Die vor über einem Jahrzehnt in Everett gebaute Air India B 787-8 stürzte kurz nach dem Start vom internationalen Flughafen im indischen Ahmedabad ab. Der Dreamliner stürzte in ein Studentenwohnheim einer medizinischen Fakultät. 241 der 242 Menschen an Bord und Dutzende am Boden kamen ums Leben. Es ist wahrscheinlich der tödlichste Flugunfall der letzten zehn Jahre. Bis Freitag, 13. Juni sagten viele Boeing-Führungskräfte ihre Teilnahme an der Paris Air Show ab. General Electric, der Hersteller der Triebwerke für die abgestürzte 787, verschob eine Veranstaltung.
Air India, die Fluggesellschaft, die den Flug nach London durchführen sollte, begann auf Anordnung der indischen Luftfahrtbehörde mit der Inspektion ihrer 787-Flotte mit GE-Triebwerken. Bis Samstag hatte sie neun Flugzeuge für den Weiterbetrieb freigegeben, 24 weitere standen noch zur Überprüfung an.
Die Tragödie von Ahmedabad veränderte für den US-Luftfahrtkonzern den Verlauf der Pariser Airshow.
Nachdem Boeing ein halbes Jahrzehnt lang am Rande einer finanziellen Katastrophe entlang schlitterte, hatte das Unternehmen erwartet, mit seinem neuen und in der Branche angesehenen CEO als Aushängeschild für die Erholung des Unternehmens auf der Messe zu stehen. Boeing wollte das wiedergewonnene Vertrauen von Kunden und Investoren nutzen, sich wieder als ein verlässlicher Partner der Fluggesellschaften zu präsentieren. Stattdessen nun gedämpfte Stimmung.
Auf der letztjährigen Farnborough Air Show in der Nähe von London wurde Boeing noch von den „Reputations- und Finanzschäden“ erschüttert, nachdem im Januar 2024 ein Panel aus einer 737 MAX geflogen war. Es ist zudem das zweite Mal, dass eine Flugschau, die eigentlich Boeings Erholung markieren sollte, so schnell ihren Ton geändert hat. Branchenkenner hatten voriges Jahr erwartet, dass Boeing 2024 die Krise nach zwei tödlichen MAX-Abstürzen in den Jahren 2018 und 2019 überwinden würde – Katastrophen, die größtenteils durch Fehler von Boeing verursacht worden waren, und denen viele Menschen zum Opfer fielen.
Die Tragödie vom Indien stellte Boeings Sicherheitsbilanz erneut in Frage, obwohl es noch zu früh ist, um zu sagen, ob Fertigungs-, mechanische oder Pilotenfehler beim Absturz der fast zwölf Jahre alten B 787-8 eine Rolle spielten. Dreamliner waren zuvor noch nie in einen Unfall verwickelt gewesen. Im Zusammenhang mit den Geschehnissen dürfte die diesjährige Paris Air Show ruhiger verlaufen als in den vergangenen Jahren.
Im Vorfeld erwarteten Luft- und Raumfahrtanalysten aber, dass Fluggesellschaften weiterhin Großaufträge bekannt geben würden (wenn auch vielleicht nicht so viele Megaorder). Die Branche steckt insgesamt in der Unsicherheit. Dies auch wegen der von Donald Trump im April angekündigten Importzölle, die derzeit war ausgesetzt, eine ganze Branche gefährden, die auf Unternehmen rund um den Globus angewiesen ist und in der Vergangenheit von Zöllen ausgenommen war
Während amerikanische Unternehmen und gewählte Amtsträger in Frankreich eintreffen, spitzt sich der Wirtschaftskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Europa zu. Inzwischen erwägt die Europäische Union als Reaktion auf Trumps Handelskrieg Vergeltungszölle auf amerikanische Importe.
Richard Aboulafia, Geschäftsführer des Luft- und Raumfahrtberatungsunternehmens AeroDynamic Advisory, erwartet, dass Fluggesellschaften weniger Großaufträge als in den vergangenen Jahren ankündigen werden. Einige Fluggesellschaften warten die Auswirkungen der Zölle ab und zögern, zusätzliche Steuern zu zahlen. Quelle: Boeing / DMM