Flüge mit SAF werden viel teurer

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat davor gewarnt, dass europäische Fluggesellschaften aufgrund des neuen Mandats für die Verwendung von nachhaltigem Flugtreibstoff gezwungen sein könnten, ihre Tarife zu erhöhen und Gefahr laufen, Verkehr an Nicht-EU-Fluggesellschaften zu verlieren. Beharrt Brüssel auf der SAF-Verpflichtung, könnten Tickets für Transatlantikflüge etwa 400 Euro mehr kosten. Die mahnenden Worte des Lufthansa-Chefs sind u.a. in seiner Rede enthalten, die er nächste Woche auf der Hauptversammlung der Lufthansa halten wird.

Wie DMM berichtete, hat die EU letzte Woche einen großen Schritt hin zur Einführung von Mindestanforderungen an die SAF-Betankung (bekannt als ReFuelEU Aviation) unternommen, die ab 2025 gelten sollen. Diese Anforderungen an die europäischen Fluggesellschaften beginnen mit einem anfänglichen Beimischungsanteil von 2 % und sollen über die Jahre ansteigend bis zum Jahr 2ß50 70 % erreichen.

Carsten Spohr hält zwar den Ansatz zur vermehrten Nutzung von umweltfreundlicheren Kraftstoffen für im Prinzip richtig, jedoch könnte sich die Verpflichtung für europäische Airlines nachteilig auswirken,  weil die EU-Vorschriften nicht „wettbewerbsneutral“ sind. Im Klartext: Die verpflichtenden Beimischungsquoten von SAF gelten nur innerhalb Europas und nur für europäische Carrier, inklusive Zubringerflügen zu den Drehkreuzen. Alle nicht-europäischen Luftfahrtunternehmen aber werden nicht gezwungen, an ihren Drehkreuzen den zwar nachhaltigen, aber teuren Treibstoff zu tanken. Dadurch werden die Tickets europäischer Fluggesellschaften sehr wahrscheinlich teurer, da keine Fluggesellschaft die Mehrkosten kompensieren kann.

Spohr fürchtet zudem, dass höhere SAF-Preise „die Wahrscheinlichkeit erhöhen würden“, dass Passagiere aufgrund wegen der zu erwartenden niedrigerer Flugpreise nicht-europäischer Fluggesellschaften bei Letzteren buchen werden, selbst wenn sie dann Umwege und mehr Zeit aufwenden müssten. „Letztlich bedeutet das, so der LH-CEO, dass diese EU-Vorschriften in ihrer jetzigen Form lediglich zu einer Verschiebung der CO2-Emissionen führen“, sagte Spohr. „Gleichzeitig käme es einem Subventionsprogramm für Fluggesellschaften außerhalb Europas gleich, die darüber hinaus deutlich schlechtere Umwelt- und Sozialstandards haben.“ Oder anders formuliert: Unfaire Klimaschutzvorschriften benachteiligen europäische Fluggesellschaften, womit nicht nur den europäischen Airlines geschadet wird, sondern auch dem Klima. Daher hofft Spohr auf die Hilfe von Politikern in Brüssel, Berlin und anderen europäischen Hauptstädten. 
 
Der Lufthansa-Chef gab außerdem bekannt, dass derzeit nur 3 % der Passagiere der LH Group Airlines von Nachhaltigkeitsinitiativen wie der CO2-Neutralisierung von Flügen und den kürzlich eingeführten „grünen“ Tarifen Gebrauch machten. Laut Spohr werde die Möglichkeit, für Flüge mt nachhaltigerem Treibstoff etwas mehr zu bezahlen, nach ihrer Einführung vor mehr als drei Jahren „noch immer von zu wenigen Passagieren genutzt“. Und der CEO warnt davor, dass die Mehrkosten für klimaneutrales Kerosin viele Kunden abschrecken werden. Auch wird sich der Aufpreis für einen Flug über den Nordatlantik künftig auf rund 400 Euro summieren. „Das kann und will sich nicht jeder leisten“. Quelle: Lufthansa / DMM