Geschäftsluftfahrt im Zeichen des Klimawandels

Die European Business Aviation Convention & Exhibition (EBACE), in Europa die bedeutendste Veranstaltung der Geschäftsfliegerei, ist erfolgreich zu Ende gegangen. Tausende Fachbesucher aus der Luftfahrtbranche aus aller Welt zog es auch in diesem Jahr an den drei Messetagen nach Genf, um mit anderen Fachleuten zu diskutieren. Die Messe bot die Möglichkeit, sich mit führenden Unternehmen der Branche zu vernetzen, neue Partnerschaften zu schließen und wertvolle Erkenntnisse über die Zukunft der Geschäftsfliegerei zu gewinnen.

Auf der EBACE in Genf drehte sich alles um das Thema Nachhaltigkeit der Geschäftsluftfahrt. Foto: EBACE

Darüber hinaus bot die Ebace 2023 eine Plattform für Podiumsdiskussionen, Präsentationen und Seminare, in denen Experten ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilten. Diese Interaktionen ermöglichten es den Teilnehmern, Einblicke in die neusten Herausforderungen, Chancen und Best Practices der Branche zu gewinnen. Während der diesjährigen Ebace stand das Thema Nachhaltigkeit und technologische Fortschritte im Mittelpunkt. 

Alles dreht sich um Nachhaltigkeit. Uns so trafen sich Führungskräfte von sechs großen OEMs von Geschäftsflugzeugen auf der Bühne der European Business Aviation Convention & Exhibition, um ihre Bemühungen zur Dekarbonisierung der Branche zu besprechen und auf das Ziel hinzuarbeiten, die CO2-Emissionen der Geschäftsluftfahrt bis 2050 auf Null zu senken. 

„Die Geschäftsluftfahrt stand schon immer an der Spitze von Innovation und Technologie“, sagte Jürgen Wiese, Vorsitzender des EBACE2023-Mitveranstalters EBAA. Nachhaltiger Flugkraftstoff (SAF), der aus erneuerbaren Rohstoffen und Abfallprodukten gewonnen wird, birgt kurzfristig das größte Potenzial zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen der Luftfahrt. Obwohl sich die Verfügbarkeit von SAF insbesondere in ganz Europa verbessert hat, ist es in den meisten Regionen nach wie vor relativ wenig verfügbar.

„Für einige potenzielle Lieferanten herrscht eine Art Henne-Ei-Situation“, sagte Benoit Defforge, Präsident von Airbus Corporate Jets. „Wir arbeiten bereits mit einigen von ihnen zusammen, um mehr (SAF) zu produzieren. Wir müssen die Nachfrage ansprechen und gemeinsam eine Lösung finden.“

Dennoch „wird die Geschäftsluftfahrt die erste Branche sein, die große Mengen SAF einsetzt“, sagte Éric Trappier, CEO von Dassault Aviation. „Es geht aber nicht nur um den Einsatz von SAF, sondern auch um eine optimierte Flugführung. Vielleicht kann man etwas langsamer fliegen. Wir entwickeln Tools, um unseren Kunden dabei zu helfen.“

Die Geschäftsluftfahrt ist auch in anderen Bereichen führend, von der Entwicklung leichterer und effizienterer Flugzeugzellen und umweltfreundlicherer Triebwerke bis hin zur Nutzung direkter Flugrouten zur Reduzierung von Reisezeiten und Treibstoffverbrauch.

