Geschäftsreise am Freitag, den 13. …

Zwar wirbt die Deutsche Bahn für Geschäftsreisen kräftig über Google und gaukelt dem Leser vor, welch tolles Reiseerlebnis ihn erwartet. Andererseits liefert sie eine Performance ab, die ihres Gleichen sucht, im negativen Sinne, wohl gemerkt. Doch der Reihe nach. Wir waren am Freitag, 13. Mai 2022 auf Dienstreise und wollten über Frankfurt Hauptbahnhof zurück zu unserem deutschen Standort Kitzingen (gelegen zwischen Würzburg und Nürnberg). Dass wir es am späten Abend doch noch geschafft haben, ans Ziel zu kommen, gleicht beinahe einem Wunder; denn von auch nur annähernd pünktlichem Transport konnte an diesem Freitag absolut keine Rede sein.

Teils entsetzliche Verspätungen gab es im Fernverkehr der Deutschen Bahn am Freitag, 13. Mai 2022. Foto: Thomas Blaschke

Weil unser ICE Richtung München mit großer Verspätung angekündigt war, haben wir uns erst einmal am Hauptbahnhof der deutschen Finanzmetropole umgesehen. Und oh Graus, wir sind uns vorgekommen wie in Timbuktu oder sagen wir Kinshasa oder Mombasa und und und. Man hat einfach nicht mehr das Gefühl, in Deutschland zu sein. Dabei sind es nicht die „normalen Reisenden“, die für ein erschreckendes Ambiente am Frankfurter Hauptbahnhof sorgen, sondern irgendwie in Deutschland Gestrandete, die sich aus bestimmten Gründen angelockt fühlen, die ihr Gastland als Finanzier, als Müllkippe und als mehr oder wenigen rechtsfreien Raum betrachten, die Kippen, Flaschen und alles Mögliche achtlos wegwerfen, auf einen zugehen und fragen, ob man nicht gerne diese oder jene Drogen kaufen möchte – mir wurde in meiner Wartezeit zweimal Heroin angeboten, ein anderes Mal wurde ich angepöbelt, will ich mich weigerte Geld zu geben. Noch erschreckender empfand ich mit anzusehen, mit welcher Gleichgültigkeit diese Missstände offensichtlich toleriert werden. Das ist Frankfurt Hauptbahnhof. 

Dann zum eigentlichen Thema Pünktlichkeit: Ich wollte ja mit dem Zug nachhause fahren. Online-Ticket hatte ich am Vortag gelöst und in der Bahn-Navigator App gespeichert. Zunächst mal blieb es beim Wollen. Denn So gut wie kein Fernzug, auch meiner nicht, kam pünktlich an. Am laufenden Band schallten die Durchsagen aus den Lautsprechern, dass diese und jene ICE nicht gemäß Fahrplan eintreffen würden. Ständig und irgendwie nervig schnarrte es aus den Lautsprechern an den Bahnsteigen, teils mit überlappenden Verspätungsankündigungen, dass ICE Richtung München, nach Zürich, nach Stuttgart, Berlin, Hamburg und und und mal 30, mal 40, mal 140 oder auch 150 Minuten verspätet eintreffen würden. Dazu die obligatorische Entschuldigung. Mit jeder Durchsage wurde auch die Begründung geliefert, warum man unendlich lange auf seinen Zug warten müsse: Mal waren es „Unbefugte Personen“, die auf der Strecke angeblich Gleise blockierten, mal war es fehlendes bzw. zu spät wegen eines vorherigen verspäteten Anschlusszugs erschienenes Personal (Triebfahrzeugführer, Zugbegleiter etc.) irgendwo unterwegs, mal waren es Feuerwehreinsätze, mal gestörte Weichen, mal technische Probleme, mal nicht näher bezifferte Unbilden an der Strecke unterwegs, kurzum: so gut wie kein Fernzug kam auch nur annähernd fahrplangerecht. Das Beste aber waren Begrüßungen von Regionalzügen und Fahrgästen, die schon vor zwei Stunden und mehr eingetroffen waren. 

Unser ICE von Dortmund kommend und bestehend aus einer Doppelgarnitur zweier ICE3, also mit 16 Waggons, traf endlich am Bahnsteig ein, dort, wo schon mehrere hundert Fahrgäste ausgeharrt hatten. Doch als sie endlich einsteigen konnten, gab es längst nicht für jeden einen freien Sitzplatz, auch nicht für den einen oder anderen, der zwar einen Sitzplatz reserviert hatte, aber diesen ICE nehmen musste, weil sein vorheriger wegen einer irren Verspätung gar nicht erst gekommen war. Zwischen den Wagenübergängen saßen oder standen entnervte Fahrgäste. Logisch, dass sich auch die Abfahrt verzögerte.

„Wir fahren gleich los“, versuchte der Zugchef mehrere Male per Durchsage zu beruhigen. Naja, irgendwann war es dann so weit. Von ICE-Tempo freilich keine Spur. Bis Hanau wäre ich wahrscheinlich mit dem Fahrrad genauso schnell gewesen. Während unserer Fahrt Richtung Würzburg wanderten immer wieder hilfesuchende Passagiere durch die engen Mittelgänge. Und wer in Aschaffenburg zustieg, dem ersten Stopp nach Frankfurt, hatte einfach Pech. Ausgestiegen waren nur wenige, dafür drängten umso mehr „Neueinsteiger“ in die Waggons. Entspannung angesagt war erst in Würzburg, wo sicher mehr als hundert Passagiere glücklich, wenn auch mit zusätzlichen 15 Minuten Verspätung den ICE verließen. Ob ich es gut fand, dass die ZugbegleiterInnen das Ticket sehen wollte? Ich glaube, die Damen und Herren waren genauso genervt wie ihre Kunden.

P.S.: Den Bahnmanagern empfehlen ich mal einen Blick in die großen Unions Stations in den Vereinigten Staaten. Das sind edelste Kathedralen, blitzsauber, und mit luxuriösesten Services für die Fahrgäste, von dem man in Deutschland noch nicht mal träumen kann. Gerrnot Zielonka / DMM