Fraport von starkem Wachstum überzeugt

"Hinter uns liegt ein extrem dynamisches Jahr mit einer stark wachsenden Nachfrage nach Flugreisen – in Frankfurt und international", begann Fraport-CEO Dr. Stefan Schulte seine Rede zur Hauptversammlung am Dienstag, 23. Mai 2023. „Das Wachstum lag deutlich im zweistelligen Prozentbereich und wir freuen uns, dass sich dies auch im aktuellen Geschäftsjahr weiter fortsetzt.“ Überhaupt gab sich der Vorstandsvorsitzende sehr überzeugt vom avisierten Wachstum, zu dem u.a. das neue Terminal 3 beitragen soll.

Und das neue T3 im Süden des Rhein-Main-Airportd wird doch sehr wichtig werden; denn die Prognosen besagen, dass die Luftfahrt in den kommenden Jahren stark zulegen wird. Foto: Fraport

Nach der schnellen Erholung der Verkehre im internationalen Portfolio generiert Fraport  mittlerweile mehr als die Hälfte seines operativen Ergebnisses außerhalb von Frankfurt. Dies zeigt, dass sich Fraport in den vergangenen 20 Jahren vom Betreiber des größten deutschen Flughafens zu einem der führenden internationalen Airport-Betreiber entwickelt hat. Aktuell ist Fraport an 28 Flughäfen auf vier Kontinenten aktiv. 

Rückblick Geschäftsjahr 2022. Nach dem Ende der Corona-Pandemie und mit dem damit verbundenen weitreichenden Abbau von Reiserestriktionen stieg das Interesse insbesondere von Privatreisenden ab März letzten Jahres sprunghaft an. Wachstumsraten auf Monatsebene von bis zu 300 % sind aus betriebswirtschaftlicher Sicht erfreulich, haben dem Betreiber aber operativ in Frankfurt klare Grenzen aufgezeigt. Auf Jahressicht lag der Passagierzuwachs bei 97,2 %. Das entsprach 48,9 Mio. Fluggästen in Frankfurt. Auch wenn das Aufkommen noch stark von der Nachfrage Privatreisender geprägt war, erlebten Fraport in der zweiten Jahreshälfte auch eine spürbare Belebung im Geschäftsreiseverkehr, die ins neue Jahr hineinträgt. Erfreulich auch: Frankfurt blieb trotz schwieriger Bedingungen für die Luftfracht auch 2022 führendes Fracht-Drehkreuz in Europa. 

Die vorwiegend touristisch geprägten internationalen Airports erholten sich weiterhin schneller als das komplexere Luftverkehrsdrehkreuz in Frankfurt. Dabei stachen die griechischen Flughäfen heraus: Sie begrüßten 2022 rund 4 % mehr Fluggäste als 2019 – ein neues Allzeithoch. Auch Antalya in der Türkei und die südamerikanischen Airports erholten sich deutlich. 

Schulte richtete ein großes Dankeschön an alle Mitarbeitenden, die im gesamten Fraport-Konzern täglich ihr Bestes gegeben haben, um den Fluggästen trotz herausfordernder Rahmenbedingungen das Verreisen zu ermöglichen. „Mit dieser Anpack-Mentalität im Rücken, bin ich mir sicher, dass wir hier in Frankfurt zukünftig wieder die Qualität bieten werden, die die Kunden nicht zuletzt das Unternehmen Fraport selbst von sich erwarten. 

Das starke Verkehrsplus war im abgelaufenen Geschäftsjahr die Basis für eine deutliche Verbesserung der Geschäftszahlen. Der Konzern-Umsatz stieg um 49 % auf 3,19 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis hielt dabei mit einem Plus von 36 % nicht ganz mit. Bremsend wirkten hier insbesondere der Wegfall hoher Sondereffekte aus den Corona-Kompensationen vom Vorjahr, die gestiegenen Energiekosten sowie der höhere operative Aufwand, insbesondere aus dem Personalaufbau zur Stabilisierung des Flugbetriebs. Insgesamt wurden in 2022 über 57 % des operativen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im internationalen Geschäft generiert. Das entspricht einem herausragenden Wachstum von 40 % gegenüber dem Vorjahr, während das Ergebnis aus den vornehmlich in Frankfurt aktiven Segmenten um etwa 31 % zulegte. Dies zeigt, welche wirtschaftliche Bedeutung das weltweite Engagement der Flughafen-Betreiber mittlerweile hat. 

