Geschäftsreise - Wunsch und Wirklichkeit

Auf der Website der Wirtschaftswoche (wiwo.de) ist aktuell ein bemerkenswerter Gast-Beitrag eines Geschäftsreisenden zu finden, der zum Nachdenken Anlass gibt. Denn der Verfasser erlebte auf seinem Flug mehr Missstände bei der Bekämpfung der Coronakrise als positiv Berichtenswertes. Konkret geht es um die Dienstreise per Flugzeug von Köln nach Berlin, über die Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbundes ZGV, berichtet.

Es war sein erster Köln-Berlin-Flug seit Monaten. Um nicht in zeitliche Bedrängnis aufgrund neuer Sicherheitserfordernisse zu geraten, reiste Veltmann frühzeitig an, heißt es im wiwo-Beitrag mit dem Titel „Wir bitten die Passagiere, sich die Kugelschreiber gegenseitig zu leihen“. Veltmanns erster Eindruck bei der Anreise: Kaum Autos auf den riesigen Parkflächen, Maskenpflicht beim Betreten des Gebäudes. Restaurants und nahezu alle Geschäfte am Flughafen hatten nicht nur geschlossen, sondern hohe Stellwände versperrten den Blick. Auf der Anzeigetafel für die Abflüge standen ganze fünf Flüge einer einzigen Fluggesellschaft. Großer Abstand mit Markierungen am Sicherheitscheck, im Wartebereich deutliche Markierungen an den Sitzbänken, wo man sitzen durfte und wo nicht.

Jedoch dann: Dichtestes Gedränge nach der Flugabfertigung auf dem Weg in das bis auf den letzten Platz ausgebuchte Flugzeug. Die Passagiere quetschten sich wie vor Corona – freilich jetzt mit Maske – in die vollbesetzten Reihen eines überhitzten Flugzeuginneren, bei dem die Klimaanlage ausgeschaltet blieb, und das auch noch fast 25 Minuten lang, in denen der Flieger aus unerfindlichen Gründen die geplante Abflugzeit überschritt und am Boden blieb. Auf entsprechende Hinweise der inzwischen schwitzenden Passagiere reagierte das Bordpersonal nicht.

Als die Maschine endlich abgehoben hatte, wurde ein umfangreicher Fragebogen ausgeteilt mit dem Hinweis, dass dieser von jedem Passagier „aufgrund von Vorschriften der Berliner Gesundheitsbehörde“ auszufüllen und dann an den Bordservice abzugeben sei. „Ein Schreibgerät haben wir dazu leider nicht, wir bitten die Passagiere, sich die Kugelschreiber gegenseitig zu leihen“, so die in Corona-Zeiten befremdliche Borddurchsage zu diesem Akt.

Angekommen auf einem ebenso gespenstigen Flughafen Tegel in Berlin wurde der Abstand zu den Mitreisenden zwar gleich wieder eingenommen und es gab sogar eine Hände-Desinfektionsstation, die jeder benutzen musste. Jedoch war dazu ein Pumpenbügel von einem Jeden in rascher Folge per – verschwitzter – Hand zu bedienen. Dahinter standen zwei Polizisten, die ein Papier mit besonderen Verhaltensregeln zur weiteren Gefahrenabwehr austeilten. Dann wurde – immer noch abstandswahrend – der Taxistand aufgesucht und mit fortdauerndem Maskentragen das Taxi mit dem ebenfalls maskentragenden Taxifahrer bestiegen.

Doch nun – oh Wunder – ging die Fahrt zum Büro durch eine Stadt vorbei an Tausenden Menschen, die ohne Masken in Kaffees saßen, in Parks, auf den Straßen unterwegs waren, sich fröhlich gegenüberstanden und den Anschein erweckten, als wäre Corona schon vorüber. Im Büro angekommen, traf ich im Aufzug in den 8. Stock zwei Kolleginnen aus dem Haus, die mir von regelmäßig verletzter Maskenpflicht in den U- und S-Bahnen, die sie deshalb nur widerwillig benutzt hätten, berichteten.

Das alles verspricht letztlich keinen Bekämpfungserfolg der Pandemie. Auch die freiwillige Testung der aus Corona-Krisengebieten zurückkehrenden Urlauber ist bestenfalls ein zaghafter Anfang einer zielführenden Strategie. Was es jetzt dringend braucht, sind entschlossene Schritte, die wirklich eine Perspektive auf eine Rückkehr eines normalen Lebens bieten, bei dem sich Menschen wieder ungezwungen begegnen können, sei es in Verkehrsknotenpunkten, bei kulturellen Veranstaltungen, beim Sport, auf Messen oder Kongressen oder schlicht in der Freizeit. … Mehr unter: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/fliegen-in-coronazeiten-nicht-alles-den-krankenkassen-aufbuerden/26055288-2.html Quelle: wiwo.de / DMM