Generalsanierung von Bahnlinien ist sinnvoller

Bahngäste bekommen pünktlichere Verbindungen, und Deutschlands Schienen werden leistungsfähiger. Statt kleiner Reparaturen werden ganze Streckenabschnitte generalsaniert und modernisiert. Für mehr Reisekomfort, effizienteren Transport und besseren Klimaschutz, so das Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV).

 

Deutschlands Schiene ist beliebter als je zuvor, aber nicht ausreichend leistungsfähig. Das Schienennetz wird immer mehr genutzt. Immer mehr Menschen verreisen oder pendeln zur Arbeit, außerdem werden nach Jahrzehnten des hausgemachten und von der Politik unterstützten  Niedergangs des Schienengüterverkehrs wieder etwas mehr Güter auf der Schiene transportiert. Diese Entwicklung trägt langfristig zur Reduktion von C02-Emissionen bei, und damit zur Erreichung unserer Klimaschutzziele.

Durch die erhöhte Nutzung wird das Schienennetz schwer belastet. Zudem sind viele Gleise, Weichen, Brücken und Stellwerke alt und deshalb anfällig für Störungen. Für Bahngäste bedeutet das: Unpünktlichkeit und insgesamt weniger komfortables Reisen. Damit stark belastete Streckenabschnitte wieder mit weniger Einschränkungen genutzt werden können, und hier in Zukunft sogar mehr Züge unterwegs sein können, sollen sie generalsaniert werden.

Generalsanierung statt kleiner Reparaturen. In der Vergangenheit waren Sanierungsarbeiten jedoch manchmal genauso frustrierend wie ein unzuverlässiges Schienennetz. Denn bisher wurden punktuell nur einzelne Elemente repariert, und auch nur dann, wenn sie wirklich kaputt oder zu alt waren. Ging kurz nach Abschluss der Bauarbeiten wieder etwas kaputt, konnte die Strecke wieder nicht wie gewohnt genutzt werden. Dies hat nun ein Ende. Ab dem Jahr 2024 werden ausgewählte Streckenabschnitte grundsaniert. Das heißt: alles wird modernisiert, vom Gleisbett über die Signalanlagen bis zu den Oberleitungen. Der Vorteil dieser umfassenden Erneuerung wird sein, dass der Streckenabschnitt nur einmal gesperrt wird und danach mindestens 5 Jahre nahezu baufrei ist.

Zugstrecken für mehr Verkehr stärken. Manche Strecken müssen besonders sorgfältig saniert werden, und zwar dort, wo sehr viele Züge fahren. Das ist derzeit auf ungefähr 10% des Streckennetzes der Deutschen Bahn der Fall. Jeder vierte Zug befährt diese Strecken. Sie sind jedoch für eine solche Menge an Fahrten nicht ausgelegt und deshalb überlastet. Diese Strecken werden deswegen zukünftig unter anderen Gesichtspunkten betrachtet und zu sogenannten „Hochleistungskorridoren“ aufgerüstet. In diesen gibt es dann zum Beispiel öfter die Möglichkeit, das Gleis zu wechseln oder einen anderen Zug zu überholen. So kann man flexibler auf neue Bauarbeiten oder plötzliche Störungen reagieren Die Digitalisierung spielt auch hier eine große Rolle: mit moderner Technik lassen sich Schienenanlagen auch aus der Ferne überwachen. Mit diesen Daten kann man erkennen, wenn Streckenkomponenten ihre Belastungsgrenze erreichen – und sie reparieren, bevor es zu tatsächlichen Schäden kommt. Das Hochleistungsnetz wird also deutlich zuverlässiger werden.

Ausweichstrecken zuerst sanieren. Um die Einschränkungen für Reisende und den Güterverkehr durch diese Streckensanierungen möglichst gering zu halten, werden Züge in dieser Zeit auf Ausweichstrecken fahren. Diese Strecken werden vor einer Generalsanierung, die in der Regel mehrere Monate dauert, dann ebenfalls saniert, damit sie der stärkeren Belastung technisch standhalten können. Das Ergebnis: ein gut ausgestattetes Schienennetz ohne Abstriche bei der Reisequalität.

Ein Beispiel ist die hoch belastete Strecke Nürnberg-Würzburg im Abschnittet Fürth-Neustadt/Aisch und Neustadt/Aisch-Würzburg. Die ICE-Trasse, auf der u.a. drei ICE-Linien (Wien-Frankfurt/Köln, München-Nürnberg-Hamburg/Bremen sowie München-Nürnberg-Ruhrgebiet) verkehren, wird 2023 für längere Zeiträume in großen Teilabschnitten komplett gesperrt. Teilweise geht monatelang gar nichts mehr.

In der Zeit sollen dort Gleise und Weichen sowie, wo nötig, die Oberleitung erneuert werden. Der Abschnitt Neustadt/Aisch – Würzburg wird vom 26. Mai bis 05. August gesperrt. Vom 06. August bis zum 12. September 2023 fallen alle Züge zwischen Nürnberg und Neustadt/Aisch aus. Auch die S6 von Neustadt/Aisch fährt nach Nürnberg nicht. 

Das Unternehmen ist gerade dabei, den Schienenersatzverkehr zu organisieren. Busse sollen alle Bahnhöfe anfahren. Zusätzlich werden Expressbusse die größeren Stationen anfahren. Für Züge, die auf dem gesamten Streckenabschnitt Würzburg-Nürnberg (das sind alle RE-Züge der Mainfrankenbahn) entfallen, werden wir ebenso Direktbusse und Busse mit allen Halten auf der Strecke einsetzen", präzisiert eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Der Fernverkehr wird zum allergrößten Teil von Würzburg über Ansbach und Nürnberg oder gleich über Treuchtlingen Richtung Ingolstadt bzw. Augsburg und weiter nach München umgeleitet. Der Güterverkehr kann ab Gemünden über die Werntalbahn und Schweinfurt-Bamberg oder ab Würzburg über Ansbach geführt werden. Quelle: BMDV / DMM