Das Konzern-Ergebnis wurde um 81,5 % auf 166,6 Mio. Euro gesteigert. Die gesetzten Prognose wurden damit übertroffen – trotz der vollständigen Abschreibung eines Gesellschafterdarlehens im Zusammenhang mit der Beteiligung am Flughafen St. Petersburg in Russland. 

Flughafen Frankfurt. Auch in Frankfurt wird der Bestand gezielt weiterentwickelt. Zum Jahresanfang hat Fraport die Steuerung der Sicherheitskontrollen von der Bundespolizei übernommen. Die neue Verantwortung gibt dem Betreiber mehr Freiheiten bei der Modernisierung der Sicherheitstechnik. Mittlerweile sind sieben neuartige CT-Scanner im Einsatz. Die Fluggäste profitieren an diesen Kontrollstellen davon, dass sie technische Geräte und Flüssigkeiten nicht mehr auspacken müssen. Dies ermöglicht ein Qualitätsplus bei den Fluggästen und wesentlich höheren Durchsatz an den Kontrollstellen – ohne Abstriche bei der Sicherheit. Aktuell werden die nächsten vier CT-Scanner installiert und im Juli folgen vier weitere. Damit ist Fraport in Deutschland mit Abstand an der Spitze beim Einsatz dieser neuen Technologie.  Insgesamt ist beabsichtigt, in den Terminals bis spätestens Mitte nächsten Jahres 40 CT-Scanner einzusetzen. 

Seit März dieses Jahres können Fluggäste zudem einen Zeitslot für die Sicherheitskontrollstellen buchen. Auch wenn es sich hierbei noch um eine Testphase handelt, wird das neue Angebot mit großer Zufriedenheit von den Kunden genutzt und liefert wichtige Erkenntnisse für weitere Optimierungen der Services. 

Hybride Check-in-Schalter. Auch andere Prozessstellen werden verbessert: Bis zum Sommer werden in der Halle B im Terminal 1 20 neue hybride Check-In-Schalter eingesetzt. Damit kommen auch 40 Gepäckabgabestellen hinzu. Die neuen Schalter ermöglichen einen Betrieb ohne Servicepersonal. So können Fluggäste diese Schalter rund um die Uhr nutzen. Zudem sind die neuen Schalter bereits für biometrische ID-Verfahren ausgestattet. Um sich zu identifizieren, reicht dann das Gesicht statt des Reisepasses oder Tickets aus, sofern Kunden diese neue Technologie nutzen möchten. 

Diese neuen Schalter sind Teil der ersten abgeschlossenen Maßnahme im Projekt „Transforming Terminal 1“. Schulte weiter: „Noch am Anfang stehen wir hingegen mit den Arbeiten für die Nordverlagerung der Sicherheitskontrollen in der Halle B. Die dadurch gewonnenen Flächen im hinteren Areal des B-Bereichs werten wir mit einem erweiterten Retail- und Gastroangebot auf. Fluggäste werden luftseitig zukünftig wesentlich unkomplizierter zwischen den Bereichen A, B und C wechseln können. Dies ist bislang beispielsweise wegen der dort noch verorteten Sicherheitskontrollen zwischen A und B nur durch einen Ebenenwechsel möglich. Die Bauarbeiten werden auf Jahressicht in Halle B immer sichtbarer. Durch diese Modernisierung werten wir Terminal 1 in den kommenden Jahren deutlich auf und bieten eine vereinfachte Reisekette und mehr Aufenthaltsqualität.“ 

Terminal 3. Deutlich weiter sind die Arbeiten im Süden des Airports. Am Terminal 3 ist mittlerweile die aufwändige Glasfassade des Hauptgebäudes fertig. Ebenso sind das Parkhaus und die ungefähr 10 km lange neue Straßenanbindung kurz vor der Fertigstellung. Die Bauarbeiten verlagern sich immer mehr auf technische Installationen im Inneren des neuen Terminals. Ein besonderes Highlight in der zweiten Jahreshälfte wird der Start der ersten Testfahrten der neuen Sky Line-Bahn sein. 

