Geschäftsreisestudie: Unterschiedliche Sichtweisen

Für „Traveller 360°“, einer neuen Studie von American Express Global Business Travel (GBT), wurden 2.000 Geschäftsreisende aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich, Australien, Singapur und Indien befragt, um herauszufinden, wie Reisende die Reiseprogramme ihrer Unternehmen wahrnehmen und einschätzen. Über alle Märkte hinweg gesehen, sind die Befragten zu ihren Arbeitsplätzen wie auch zum Wert und zu den Vorteilen von Geschäftsreisen generell positiv eingestellt. Trotz dieser positiven Grundstimmung zeigte die Umfrage, dass Arbeitgeber ihre reisenden Mitarbeiter stärker unterstützen sollten, insbesondere bei den Themen Sicherheit, Flexibilität und Wohlbefinden.

Die Mehrheit der befragten Reisenden war sich der Reise- und Spesenpolitik ihres Unternehmens bewusst, aber außerhalb der USA ist mehr als die Hälfte der Ansicht, die Richtlinien seien unklar, was zur Nichteinhaltung führt. Die Zufriedenheit der Reisenden ist aufgrund ihrer direkten Verbindung zu Mitarbeiterproduktivität, -motivation und -bindung zu einer wichtigen Säule erfolgreicher Reiseprogramme geworden.   

Deutschland: Unklare und unzureichende Richtlinien. Während Reisende zum Beispiel aus Indien und Frankreich eher motiviert von Geschäftsreisen zurückkommen (50 bzw. 42 %), sagen 48 % der Befragten aus Deutschland, sie seien froh, wenn sie wieder zu Hause sind (die zweithöchste Quote nach den 67 % in den USA). Gleichzeitig sind die Deutschen mit ihrer Arbeit zufrieden (100 %). 

Für 55 % der Befragten ist es eine Herausforderung, trotz der Reisen mit ihren Vor- und Nachbereitungen die tägliche Arbeit nicht zu kurz kommen zu lassen (international: 53 bis 80 %). 65 % nennen die Abwesenheit von Familie und Freunden als Herausforderung (international: 52 bis 78 %) , 62 % die Notwenbdigkeit, außerhalb der üblichen Arbeitszeiten unterwegs zu sein (international: 51 bis 73 %).

58 % der deutschen Geschäftsreisenden halten die Richtlinien ihres Unternehmens nicht für klar, was Geschäftsreisen und Spesenabrechnungen angeht. 67 % der befragten Deutschen wissen, dass ihr Unternehmen tatsächlich Reiserichtlinien hat – Deutschland ist hier das Schlusslicht aller untersuchten Märkte. Von diesen 67 % sind 84 % sehr vertraut mit den Reiserichtlinien ihres Unternehmens sind (zweithöchster Wert nach Indien). 67 % der befragten Deutschen buchen auch außerhalb der Reiserichtlinien. Die vier am häufigsten genannten Gründe dafür sind: „Näher am Ort der Konferenz/des Events sein“ (94 %), „An einem sichereren Ort wohnen“ (93 %) sowie „Konfortabler wohnen“ und „Dem Unternehmen Geld sparen“ (jeweils 92 %).

Gleichzeitig möchten sich die Deutschen für die Einhaltung von Reiserichtlinien belohnen zu lassen: 43 % würden sich durch einen Anteil des gesparten Geldes überzeugen lassen (int.:  41 bis 61 %), 47 %  durch zusätzliche Freizeit (int.: 40 bis 60 %), 39 % durch eine Art Treueprogramm (int.: 36 bis 56 %) und 30 % durch ein Fest (int.: 12 bis 51 %). Nur 11 % der befragten Deutschen sagen, sie halten die Richtlinien auch ohne Belohnung ein (international: 3 bis 33 %).   Mit den Prozessen der Spesenabrechnung sind die Deutschen im Großen und Ganzen zufriedener als ihre Kollegen in anderen Ländern. Zwar halten 64 % die Abrechnung für zeitaufwändig, liegen damit aber auf dem vorletzten Platz – die Spanne reicht von 57 % (USA) bis 79 % (Indien). 50 % der deutschen Befragten halten den Prozess für zu kompliziert (USA 35 %) und den anderen untersuchten Ländern (55 bis 72 %).

Frankreich: Sicherheitsbedenken. Ähnlich wie in Großbritannien ist eine Mehrheit (76 %) der französischen Geschäftsreisenden mit ihren Reiserichtlinien sehr vertraut, obwohl 59 % sagen, ihr Unternehmen habe keine klaren Richtlinien, und 64 % angeben, die Richtlinien nicht immer zu befolgen. Als Gründe werden Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden genannt. Tatsächlich drehen sich die beiden größten Herausforderungen in Frankreich um Sicherheitsbedenken, die drittgrößte betrifft mangelnde Möglichkeiten, die Reise an unvorhergesehene Umstände anzupassen. Trotz der Bedenken sind französische Reisende noch kostenbewusster als britische. 94 % der Befragten halten es für wichtig, bei der Buchung von Geschäftsreisen Geld zu sparen. In diesem Sinne zu handeln könnte in Frankreich einfacher sein, da die meisten Reisenden mindestens einen Monat im Voraus wissen, dass sie verreisen dürfen.    

