Geht es dem Diesel endgültig an den Kragen?

Die Deutsche Umwelthilfe hat die Grundsatzklage gegen VW-Betrugsdiesel und das Kraftfahrt-Bundesamt gewonnen. Für alle Autobauer, die noch Selbstzünderautos anbieten, dürfte es bald eng werden. In weiser Voraussicht haben in den letzten Jahren tausende Fuhrparkverantwortliche viele ihrer Dieselmodelle gegen Plug-in-Hybride ausgetauscht. Aber selbst die sind keine echte Lösung im Kampf um saubere Geschäftswagen.

Bereits 2011 hat die Umwelthilfe (DUH) die Bundesregierung auf den Dieselabgasbetrug von Volkswagen aufmerksam gemacht und ab 2015 praktisch alle Hersteller von Dieselfahrzeugen der Verwendung illegaler Abschalteinrichtungen überführt. Seitdem kämpft die Umwelthilfe gegen den fortgesetzten Betrug durch die Dieselkonzerne und deren Verbündete in der Bundesregierung. Nach sieben Jahren Rechtsstreit hat die DUH nun den großen Durchbruch für saubere Luft in den Städten und für die betrogenen Autobesitzer erzielt!

Der Diesel-Skandal, bei dem der VW-Konzern Abgaswerte einige seiner Modelle manipulierte, liegt schon einige Jahre zurück, doch seine Auswirkungen sind noch immer spürbar. Im Grund hat er den Niedergang dieser eigentlich klimaschonenden Verbrenner-Art eingeläutet – auch wenn VW nach Kundendruck den nächsten Passat entgegen ursprünglicher Pläne doch wieder mit Selbstzünder anbieten wird.

1975 gegründet nennt sich die Deutsche Umwelthilfe e.V. politisch unabhängig. Sie ist auch als gemeinnützig anerkannt. 

Mittlerweile bekommt VW allerdings auch Probleme mit den Aggregaten, die nach der Aufdeckung des Betruges überarbeitet worden waren. Konkret geht es dabei um das sogenannte Thermofenster: Zwar verändert der Motor dabei nicht mehr illegal sein Abgasverhalten, wenn er einen Prüfstand erkennt – wohl aber bei niedrigen Temperaturen. Bei Kälte reduziert die Bord-Software die wichtige Abgas-Rückführung, um so den Motor zu schonen. Diesen Technik-Trick hatte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) für einen VW Golf VII mit Turbodiesel im Jahre 2016 ausdrücklich genehmigt – obwohl der Schadstoff-Ausstoß damit ansteigt. 

Gegen diese Genehmigung und das KBA, nicht gegen VW selber, richtete sich die Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Das Verwaltungsgericht Schleswig gab dem Verein nun recht und hob die Zulassung des VW-Modells auf. In Wolfsburg sieht man das weiterhin  anders und hält die „temperaturabhängige Abgasrückführung“ nach wie vor für richtig und wichtig.

Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Das KBA könnte direkt beim Bundesverwaltungsgericht Berufung einlegen. Sollte die Entscheidung aber Bestand haben, wird es nicht nur für VW eng: Nahezu alle anderen Autobauer nutzen das Thermofenster zur Abgasreinigung ihrer Diesel-Modelle. 

8,6 Mio. Diesel-Pkw und ca. 1,5 Mio. Nutzfahrzeuge sind mit solchen illegalen Abschalteinrichtungen weiterhin auf den deutschen Straßen unterwegs. Die DUH hat bereits Klage zu 118 weiteren Pkw-Dieselmodellen von Audi, BMW, Mercedes, Fiat, Opel Porsche und VW erhoben und will nun durchfechten, dass jedes einzelne davon mit einer funktionierenden Abgasreinigung nachgerüstet oder stillgelegt werden muss – und zwar auf Kosten der Hersteller und unter Entschädigung der betrogenen Kunden. Die DUH will den Bundesverkehrsminister, das KBA, das deutsche Diesel-Kartell aus BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi und Porsche sowie die ausländischen Dieselhersteller dazu zwingen.

Die DUH richtet sich nach ihren Angaben auf eine harte Auseinandersetzung mit der gesamten Autobranche ein, auch auf weitere Bedrohungen und komplexe Gerichtsverfahren zur Durchsetzung der Sauberen Luft. Quelle: Verwaltungsgericht Schleswig / DUH / DMM