 zuzulassen, weshalb Dataforce eine schwächere Nachfrage 2020 erwartet. Der Gesamtmarkt wird voraussichtlich um 3,8 % nachgeben, der Relevante Flottenmarkt sogar um 7,1 %.

Stagnierender spanischer Markt. Trotz eines zur Gesamt-EU überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums, lässt auch in Spanien die Entwicklungsdynamik nach. Schon 2019 schwächelte die Pkw-Nachfrage. Allein Leasing und Langzeitmiete (LTR) waren die Nachfragemagneten des Pkw-Markts und damit des Relevanten Flottenmarkts, während die klassisch finanzierten und gekauften Firmen-Pkw sogar einen Rückgang hinnehmen mussten. Größere Friktionen werden zum Jahresende hin den Markt beeinflussen. Denn bei der Neuzulassungssteuer werden ab Januar 2021 die WLTP CO2 Werte anstatt NEFZ als Berechnungsgrundlage verwendet werden. Um höhere Zahlungen zu vermeiden werden Käufer deshalb versuchen, ihr Auto noch im aktuellen Jahr zuzulassen, wodurch es zum Jahresende hin nochmal deutliche Wachstumssteigerungen geben wird. Dadurch wird der Relevante Flottenmarkt sein erwartetes Jahresergebnis für 2020 um 3,5 % im Vergleich zu 2019 steigern können, während der Gesamtmarkt knapp unterhalb des Vorjahresniveaus rangieren wird (- 0,6 %).

Neuzulassungsniveau in Deutschland normalisiert sich. Für 2020 wird erwartet, dass der deutsche Relevante Flottenmarkt auf ein etwas niedrigeres Niveau als im Vorjahr zurückkehren wird. Die Nachfrage scheint zunächst gesättigt, wird aber von einigen Ersatzkäufen weiter auf einem sehr hohen Niveau gehalten, die aus der stetigen Erweiterung der Fuhrparkbestände in den letzten Jahren resultiert. Außerdem war der Markt 2019 auch von einigen einmaligen Sondereffekten, wie taktischen Zulassungen geprägt, die die Zahlen über das übliche Niveau gehoben haben. Da diese 2020 vermutlich eher zurückgefahren werden, wird sich die Nachfrage normalisieren und auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Außerdem wird sich der Kraftstoffmix verändern. Durch die nochmals reduzierte Steuer des geldwerten Vorteils von Elektrofahrzeugen und der im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennern weiterhin halbierten Rate bei Plug-in Hybriden wird ein Teil der derzeitigen Dienstwagenfahrer zu den (teil-)elektrifizierten Modellen wechseln. Das wird dadurch verstärkt, dass Hersteller sukzessive ihre Angebotspalette um E-Fahrzeuge und Plug-in Hybride erweitern.

Corona. Von einem ganz anderen Kaliber aber ist die weltweit grassierende Corona-Virus-Epidemie. Sie stört  wirtschaftliche Prozesse vermutlich über einen längeren Zeitraum, was die oben genannten Prognosen über den Haufen werfen wird. Quelle: Dataforce / DMM