Frankreich modernisiert Hochgeschwindigkeitsverkehr

Der Hochgeschwindigkeitsbetrieb in Frankreich ist für die SNCF in den letzten Jahren ziemlich unrentabel geworden. Jetzt hat die neue Generaldirektorin von SNCF Voyages, Rachel Picard, ihre Pläne bekannt gegeben, wie das Produkt TGV nach einer Zeit der Rückgangs seinen ursprünglichen Ruf als „Cashcow“ zurück gewinnen kann.

Die TGV-Duplex-Flotte wird modernisiert und mit noch mehr Sitzen ausgestattet. Foto: SNCF

Frankreich verfügt hinter Spanien über das zweitdichteste Hochgeschwindigkeitsnetz in Europa. So richtig glücklich ist die Staatsbahn SNCF aber nicht. Aktuell erwartet sie auch Verluste auf der neu zu eröffnenden LGV Tours – Bordeaux. Ansonsten bereiten der SNCF vergleichbar der Deutschen Bahn vor allem die Low-Cost-Alternativen (Air France-Günstigtochter, britischen bzw. irischen Billigfluggesellschaften), Fahrgemeinschaften und steigende Trassenpreise dicke Probleme. Folge: Der TGV-Betrieb wurde in den letzten Jahren immer unrentabler.

Die Pläne der neuen SNCF Voyages-Chefin umfassen drei Kernpunkte:

1. Neue Züge: Die Verbesserung der Qualität der Reise soll mit neuen Zügen von Alstom erfolgen, die zwischen 2016 und 2019 geliefert werden. Die Investitionen von 1 Mrd. Euro umfassen den Kauf von 40 neuen Zügen und die Modernisierung von Dutzenden von Zügen des aktuellen Doppelstock-Typs Duplex. In den Doppelstock-TGV soll dabei die Anzahl der Sitze von 456 auf 556 erhöht werden. Geschäftsreisende sollen von 3G-und 4G-Technologien profitieren. Im September soll das neue Interieur der Züge präsentiert werden mit mehr Raum, einer neuen Raumaufteilung, mehr Helligkeit und bequemeren Sitzen. 

2. Neues Gesamtkonzept TGV: Zusätzlich zu den Reiseangeboten der gehobenen Qualität werden Billigangebote unter 30 Euro intensiv vermarktet. Die Anzahl der „petits prix“ soll über mehrere Verkaufsstrategien von derzeit 18 auf 20 bis 25 % erhöht werden. Andere Möglichkeiten werden geprüft, wie „Angebote für Minigruppen“ oder die „Privatisierung“ einzelner Züge.

3. Erhöhung der Rentabilität: Infolge der pro Jahr um bis zu 7 % angehobenen Trassenpreise (jetzt 2,2 Mrd. Euro gegenüber weniger als 1 Mrd. Euro im Jahr 2000), ist die operative Marge von 18 % im Jahr 2007 auf 10,4 % im Jahr 2014 gesunken. Während voriges Jahr Kosteneinsparungen in Höhe von 100 Mio. realisiert werden konnten, sollen sie sich durch ein Plus an Sitzen/Zug, mehr Internetvertrieb sowie durch Kürzungen bei Einkauf und Gemeinkosten bei 80 Mio. Euro jährlich einpendeln. Quelle: Le Monde / DMM / Lokreport