„Technologie führt zu Nachhaltigkeit“, sagte Michael Amalfitano, Präsident und CEO von Embraer Executive Jets. „Während wir unsere Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich weiterentwickeln, um diese Fortschritte zu unterstützen, ist es ein wirklich starkes Engagement aller OEMs, weiterhin effizientere Flugzeuge und einen effizienteren Fertigungsbetrieb zu entwickeln.“ Jede nachfolgende Flugzeuggeneration ist 15 bis 25 % effizienter und das bedeutet auch geringere Emissionen“, fügte Joe Benson, CEO von Boeing Business Jets, hinzu. „Durch die direktere Weiterleitung werden noch einmal 10 % eingespart. Es gibt also eine Menge Dinge, die wir jetzt tun können.“

Während diese OEMs um Kunden konkurrieren, wies Eric Martel, Präsident und CEO von Bombardier, darauf hin, dass sie auch kollektiven Einfluss haben. „Es ist wichtig, dass alle OEMs die gesamte Branche vorantreiben“, sagte er. „Wir haben die Emissionen seit den 1960er Jahren um 50 % reduziert, und so wird es auch weitergehen.“

Mark Burns, Präsident von Gulfstream Aerospace, betonte, wie wichtig es sei, Fakten zu präsentieren, um in der zunehmend umstrittenen Umweltdebatte „die Emotionen aus den Debatten herauszunehmen und Lösungen ohne staatliches Eingreifen zu finden.“ Er mache sich weniger Sorgen um die Fähigkeit der Flugzeugbauer, das Problem zu lösen, als um eine reflexartige Reaktion“, sagte er und warnte, dass die Branche durch Vorschriften dazu gezwungen werden könnte, etwas Unerreichbares umzusetzen.“ 

Ed Bolen, Präsident und CEO des EBACE2023-Mitveranstalters NBAA, bekräftigte die Bedeutung der Zusammenarbeit konkurrierender OEMs an einem gemeinsamen und bedeutenden Ziel. „Die Geschäftsluftfahrt steht seit langem an der Spitze der Nachhaltigkeitsbemühungen. Aufgrund der Führungsrolle der Hersteller hätte sich die Geschäftsluftfahrt-Branche schon 2009 langfristig dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoß zu reduzieren – und dann kam dieselbe Gruppe von OEMs im Jahr 2021 zusammen und sagte: ‚Wir können es noch besser machen‘.“

Zu den Top-Themen in Punkto Nachhaltigkeit gehörten neben dem alternativen Treibstoff Sustainable Aviation Fuel (SAF) treibstoffsparendere Winglets, Folierung und spezielle Außenbeschichtungen. 

Eine der bemerkenswertesten Premieren bei der Ebace 2023 war die Vorstellung des Gulfstream G800. Sie wurde zuvor noch nie in Europa gezeigt. Als einer der führenden Hersteller von Geschäftsreiseflugzeugen beeindruckt Gulfstream mit seinem neuen Flaggschiff, welcher in der Standartausführung 19 Sitze umfasst. Erst ein Jahr zuvor stellte Gulfstream die G700 an der Ebace 2022 vor. Wie auch schon bei der G700, erreichte die G800 per Rekordgeschwindigkeit die Westschweiz. Sie flog betankt mit alternativen Kraftstoff Sustainable Aviation Fuel (SAF) von Savannah nach Genf. 

Dassault stellte ihren Falcon 6X aus, der bald seine Zulassung erhalten soll. Die Falcon 10x konnte als detailgetreue Nachbildung, als Mock-Up, besichtigt werden. Ebenso die Cessna Citation Ascend aus dem Hause Textron Aviation. Ein erster Prototyp soll noch dieses Jahr abheben und, wenn alles läuft wie geplant, dann 2025 auf den Markt kommen.

Wem die zwei bis 19 Sitzplätze nicht reichen, wurde auf der Ebace trotzdem nicht enttäuscht. Airbus stellte einer ihren Airbus ACJ A220 Privatjets aus und Boeing das Konkurrenzprodukt, die Boeing BBJ 737. Und wem das immer noch nicht reicht und ein über 340 m2 fliegendes Wohnzimmer benötigt, wird mit der Boeing 777 als Privatjetvariante fündig. Obschon das Angebot schon seit Jahren steht, wurde erst vor ein paar Tagen die erste Boeing BBJ 777X in der Geschichte von Boeing verkauft. Quelle: EBACE / DMM