Galileo ist teuer und funktioniert nicht

Das europäische Großprojekt Galileo ist eines von weltweit vier globalen Navigationssatelliten-Systemen (GNSS) und soll eine Alternative zum vorherrschenden GPS bieten. Durch technische und finanzielle Schwierigkeiten verzögert sich der Start von Galileo jedoch massiv. Derzeit ist das komplette Satellitennetzwerk aber aufgrund eines Systemfehlers nicht nutzbar.

Für die Luftfahrt und Autofahrer ist es ein Segen, dass es das amerikanische GPS gibt. Denn wie soll z.B. ein automobiler Geschäftsreisender sein Ziel unkompliziert finden, wenn sein Navi nicht funktioniert? Mit Galileo würde er vermutlich im Nirwana landen. Denn es funktioniert nicht.

GPS hält weltweit die Vormachtstellung für die Navigation im Auto und mit dem Smartphone. Dank GPS ist Positionsbestimmung und Navigation via Satellit für jedermann möglich und erschwinglich geworden. Ob mit einem Navigationsgerät oder per Smartphone via App - es gibt viele Möglichkeiten GPS-basierte Dienste zu nutzen. Seit vielen Jahren  befindet sich indes das europäische Galileo als Pendant zum US-amerikanischen, militärisch kontrollierten GPS im Aufbau. Das Projekt der EU wird auch von diversen Staaten außerhalb der Union unterstützt.

Allein bis 2013 wurden für die Entwicklung und den Systemaufbau der Infrastruktur von Galileo über 5 Mrd. Euro benötigt. Ursprünglich sollte das System schon 2008 an den Start gehen. Zuletzt hatte die EU für den weiteren notwendigen Ausbau sowie den laufenden Betrieb bis 2020 zusätzliche 7 Mrd. Euro vorgesehen. Experten denken, dass noch viele weitere Milliarden benötigt werden, bis das lahmende europäische System halbwegs funktioniert. Galileo ist somit das finanziell intensivste Großprojekt der EU und wird hauptsächlich von der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA) getragen. Die ESA ist in Kooperation mit privaten Unternehmen und zahlreichen europäischen Forschungszentren für die Realisierung verantwortlich. So ist auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) maßgeblich an der Entwicklung und dem Betrieb des Galileo-Systems beteiligt.

Das Galileo-Satellitennetzwerk soll bis zum Jahr 2020 aus 30 Satelliten in einer Erdumlaufbahn von mehr als 23.000 km bestehen, 27 Satelliten sind für den regulären Betrieb und drei Zusatzsatelliten für eventuelle Ausfälle geplant. Derzeit befinden sich 26 Galileo-Satelliten in der Umlaufbahn, wobei einige nicht korrekt positioniert sind, vier weitere sollen Ende 2020 ins All geschossen werden. Das Kontrollzentrum steht in Oberpfaffenhofen, Betreiber aber ist die europäische Satellitennavigationsbehörde GSA in Prag.

Nun ist das ohnehin nur teilweise funktionierende Galileo fast vollständig ausgefallen. Auf der Internetseite der Europäischen Agentur für Navigations- und Satelliten-Systeme (GNSS) sind alle 26 Galileo-Satelliten derzeit als "down" gekennzeichnet. Am 13. Juli informierte die Agentur über den Totalausfall.

Gestört seien Einrichtungen am Boden. Ursache für den Ausfall ist womöglich ein Systemfehler in einer italienischen Bodenstation, so das Portal "InsideGNSS". Quelle: InsideGNSS / Galileo / DMM