Top-Thema Klimaschutz. Mit dem zum Jahreswechsel beschlossenen “Masterplan Dekarbonisierung” hat Fraport sehr detailliert zahlreiche Maßnahmen benannt, die auf den Weg gebracht werden sollen, um bis spätestens 2045 CO2-frei zu sein. Eine sehr erfreuliche Erkenntnis daraus, so der Vorstandsvorsitzende: „Wir werden mit einzelnen Themen schneller vorankommen als bislang kalkuliert. Ziel ist aktuell, dass das Unternehmen bis 2030 statt der bislang geplanten 120.000 Tonnen nur noch 95.000 Tonnen CO2-Emissionen verursacht. In Frankfurt sollen es dann nur noch 50.000 Tonnen sein statt 75.000 Tonnen. Damit würden wir schon im Jahr 2030 weniger als 25 % der CO2-Menge im Vergleich zum Basis-Jahr 1990 emittieren. Stand 2020 haben wir unsere Emissionen an unserem Heimatstandort bereits um 50 % gegenüber 1990 reduziert. Dies zeigt, dass wir das Thema nicht erst seit Kurzem vorantreiben, sondern unser Engagement für den Klimaschutz seit vielen Jahren Schritt für Schritt voranbringen.“ 

Die Sommerreisewelle 2023. „Nachdem wir im vergangenen Jahr unsere Personalzahl bereits um über 1.000 vorwiegend operativer Beschäftigte erhöht haben, planen wir das Tempo bei den Neueinstellungen weiter hochzuhalten“, so Schulte. Der deutsche Arbeitsmarkt ist insbesondere bei Personen mit Vorqualifizierungen nahezu „leergefegt“. Deshalb stammen mittlerweile viele neue MitarbeiterInnen aus dem EU-Ausland. Aufgrund des nur noch sehr geringen Qualifikationsniveaus, das am Arbeitsmarkt verfügbar ist, hat Fraport seine Schulungskapazitäten deutlich ausgebaut. Dies umfasst das ausgebaute Angebot zum Erlangen von Basisqualifikationen wie der deutschen Sprache und dem Pkw-Führerschein. Daneben wurden mit Hochdruck auch die Kapazitäten für die Qualifikationen „on the Job“ erweitert. Ein Beispiel: Ohne Abstriche bei der Sicherheit können wir mittlerweile Potenzialkandidaten innerhalb eines Jahres zum Lademeister ausbilden. Regulär dauert diese Qualifizierung mindestens zwei Jahre. Aufgrund der zahlreichen eingeleiteten Maßnahmen wird im Hochsommer voraussichtlich in etwa die Anzahl an Lademeistern aus dem Jahr 2019 erreicht. 

Schulte zum Thema Personal. „Die großen Probleme, die wir bei der Wiederbesetzung offener Stellen spüren, sind deutliche Auswirkungen des enger werdenden Arbeitsmarktes als Folge des demografischen Wandels. Diesen nehmen wir sehr ernst. Um den rasanten Veränderungen am Arbeitsmarkt zu begegnen, hat meine Vorstandskollegin und Arbeitsdirektorin, Julia Kranenberg, mit „HRneo“ das größte Personalprogramm der vergangenen Jahre gestartet. Ziel dieser strategischen Neuausrichtung des Personalbereichs ist es, ein attraktiver Arbeitgeber für unsere Belegschaft, aber auch für neue Beschäftigte, zu bleiben und die notwendigen Weiterentwicklungen anzustoßen. Dazu werden wir zum Beispiel die Qualifikationsoptionen im gesamten Konzern deutlich ausweiten. Dem Thema lebenslanges Lernen räumen wir zukünftig einen besonders großen Stellenwert ein. Maßnahmen wie Jobrotationen sollen Teil des Arbeitsalltags werden. Sie ermöglichen den Blick über den Tellerrand und bauen gleichzeitig nützliche Cross-Qualifikationen auf. 

