Flüssiggas ist keine klimafreundliche Alternative

Mit Flüssiggas betriebene Schiffe stoßen neben CO2 auch extrem klimaschädliches Methan aus. Das hat der europäische Dachverband des NABU - Transport & Environment - im Rotterdamer Hafen mit einer speziellen Infrarotbildkamera deutlich sichtbar nachgewiesen. Neben dem bei der Verbrennung entstehenden CO2 entweicht auch unverbranntes Methan, ein Treibhausgas mit einer 86-mal stärkeren Klimawirkung als CO2.

Flüssiges Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) wird oftmals als klimafreundlichere Alternative zu herkömmlichen Schiffskraftstoffen wie Schweröl oder Marinediesel angepriesen, da die CO2-Emissionen bis zu 25 % geringer sein sollen. Diese Behauptung ist jedoch nicht haltbar. Die Emissionen aus sogenanntem Methanschlupf, also unverbranntem Methan, welches im Verbrennungsprozess entweicht, schädigen das Klima enorm. Auch bei Förderung und Transport gelangt unverbranntes Methan in die Atmosphäre. Besonders klimaschädlich ist die Bilanz von Gas aus Quellen, die über Fracking angezapft werden. Das Ersetzen des heute üblichen Schweröls oder Diesels durch LNG bringt den Klimaschutz nicht voran, in einigen Fällen fällt die Klimabilanz gegenüber dem Status Quo sogar schlechter aus. Trotz der verheerenden Klimawirkung fördert die Bundesregierung LNG als Schiffskraftstoff und den Bau von LNG-Betankungsschiffen.

Sönke Diesener, NABU-Schifffahrtsexperte: „Flüssiggas ist keine klimafreundliche Alternative zu herkömmlichen Schiffskraftstoffen. Die Bundesregierung muss den unmittelbaren Förderungsstopp für LNG-Schiffe und entsprechende Betankungsinfrastruktur beschließen. Stattdessen müssen auf europäischer Ebene zukunftsweisende Regelungen für den beschleunigten Hochlauf von synthetischen Kraftstoffen auf Basis von grünem Wasserstoff durch eine verpflichtende Mindestquote zeitnah umgesetzt werden. Investitionen in Landstromanlagen, Lade- und Betankungsinfrastruktur für grüne Kraftstoffe in den deutschen Häfen sind dafür unabdingbar.“

Nach Angaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) entweichen je nach Motor zwischen 0,2 und über 4 % des fossilen Gases aus dem Verbrennungsprozess direkt in die Atmosphäre. Silke Bölts, Referentin für Verkehrspolitik bei Transport & Environment Deutschland: „Grüne Etiketten können den negativen Klimaeffekt von LNG-Schiffen nicht verstecken. Jede Regulierung, die auf LNG für den Seeverkehr setzt, zementiert eine klimaschädliche Technologie für mehrere Jahrzehnte auf dem Markt. Deutschland und die EU müssen dringend umsteuern und eine Transformation hin zu wirklich grünen Kraftstoffen forcieren.“

Im Jahr 2021 haben Reedereien weltweit mehr LNG-Schiffe in Betrieb genommen als in den vier vorangegangenen Jahren zusammen. Im Rahmen des Fit-for-55-Pakets schlug die Europäische Kommission 2021 Ziele zur Treibhausgasminderung von Schiffskraftstoffen vor, welche Reeder zwingen würden, von Schweröl als am häufigsten verwendeten Schiffskraftstoff abzurücken. Ohne konkrete Mechanismen zur Förderung von wirklich klimafreundlicheren Alternativen wie grünem Ammoniak, Methanol oder Wasserstoff können dies jedoch zu Lock-In-Effekten für klimaschädliches LNG führen. Jüngste Berechnungen zeigen, dass über zwei Drittel der neugebauten Schiffe ab 2025 mit LNG betrieben werden könnten. Damit würde der Anteil von fossilem LNG von heute geschätzten 6 % bis 2030 auf über ein Viertel aller Schiffskraftstoffe in Europa ansteigen und die Nutzung fossiler Kraftstoffe bis in die 2040er Jahre festschreiben. Quelle: NABU / DMM