Fünf-Punkte-Plan für das Jahr 2019

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Richard Lutz, sowie seine Kollegen Ronald Pofalla (Infrastruktur), Berthold Huber (Personenverkehr) und Alexander Doll (Finanzen, Güterverkehr und Logistik) haben sich in Berlin mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sowie Abgeordneten des Deutschen Bundestages getroffen, um die Lage des Unternehmens zu beraten. Die DB-Spitze stellte dabei einen Fünf-Punkte-Plan vor, der bereits konkrete Verbesserungen für die kommenden Monate enthält.

Die Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte haben dafür gesorgt, dass das Streckenntz und Rollmaterial über Jahrzehnte heruntergewirtschaftet wurde. Jetzt soll's Richard Lutz richten. Foto: jmw

Den Ausschlag für das Treffen gegeben hatte der berühmte Brandbrief von Bahnchef Dr. Richard Lutz. Die Bundesregierung zeigt sich empört, als Bahnchef Dr. Richard Lutz mit diesem Schreiben das Unternehmen in der Öffentlichkeit angeblich beschädigt hatte, war als beleidigte Reaktion aus dem Bundesverkehrsministerium zu hören. Indes ist das eine Verdrehung der Tatsachen: Nicht Lutz hat das Unternehmen Bahn beschädigt, es ist sein Eigentümer Bund. Seit Jahrzehnten lässt der Bund die ehemalige Bundesbahn und heutige Deutsche Bahn mehr oder weniger sich selbst und ihrem Schicksal überlassen. Die Bundesregierung muss als erstes damit aufhören so zu tun, als habe der Bund für die Missstände seines Unternehmens Deutsche Bahn keine Verantwortung zu tragen. Die Krise der DB ist in weiten Teilen das Ergebnis politischer Gleichgültigkeit. Lutz kann einem leid tun, denn er sitzt auf einem Berg von Problemen, die ihm schon vorherige Bundesregierungen hinterlassen haben. So ließen sie den abstrusen Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn gewähren, als der im großen Stil Gleise und Weichen entfernen ließ; derart gesund geschrumpft sollte die DB an die Börse gebracht werden. Das mit Billigung der Politchaoten von Berlin kaputt geschrumpfte Netz ist heute gnadenlos überlastet. Obendrein forcierte die Bundesregierung in geradezu verbrecherischer Euphorie über Jahrzehnte die Straße und da speziell den Straßengüterverkehr, der heute alles platt walzt und für hunderte Milliarden Euro Schäden am Volkseigentum verantwortlich ist.

Zu den tollen Leistungen von Mehdorn und Konsorten gehörte auch, dass sie den Fernverkehrs-Fahrzeugpark empfindlich schrumpften und mit katastrophalen Entscheidungen (z.B. Einstellung des hervorragenden InterRegio-Systems) dafür sorgten, dass die Bahn bei Problemen oder in Spitzenzeiten nur auf eine kärgliche Fahrzeugreserve von nur 20 Ersatzzügen zurückgreifen kann. Die Bahn auf Vordermann bringen, indem man sie erst in großen Teilen abbaut und Tausende von Wagen abstellt, jetzt einige wenige Schnellstrecken baut und für viel Geld neue Züge beschafft, ist reichlich paradox und zeigt, mit wie wenig Intelligenz viele Politiker gesegnet waren und heute noch sind. Hinzu kommt zu allem Übel, dass im Bahnvorstand Leute sitzen, die vom System Eisenbahn kaum Ahnung haben. Einzig Bahnchef Lutz selbt, der aus einer Eisenbahner-Familie stammt, darf man bescheinigen, dass er weiß wovon der spricht.    

Bahnchef Richard Lutz sagte jetzt in Berlin: „Die Auslastung unseres Schienennetzes hat seit der Bahnreform 1994 stark zugenommen, die Intensität der Nutzung pro Gleis-Kilometer sogar um 50 Prozent. Gleichzeitig erfreut sich die DB jedes Jahr erneut an einem Passagierrekord. Dennoch: Wir kommen an unsere Grenzen, Wachstum führt zu Engpässen. Wir brauchen mehr Kapazitäten, um die Verkehre von heute und morgen zu bewältigen. Deswegen gehen wir den Ausbau entschlossen an – im Netz, mit neuen Zügen und mehr Mitarbeitern. Ziel ist es, Schritt für Schritt besser zu werden für unsere Kunden.“ Wie bereits seit längerem geplant, werden die Gespräche des DB-Vorstands mit den Vertretern des Eigentümers in der übernächsten Woche fortgesetzt.