Auch die Anwerbung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir weiter professionalisieren und digitalisieren. Erstens prozessual und zweitens mit Blick auf gezielte Aktionen im EU-Ausland und Drittstaaten. Die aktuelle Arbeitswelt im „New Normal“ ist nicht mehr mit der Zeit vor Corona zu vergleichen. 

Eine wesentlich kurzfristigere Wirkung – als HRneo bereits heute entfalten kann –, hat die in der Schlichtung ausgehandelte Tarifeinigung im öffentlichen Dienst. Das Ergebnis ist betriebswirtschaftlich mit Blick auf die deutlich ansteigenden Personalkosten für uns fordernd. Gleichzeitig ist das deutliche Gehaltsplus unumgänglich. Die höheren Entgelte sind ein wichtiges Element, um für unsere Beschäftigten ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben und ebenso im umkämpften Arbeitsmarkt besser gegenüber Wettbewerbern punkten zu können.% 

Diese initiierten Maßnahmen sind wichtig. Das zeigt allein der Blick auf den Sommer. Hier erwarte Frankfurt ein Passagierplus von 15 bis 25 % gegenüber dem Vorjahr. Großer Treiber werden weiterhin Privatreisende sein. Das Sitzplatzangebot steigt in der laufenden Flugplanperiode auf rund 85 % des Niveaus von 2019. Für Mittelamerika und Afrika übersteigt das Angebot bereits das Vorkrisenniveau und Nordamerika ist nah dran. Lediglich der asiatische Markt und hier insbesondere China liegen noch deutlich zurück. Mit der zunehmenden Öffnung erwartet Fraport nach Fernost auf Jahressicht jedoch eine weitere Belebung. Das Tagesaufkommen wird während der Sommerferien in der Spitze bei bis zu 200.000 Passagieren liegen. 

Ausblick. Zuversichtlich zeigt sich Schulte auch beim Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. „Das Passagieraufkommen erwarten wir in Frankfurt bei über 80 bis 90 %  von 2019. Gestützt vom erwarteten Aufkommensplus an unseren Beteiligungsflughäfen erwarten wir eine weitere Erholung der Ertragslage. Das Konzern-EBITDA verbessert sich nach unseren Erwartungen weiter auf eine Spanne von rund 1,04 bis 1,20 Mrd. Euro. Am oberen Ende hätten wir schon wieder das Niveau von 2019 erreicht. Das Konzern-Ergebnis sehen wir deutlich im Plus, in einer Bandbreite von rund 300 bis 420 Millionen Euro. Aufgrund der hohen Verschuldungsquote werden wir Ihnen nach heutigem Stand auch für 2023 keine Dividendenausschüttung vorschlagen. Erst wenn das Unternehmen näher an den Zielwert von 5 bei der Kennzahl Netto-Finanzschulden zu EBITDA herankommt, planen wir wieder mit einer Gewinnausschüttung.“

Mittelfristige Prognose. Die Wachstumstrends sind intakt. „Während wir im laufenden Geschäftsjahr bereits im internationalen Geschäft in Summe eine Erholung des Aufkommens auf Vorkrisenniveau erwarten, werden wir dieses Level in Frankfurt 2025 oder aber spätestens 2026 erreichen. An unserem Heimatstandort sind wir ab 2026 mit der geplanten Inbetriebnahme von Terminal 3 bestens für weiteres substanzielles organisches Wachstum gerüstet. Damit haben wir einen wichtigen Wettbewerbsvorteil in Deutschland, um von den hierzulande erwarteten Zuwächsen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu profitieren. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat dazu kürzlich eine sehr aussagekräftige Studie veröffentlicht, wie sich die verschiedenen Verkehrsträger in den kommenden Jahren in Deutschland entwickeln werden. Für den Luftverkehr erwartet es bis 2051 einen Zuwachs von 67 % im Vergleich zu 2019. Mit der zusätzlichen Kapazität von rund 25 Mio. Fluggästen jährlich durch das Terminal 3 im Vollausbau ist Fraport bestens vorbereitet, diese Verkehre in großem Umfang sowohl land- als auch luftseitig bedienen zu können.“ Quelle: Fraport / DMM