Geschäftsreisen verteuern sich massiv

„Die Nachfrage nach Geschäftsreisen und Meetings kehrt zurück." Aber Patrick Andersen, Chief Executive Officer von CWT, weiter: „Arbeitskräftemangel in der Reise- und Gastgewerbebranche, steigende Rohstoffpreise und ein größeres Bewusstsein für umweltfreundlicheres, sprich verantwortungsbewusstes Reisen, wirken sich alle auf die Dienstleistungen aus." Sprich: Geschäftsreisen werden sich zum Teil massiv verteuern.

„Was wir jetzt sehen, sind mehrere Faktoren, die ins Spiel kommen, wenn Einkäufer von Geschäftsreisen und Einkaufsleiter ihre Reiseprogramme zusammenstellen. Statistische Reisedaten, Trendanalysen und makroökonomische Entwicklungen sind die Eckpfeiler für eine vorausschauende Geschäftsreiseplanung durch Mobilitäts- oder Travelmanager“, betont Suzanne Neufang, Chief Executive Officer von GBTA. 

Laut der von CWT und der Global Business Travel Association (GBTA) veröffentlichten globalen Geschäftsreiseprognose 2023 werden weltweit die Preise für sämtliche Reiseaktivitäten von Unternehmen in den verbleibenden Monaten des Jahres 2022 und im gesamten Jahr 2023 voraussichtlich weiter steigen. Ursächlich dafür sind höhere und weiter steigenden Kraftstoffpreise Arbeitskräftemangel und Inflationsdruck infolge astronomisch kletternden Rohstoffkosten. 

Makroökonomische Einflüsse. Die Weltwirtschaft schrumpfte im Jahr 2020 um 3,4 %, einer der schlimmsten Einbrüche seit dem Zweiten Weltkrieg. Dienstleistungssektoren, einschließlich Reisen und Gastgewerbe, wurden besonders hart getroffen. Aber die Weltwirtschaft erholte sich rasch, stieg von den Tiefstständen des Jahres 2020 im Folgejahr 2021 um 5,8 %. Aktuell aber lässt das globales Wirtschaftswachstum wieder nach. Die Erholung auch im BusinessTravel Sektor verlangsamt sich und die Sorge vor einer Rezession greift um sich. Dennoch sieht das aktuelle Basisszenario für 2022 ein Wirtschaftswachstum von 3 % vor, gefolgt von einem 2,8 %igen Plus im Jahr 2023. 

Warnhinweise, die auch in der globalen Geschäftsreiseprognose 2023 hervorgehoben werden, heben die drei Hauptkräfte hervor, die Druck auf die Wirtschaft und die Geschäftsreisebranche ausüben. Dazu gehören Russlands Invasion in der Ukraine in Verbindung mit weiteren geopolitischen Unsicherheiten (Kriegsdrohung Pekings gegen Taiwan), Inflationsdruck, der die Kosten weiter in die Höhe treibt, und das Risiko weiterer COVID-Ausbrüche, die Geschäftsreisen einschränken könnten. 

Andererseits spielt das Thema Nachhaltigkeit bei immer mehr Unternehmen eine Bedeutende Rolle. So langsam begreifen auch Travelmanager wie wichtig es ist, den Klimawandel zu bekämpfen. Zunehmend werden umweltfreundlichere Reiseoptionen gewählt mit geringerem CO2-Fußabdruck.  

Meetings and Events. Die Preise sind in allen Regionen rund um den Globus in den meisten Ausgabenkategorien gestiegen, angeheizt durch aufgestaute Nachfrage, den Wunsch, eine neue Unternehmenskultur aufzubauen, und unsichere Wirtschaftsaussichten. Die Kosten pro Teilnehmer für Meetings und Veranstaltungen werden im Jahr 2022 voraussichtlich um rund 25 % höher liegen als im Jahr 2019 und 2023 voraussichtlich um weitere 7 % steigen. Neben dem Nachholbedarf konkurrieren Firmenveranstaltungen jetzt mit vielen anderen Arten von Veranstaltungen, die 2020 abgesagt wurden. Und da viele Unternehmen während der Pandemie Büroflächen zugunsten von Telearbeit aufgegeben haben, buchen sie jetzt Besprechungsräume für persönliche Treffen von MitarbeiterInnen, was die Nachfrage nach Locations weiter ankurbelt. 
Im asiatisch-pazifischen Raum freilich schreitet die Entwicklung langsamer voran. In China z.B. gelten anhaltende Beschränkungen. 