Großbritannien: Kostenbewusstsein. Die Mehrheit der Geschäftsreisenden im Vereinigten Königreich (74 %) weiß, dass ihr Unternehmen eine Reiserichtlinie hat, und ist gut oder sehr gut damit vertraut (78 %). Gleichzeitig allerdings berichten 61 %, dass sie die Richtlinien nicht immer befolgen. Ein überwältigender Anteil von 94 % gibt an, sie würden ohne Weiteres gegen die Richtlinien verstoßen, wenn sie dadurch negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden minimieren können. Besonders erwähnenswert: Nur ein Drittel der Befragten ist der Meinung, ihr Arbeitgeber habe in Sachen Geschäftsreise stets ihre Sicherheit im Auge. Trotz der Abneigung gegen Reisevorschriften, die in das Wohlbefinden eingreifen, sind britische Geschäftsreisende kostenbewusst im Sinne ihrer Firma: Fast 90 % stimmen zu, dass es wichtig ist, bei der Buchung von Geschäftsreisen Geld zu sparen. Dieses Verhalten wird weitgehend von der Person gefördert, die ihre Spesenabrechnungen genehmigt. Acht von zehn Reisenden benötigen vor Reiseantritt und/oder dem Einreichen einer Spesenabrechnung eine Genehmigung.  

USA: Geschäftsreise jenseits der weltweiten Norm. In den Vereinigten Staaten haben Geschäftsreisende ausgeprägte Einstellungen zu Geschäftsreisen, die deutlich von denen der anderen untersuchten Ländern abweichen. Insgesamt sind US-Reisende weniger besorgt über die Auswirkungen, die Geschäftsreisen auf ihr Privatleben haben: Weniger als die Hälfte der Befragten ist davon überzeugt, dass Geschäftsreisen einem gesunden Leben schadet, die Erfüllung anderer Arbeitspflichten erschwert oder stressig sein kann. Nur einer von fünf Geschäftsreisenden ist der Ansicht, die Reiserichtlinien seines Unternehmens seien unklar, und drei von fünf Befragten geben an, die Richtlinie stets einzuhalten. Der größte Unterschied zwischen den USA und den anderen Ländern aber betrifft die Reisesicherheit: Trotz des aktuellen geopolitischen Klimas äußerte nur ein Drittel der US-Reisenden Sicherheitsbedenken für Reisen im In- oder Ausland. Zum Vergleich: In den anderen Ländern lag dieser Anteil bei 51 bis 77 %.  

Die Studie ergab, dass neun von zehn Geschäftsreisenden außerhalb der USA und acht von zehn in den USA den Wert von Geschäftsreisen kennen wie auch ihre Bedeutung sowohl für den geschäftlichen als auch für den individuellen Erfolg. Trotz dieser positiven Einstellung hält sich die Mehrheit der Mitarbeiter (52 bis 79 %) außerhalb der USA nicht immer an die Reiserichtlinien – während US-Reisende mit einem Anteil von 40 % wesentlich konformer mit den Vorschriften gehen. Wenn es um Ortungstechnologie geht, sind US-Reisende am wenigsten daran interessiert, dass Arbeitgeber jederzeit ihren Aufenthaltsort kennen: Nur 40 % sehen die Notwendigkeit dafür, im Vergleich zu 62 bis 84 % in den anderen Ländern.    

Australien: Durchschnitt. Fast die Hälfte der Geschäftsreisenden aus Australien gibt an, froh über die Heimkehr nach einer Reise zu sein. Nur 21 % der Befragten sagen, dass sie unterwegs immer Zeit für persönliche Belange verwenden dürfen. Dies ist – nach Singapur – das zweitniedrigste Ergebnis zum Punkt Flexibilität. Wie ihre internationalen Kollegen auch, ist die Mehrheit der australischen Geschäftsreisenden mit den Reiserichtlinien vertraut, obwohl fast die Hälfte der Befragten der Meinung ist, ihr Unternehmen habe keine klaren Richtlinien für Geschäftsreisen und Spesenabrechnungen. Mehr als die Hälfte gibt an, die Richtlinien nicht immer einzuhalten, und über 30 % erklären, dass sie die Richtlinien ihres Unternehmens nicht kennen oder das Unternehmen keine hat.    

Singapur: App-basierte Vorlieben unter der Lupe. In den anderen Ländern sind mindestens sieben von zehn Reisenden der Ansicht, ihre Arbeitgeber hielten die meiste Zeit die Sicherheit ihrer reisenden Mitarbeiter im Auge – in Singapur sind es nur 59 %. 49 % sagen, dass ihr Unternehmen klare Richtlinien für Geschäftsreisen und Spesenabrechnungen hat. Darüber hinaus halten nur 45 % Buchungs-Apps für nutzerfreundlich. Das ist deswegen wichtig, weil drei Viertel der singapurischen Geschäftsreisenden ihre Reisen über Apps buchen. Für diese Gruppe von Reisenden sind z.B. Im Fall von Hotels vorteilhafte Lagen ein wichtiger Grund, um außerhalb der Reiserichtlinien zu buchen, und sie lassen sich am ehesten von Incentives zur Einhaltung bewegen. Quelle: GBT / DMM