Ford stützt Europageschäft mit 4,4 Mrd. Euro

Ford hat in Europa hohe Kosten, während die Einnahmen sinken. Jetzt springt die amerikanische Konzernmutter mit einer Milliarden-Geldspritze ein. Zugleich verliert die Europa-Tochter einen wichtigen Schutz. Im Klartext: Die US-Zentrale kommt nicht länger für die Schulden der Ford-Werke GmbH auf. Aus Sicht des Betriebsrats ist damit die Insolvenzgefahr gestiegen. Betriebsratschef Gruschka hält eine Insolvenz in einigen Jahren für möglich.

Ford Europa bekommt von der amerikanischen Konzernmutter eine Geldspritze per 4,4 Mrd. USD.

Ford Europa kämpft seit längerer Zeit mit Problemen. Jetzt bekommt das Unternehmen Unterstützung aus den USA: Der Konzern hilft seiner Tochtergesellschaft mit bis zu 4,4 Mrd. Euro. Mit dem Geld soll Ford Europa seinen Umbau fortsetzen. In den vergangenen Jahren fokussierte sich Ford in Europa stark auf die Elektromobilität und hat mehr als 1,8 Mrd. Euro in den Umbau seines Kölner Werks investiert..

Ford unterstützt die Transformation seines Europageschäfts mit frischem Kapital für seine deutsche Tochtergesellschaft. Der US-Hersteller hat eine Kapitalzufuhr von bis zu 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, welche für „finanzielle Stabilität der Ford-Werke GmbH“ sorgen soll – kündigt aber gleichzeitig eine wichtige Bürgschaft auf.

Der US-Autobauer betont direkt, bereits in den vergangenen Jahren „bedeutende Investitionen“ in Europa getätigt zu haben, darunter auch die 2 Mrd. US-Dollar, mit denen das Kölner Ford-Werk zum „Cologne Electrification Center“ zum reinen E-Auto-Standort umgebaut wurde. Doch da sich dieser Schritt bisher nicht ausgezahlt hat und das Europageschäft von Ford derzeit allgemein schwächelt, schießen die Amerikaner jetzt Geld nach und geben auch einen „umfassenden Businessplan der deutschen Tochtergesellschaft, Ford-Werke GmbH“ vor.

Die neue Finanzierung von bis zu 4,4 Mrd. Euro umfasst laut Konzernmutter eine Kapitaleinlage, um die Schulden der Ford-Werke zu reduzieren. Zusätzlich werden Mittel für einen mehrjährigen Businessplan bereitgestellt, der darauf abzielt, „die laufenden Restrukturierungsbemühungen zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“. Mit genau dieser Begründung zur Wettbewerbsfähigkeit hatte Ford im November 2024 angekündigt, in Europa 4.000 Stellen zu streichen – davon 2.900 am Standort Köln. Zudem wurde Ende 2024 Kurzarbeit in der Kölner Produktion eingeführt.

Mit der Streichung der 2006 ausgestellte Patronatserklärung der Ford Motor Company wird Ford künftig nicht mehr automatisch für die finanziellen Verpflichtungen seiner deutschen Tochter bürgen. Es wird also einerseits das Europa-Geschäft finanziell gestützt, gleichzeitig aber eine wichtige Bürgschaft aufgekündigt, was für weitere Unruhe bei Ford Europa sorgen könnte. Unterm Strich bedeutet das: Die deutsche Tochter, die bisher Ford-intern einen gewissen Sonderstatus hatte, wird nun mit anderen Ford-Standorten weltweit gleichgestellt. Damit muss sich die Ford-Werke GmbH künftig auch finanziell selbst tragen..

„Mit dem neuen Kapital für unsere deutsche Tochtergesellschaft fördern wir die Transformation unseres Geschäfts in Europa und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit mit einer neuen Produktpalette“, sagte John Lawler, stellvertretender Vorsitzender der Ford Motor Company. „Um langfristig in Europa erfolgreich zu sein, müssen wir auch weiterhin unsere Strukturen vereinfachen, Kosten senken und die Effizienz steigern.“

Lawler betont, dass man sich mit der Finanzierung „klar zu seinem europäischen Geschäft“ bekenne. Aber er mahnt auch an, dass „alle Beteiligten“ – explizit genannt werden Industrie, politische Entscheidungsträger, Gewerkschaften und Sozialpartner – zusammenarbeiten müssen, um die Zukunft der europäischen Automobilindustrie zu sichern. „Insbesondere brauchen wir eine klare politische Agenda in Europa, die die Akzeptanz von Elektroautos fördert und die Verbrauchernachfrage mit den europäischen Emissionszielen in Einklang bringt“, so Lawler. Den EU-Aktionsplan zur Zukunft der Autoindustrie kommentiert Ford in der Mitteilung nicht.

Ford hat im vergangenen Jahr die Produktion in Köln komplett auf Elektroautos umgestellt und baut in dem Werk nur noch den Explorer und den Capri. Das E-SUV und elektrische SUV-Coupé basieren auf der MEB-Plattform von Volkswagen. Sie übernehmen also den kompletten Antrieb mit Elektromotoren und Batterien von VW und auch einige Komponenten im Innenraum. Da die Ford-Modelle so natürlich den entsprechenden Baureihen der VW-Marken stark ähneln und der Markt sich ohnehin nicht wie vor einigen Jahren erwartet entwickelt hat, bleibt der Absatz des Explorer und Capri bisher deutlich unter dem Plan. In der vergangenen Woche hat Ford die Preise gesenkt und bietet den Explorer nun erstmals unter 40.000 Euro Listenpreis an. Quelle: Ford / Electricdrive / DMM