Der Fünf-Punkte-Plan für das Jahr 2019 nachfolgend im Detail:

1. Wir werden Schritt für Schritt pünktlicher
Wir machen die Bahn Schritt für Schritt pünktlicher. Konkret: Im Durchschnitt erhöht sich die Pünktlichkeit des DB-Fernverkehrs im Jahr 2019 um 1,6 Prozentpunkte auf 76,5 Prozent. Wir wollen vor allem Verspätungen reduzieren, die Engpässe bei der Fahrzeugverfügbarkeit verursachen. Dazu bauen wir unter anderem die Fernverkehrsflotte konsequent weiter aus und ertüchtigen zusätzlich die vorhandenen Fahrzeuge. Durch eine verbesserte Instandhaltung wollen wir ebenfalls vorankommen. Allein dafür stellen wir mehr als 200 zusätzliche Mitarbeiter ein, beispielsweise in den ICE-Werken Hamburg und Köln. In Krefeld erhöhen wir schon bis Mitte 2019 zusätzlich die Kapazität der Werkstatt. Insgesamt stehen somit täglich mindestens 225 ICE bereit, ein Plus von fünf Prozent. Ein besseres Management unserer täglich bis zu 800 Baustellen ist ebenfalls entscheidend für mehr Pünktlichkeit. Konkret machen wir das vor allem mit drei Maßnahmen: zusätzlichem Personal, der Verschiebung von Sperrzeiten in verkehrsarme Randlagen sowie dem Einsatz von Hochleistungsmaschinen. Damit schaffen wir es, trotz gleichbleibender Bauintensität, ein Drittel mehr Züge als bisher durch die Baustellen zu fahren. Darüber hinaus hilft uns das Lagezentrum Bau. Ein Spezialteam koordiniert dort das gesamte Baugeschehen im Konzern und minimiert täglich Störungen durch Baustellen.

2. Wir investieren so viel wie noch nie
Unter dem Strich investieren wir zusammen mit dem Bund so viel wie noch nie in unser Eisenbahnnetz: 10,7 Milliarden Euro, das sind 1,3 Milliarden Euro mehr als 2018. Damit nicht genug: Um die Kapazitäten in Infrastruktur und Fahrzeuge zu erhöhen, nehmen wir noch extra Geld in die Hand. Zusammen mit den Investitionen in die Digitalisierung sind das 2019 rund 1,1 Milliarden Euro. Wiederum auf Rekordhöhe stellen wir neues Personal ein, voraussichtlich rund 22.000 Kolleginnen und Kollegen. Vor allem mehr Lokführer, Fahrdienstleister und Instandhalter werden helfen, die Qualität zu verbessern.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Frage: Wie können wir die ständig wachsenden Verkehre effektiver steuern und besser koordinieren? Unsere konkrete Antwort: Die bereits bestehenden Planstart-Teams werden 2019 verdoppelt. Deren Aufgabe ist es, für eine pünktliche Abfahrt der Züge zu sorgen. Außerdem bauen wir bereits bestehende Einsatzteams aus, um unseren Verkehr in hoch belasteten Korridoren zuverlässiger zu fahren. In diesen sogenannten Plankorridoren – 2019 sollen es insgesamt vier werden – wollen wir Staueffekte neuralgischer Abschnitte auf das gesamte System möglichst gering halten.

3. Wir bieten verlässlichere Informationen und besseren Komfort
Ob im Zug oder auf den Bahnhöfen – nicht zuletzt mit mehr digitalen Services bieten wir verlässlichere Informationen und einen besseren Komfort. Rund 80 Bahnhöfe rüsten wir in den kommenden Monaten mit einer neuen Generation von Anzeigen, Monitoren und Tafeln aus. In Stuttgart und Leipzig werden wir jetzt unsere DB-Lounges umbauen. In allen 650 rollenden Bordrestaurants und Bordbistros gibt es seit kurzem neue Gerichte – und einen besseren Service an Bord. In diesem Zusammenhang wollen wir Komfortstörungen deutlich abbauen. Gleichzeitig setzen wir die Digitalisierung zur besseren Information unserer Kunden, gerade auch bei Störungsfällen, konsequent fort. Unsere marktführende App, DB Navigator, und der DB Streckenagent werden noch mehr Möglichkeiten für unsere Kunden bieten. Und wir bauen W-Lan im IC, im öffentlichen Nahverkehr und auf unseren Bahnhöfen aus.

4. Wir weiten unsere Angebote aus. Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2018 haben wir im Fernverkehr unser Angebot um vier Prozent ausgeweitet. Knapp 80 Milliarden Sitzplatzkilometer sind Europa-Rekord. Bis Ende Dezember erhalten wir 15 neue ICE4 und 10 neue IC2 – das allein summiert sich auf fast 20.000 zusätzliche Sitzplätze. Ein Teil davon kommt auf der boomenden Strecke zwischen Berlin und München zum Einsatz, so bieten wir pro Tag zwei zusätzliche ICE-Sprinter an. Und eine wichtige Nachricht für Hunderttausende Pendler: Die großen S-Bahnen in München und Hamburg modernisieren weiter ihre Flotten, um der wachsenden Zahl von Fahrgästen gerecht zu werden. Auch im Regionalverkehr werden wir neue Fahrzeuge beschaffen.

5. Wir sanieren unsere Güterbahn und machen die Bahn noch grüner. Wir werden in diesem Jahr unseren Vorsprung als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel weiter ausbauen. Ende 2019 wird der Anteil der erneuerbaren Energien an unserem Energiemix erneut steigen, um drei Prozentpunkte auf dann 60 Prozent. Um einen Beitrag zur Klimawende in Deutschland zu leisten, sind wir fest entschlossen, die anstehende Sanierung unserer Güterbahn erfolgreich voranzutreiben: Mehr Personal, zusätzliche Investitionen in neue Loks und Wagen sowie eine Vertriebsoffensive werden wieder mehr Güter auf die Schiene bringen. Keine Frage, wir wollen mit DB Cargo wachsen, unsere Marktanteile verteidigen und neue Kunden gewinnen. Quelle: DMM / DB