Luftfahrt. Die Flugpreise für Geschäftsreisen fielen im Jahr 2020 gegenüber 2019 um über 12 %, gefolgt von einem weiteren Rückgang um 26 % im Jahr 2021. Die Preise für Economy-Tickets fielen von 2019 bis 2021 um über 24 %, Premium-Tickets verbilligten sich sogar um bis zu 33 %. In diesem Jahr kehrte sich die Entwicklung um. Es wird erwartet, dass die Ticketpreise im Jahr 2022 um 48,5 % steigen und 2023 voraussichtlich um weitere 8,4 % steigen. 

Die Preisspirale nach oben setzt sich durch die steigende Nachfrage und anhaltende Preissteigerungen bei Kerosin fort. In einigen Märkten hat sich der Preis für Jet-Fuels laut S&P Global auf mehr als 160 Dollar je Barrel mehr als verdoppelt. Tickets der Premium-Klasse machten über 7 % aller 2019 gekauften Tickets aus. Der Anteil der Tickets der Premium-Klasse fiel 2020 auf 6,5 % und 2021 auf 4,5 %, begann aber 2022 wieder zu klettern. Während der ersten Hälfte des Jahres 2022 machten Premium-Tickets 6,2 % aller gekauften Tickets aus. Ein steigender Anteil an Premium-Class-Tickets wird zu höheren Durchschnittspreisen führen, da sich der durchschnittliche Ticketpreis aus Economy und Premium zusammensetzt. 

Internationale und grenzüberschreitende Buchungen erholen sich in den meisten Regionen infolge der weit verbreiteten Einführung von Impfstoffen und der mit Ausnahme von austral-asiatischen Ländern wieder geöffneten Grenzen. Und trotz der durch den Krieg in der Ukraine verursachten Unsicherheiten kommt es zu einem höheren Anteil internationaler Ticketbuchungen und einem entsprechend höheren durchschnittlichen Ticketpreis. Die Studie besagt, dass Mobilitätsmanager bzw. Geschäftsreisende nach zwei Jahren mit minimalen bis gar keinen Ausgaben wahrscheinlich bereit sind, höhere Summen für Tickets zu akzeptieren. 

Hotellerie. Die Hotelpreise fielen im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 13,3 % und im Jahr 2021 um weitere 9,5 %. Der Bericht erwartet jedoch einen Anstieg um 18,5 % im Jahr 2022, gefolgt von einem Anstieg um 8,2 % im Jahr 2023. In einigen Regionen wie Europa haben die Hotelpreise das Niveau von 2019 bereits übertroffen. In Nordamerika haben sie um 22 % angezogen, in Europa werden sie um 31,8 % nach oben schnellen und auch im Nahen Osten und Afrika werden die Preise für die Inanspruchnahme von Hotels nur eine Richtung kennen, nach oben. Die Preissprünge bei den Hotelraten wurde vor allem durch Urlaubsreisende 2021 vorangetrieben. Inzwischen geht es auch bei Gruppenreisen für Firmenmeetings und -veranstaltungen voran wie auch bei den Geschäftsreisen.  

Mietwagen und mehr. Die globalen Mietwagenpreise fielen im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 2,5 %, bevor sie im Jahr 2021 um 5,1 % anstiegen. Die Preise werden voraussichtlich im Jahr 2022 um 7,3 % steigen und 2023 um weitere 6,8 % zulegen. Die Gründe liegen in Kapazitätsengpässen einerseits – die Autobauer haben infolge des Chipmangels und Komponentenknappheit größte Probleme mit der Produktion und Auslieferung neuer Automobile – andererseits haben die Car Rentals während der Pandemie ihre Flotten verkleinert und können sie aktuell nicht in dem Maße erweitern wie es nötig wäre. Deswegen setzen etliche Vermietungsagenturen auf den Kauf von Gebrauchtfahrzeugen, um ihre Flottengröße zu erhöhen, und viele halten ihre Fahrzeuge länger. Einige Agenturen kaufen auch Fahrzeuge von Autoherstellern, die sie bisher gemieden hatten. 

Explodierende Preise, Fahrzeugknappheit und die Notwendigkeit, die CO2-Emissionen von Business Trips von Tür zu Tür zu beachten, einzusehen, veranlassen Travel Manager von Unternehmen vermehrt, den Bodentransport auf Schiene und Straße bei ihren Reiseplanungen mehr wertzuschätzen. Da kommen u.a. Elektroautos verstärkt ins Spiel. Quelle: GBTA / CWT / DMM