Flughafen München braucht Fernbahnanschluss

Die CSU war unangefochtene und führende Regierungspartei in Bayern, als die Neu- und Ausbaustrecke der Bahn von Nürnberg über Ingolstadt nach München geplant und realisiert wurde. Die CSU war am Ruder, als der Münchner Flughafen im Erdinger Moos geplant und errichtet wurde. Beide Großprojekte wurden seinerzeit ziemlich gleichzeitig geplant. Aber: Politik, Bahn und Luftfahrt schliefen damals den Schlaf des Gerechten und dachten nicht an eine Hochgeschwindigkeitsanbindung des FJS-Airports. Jetzt auf einmal, vor dem Hintergrund der Klimadebatten und davonlaufenden Wählern, versucht die CSU Druck in Sachen ICE-Anbindung des Münchner Flughafens zu machen.

 

Vor einigen Tagen hatte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart davon gesprochen, der Münchner Flughafen brauche unbedingt einen ICE-Halt. Derlei ICE-Bahnhöfe gibt es in Frankfurt (Fernbahnhof), in Leipzig, in Düsseldorf und selbst der Airport Köln hat mittels einer Schleifen direkten Anschluss an die Rhein-Main-Ruhr-Schnellbahntrasse. Vom BER gar nicht zu reden, der ebenfalls einen unterirdischen Fernbahnhof erhalten hat. Täglich müssen zig Tausende Geschäftsreisende entweder mit dem Auto, dem Bus oder der S-Bahn zum Münchner Flughafen anreisen oder gar per Feederflug von Nürnberg her, wenn sie innereuropäische oder Langstreckenflüge gebucht haben. Umgekehrt ist es nach der Landung am MUC dasselbe Theater.

Im Bayerischen Rundfunk sagte Reichhart, alle redeten davon, dass möglichst auf Inlandsflüge verzichtet werden soll. „Wenn wir das gewährleisten wollen, dann brauchen wir auch einen Fernverkehrshalt“. Bis dato erreichen nur die S-Bahn-Linien 1 und 8 vom Münchner Hauptbahnhof her den Flughafen. Und seit einem Dreiviertel Jahr fahren auch Flughafenexpresszüge von Regensburg her über die neuen Neufahrner Kurve zum MUC. Noch im Frühjahr hieß es seitens der Deutschen Bahn, dass es einen Fernverkehrshalt am FJS-Airport niemals geben wird. Auch sieht die DB sieht die Bedingungen als nicht gegeben, was immer das heißen mag. Dabei hatte das FMG-Management schon mehrfache Vorstöße versucht. Wir erinnern uns an den Transrapid, der wegen der immensen Investitionen schnell zu Grabe getragen wurde. Danach wurde über eine Express-S-Bahn diskutiert, aber alle Ideen verliefen im Sande.

Für einen ICE-Bahnhof und die dazugehörige Trasse wäre am Flughafen durchaus Platz. Das ist seinerzeit beim Bau des Flughafens schon als Option berücksichtigt worden. Die Frage ist nur, wie es eine Anbindung von der Ausbaustrecke Ingolstadt-München Richtung Erdinger Moos geben soll. Denn die Region ist völlig mit Wohngebieten zubetoniert und verbaut. Nun, da selbst Lufthansa-Chef Karsten Spohr erklärt hatte, dass die meisten innerdeutschen Flüge nicht rentabel sind und der Zug in den meisten Fällen die bessere Alternative wäre und angesichts des in Deutschland beim Verkehr wenig praktizierten Klimaschutzes denken der eine oder andere Politiker um. In der Klimaschutzdebatte stehen insbesondere die Zubringerflüge an die großen Luftdrehkreuze wie München oder auch Frankfurt in der Kritik.

Unions-Bundestagsfraktionsvize Ulrich Lange meint, wirksamer Klimaschutz kann in Deutschland nicht ohne deutliche Investitionssteigerungen in die Schiene funktionieren. Das ist genau das Gegenteil dessen, was CDU/CSU, SPD und FDP in den letzten sechs Jahrzehnten gemacht haben. Die so genannten Volksparteien waren maßgebliche Treiber des Ausbaus des deutschen Straßennetzes, der Zivilluftfahrt und des rigorosen Ab- und Rückbaus des Schienennetzes. Im Endergebnis haben die Volksparteien der sich anbahnenden Klimakatastrophe massiven Vorschub geleistet.

Nun, da CDU/CSU, SPD und FDP die jungen Wähler davon laufen und sich lieber den Grünen oder auch der AFD anschließen, reagieren die trägen Volksparteien. So hat die CSU-Landesgruppe im Bundestag gefordert, die Bundesmittel für den Schienenverkehr auf 3 Mrd. Euro pro Jahr zu erhöhen und damit das massiv zurückgebaute Schienennetz wenigstens teilweise wieder aufzubauen. Das Klimakabinett der Bundesregierung will am 20. September ein Gesamtpaket für mehr Klimaschutz beschließen, damit nationale und international verpflichtende Klimaziele eingehalten werden. Quelle: DMM / CSU