Während in China Hochgeschwindigkeitsstrecken über mehrere hundert km binnen ein, zwei Jahren gebaut werden, dauern derlei noch dazu sehr viel kürzere Schieneninfrastrukturprojekte in Deutschland mitunter Jahrzehnte. „Bahnkunden haben wahrlich keine Luft, noch 20 Jahre auf eine zeitgemäße Verbindung auf der einstigen Bahnmagistrale zwischen Singen und Stuttgart zu warten", betonen Kritiker.
Schon der laufende, erste Planungsschritt dauere Jahre, kritisiert der Singener SPD-Abgeordnete Hans-Peter Storz MdL. Erst 2028, also in dreieinhalb Jahren, wolle die Bahn die Grundlagenermittlung und die Vorplanung für den gesamten Ausbau der bis zum 2. Weltkrieg durchgehend zweigleisigen Strecke vorlegen. Bis zum Baurecht, den sogenannten Planfeststellungsbeschlüssen, würden weitere Jahre ins Land ziehen, so dass mit einem Baubeginn nicht vor Mitte der 2030er Jahre gerechnet werden könne.
„Ohne Bahnausbau gibt es keinen umweltfreundlicheren Verkehr,“ erinnert Storz. Deswegen sei die Bahn gefordert, Bauabschnitte vorzuziehen, die schnell umgesetzt werden und die den Fahrplan beschleunigen können. „Auch die geduldigsten Bahnkunden erwarten auf der Gäubahn Fortschritte,“ sagt der Abgeordnete, der regelmäßig mit der Bahn in den Landtag fährt. Hohe Priorität müssten daher die geplanten Überholgleise für Güterzüge haben, fordert Storz. Außerdem könnte die Bahnlinie durch verkürzte Blockabstände leistungsfähiger gemacht werden. Denn durch diese technische Maßnahme könnten mehr Züge über die gleiche Strecke geschickt werden. So habe kürzlich der Verband der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) den Einbau entsprechender Technik zwischen Engen und Gottmadingen als Sofortmaßnahme vorgeschlagen.
„Unser Landkreis benötigt Alternativ-Verbindungen zum Fernverkehr“, fordert Storz und erinnert dazu an das Potenzial der Ablachtalbahn. Werde auf dieser Linie die Lücke zwischen Stockach und Mengen geschlossen, gebe es eine weitere Verbindung nach Ulm. Aufgrund der günstigen Topographie über weite Teile der Strecke sei es möglich, die Verkehre hier zu beschleunigen. „Es liegt im Interesse des Landes, die Ablachtalbahn so bald wie möglich wiederzubeleben.“ Dazu sei es erforderlich, die ausbauwilligen Kommunen entlang der Strecke viel stärker als bisher zu unterstützen. Quelle: Büro Hans-Peter Storz MdL / DMM