Geschäftswagen werden oft entwendet

2018 wurden von den 16.613 dauerhaft abhandengekommenen Pkw 1.944 Fahrzeuge (2017: 1.808 Pkw) durch Unterschlagung entwendet. Davon betroffen waren häufig geleaste oder finanzierte Fahrzeuge, als Geschäftswagen. Diese Entwicklung entspricht einem erneuten Anstieg um 7,5 %. Damit liegt der Wert rund 15 % über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, heißt es im Das Bundeslagebild „Kfz-Kriminalität“ des Bundeskriminalamts (BKA).

Zwei gestohlene BMW X6 und X5 auf einem osteuropäischen Sattelzug entdeckt. Foto: Bundespolizeidirektion Berlin

Das Bundeslagebild „Kfz-Kriminalität“ enthält in gestraffter Form die aktuellen Erkenntnisse zur Lage und Entwicklung im Bereich der Kfz-Kriminalität in der Bundesrepublik Deutschland. Die Aussagen des Lagebilds basieren im Wesentlichen auf den Zahlen des Informationssystems der Polizei (INPOL-Sachfahndung), der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und des Polizeilichen Informationsaustausches sowie den Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), der großen deutschen Fahrzeugvermietungsunternehmen und des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). 2018 wurde erstmals eine gesonderte Betrachtung im Bereich der Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten und der Fahrzeugdubletten (Identifizierungsmerkmale entwendeter Fahrzeuge werden auf Grundlage eines real existierenden Fahrzeuges verfälscht) sowie zu Möglichkeiten der Kfz-Ortung ins Lagebild aufgenommen.

Der Anteil der Unterschlagungsfälle an allen dauerhaft abhandengekommenen Pkw stieg 2018 auf 11,7 % (2017: 9,5 %) an. Die Gesamtfahndungsnotierungen: 33.508 Kfz = - 8,4 % zu 2017. Als dauerhaft abhandengekommene Personenkraftwagen werden die Fahrzeuge bezeichnet, die im Laufe des Berichtsjahrs entwendet, unterschlagen und anderweitig betrügerisch erlangt wurden und auch noch am Jahresende zur Sachfahndung in INPOL ausgeschrieben sind. Im Jahr 2018 wurde sowohl bei den Kfz-Sachfahndungen dauerhaft abhandengekommener Pkw (16.613 Pkw; -12,7 %) als auch bei den Kfz-Gesamtfahndungsnotierungen (33.508 Pkw; -8,4 %) ein Rückgang verzeichnet. Die Anzahl der auf Dauer abhandengekommenen Pkw mit Tatort im Ausland ist im Berichtsjahr um 28,2 % auf 171 gesunken (2017: 238 Pkw).

Abnehmer in Zentralasien und Afrika. Die Transportrouten der verschwundenen Fahrzeuge führen von Deutschland über Osteuropa oder die Balkanroute nach Zentralasien. Viele Pkw verschwinden auch auf dem Seeweg von Deutschland mit Ziel Nord- und Westafrika.

2018 entfielen 56,4 % der Fahndungsnotierungen zu dauerhaft abhandengekommenen Pkw auf Fahrzeuge der deutschen Hersteller VW, BMW, Audi und Mercedes (9.366 Pkw). Der Anteil der Pkw-Fahndungen dieser Hersteller ist gegenüber dem Vorjahr (61,8 %; 11.749 Pkw) gesunken, liegt aber merklich über dem Anteil von Fahrzeugen dieser vier Hersteller am Gesamtzulassungsbestand (ca. 45 %).

Wie in den Vorjahren entwickelten sich die Anteile von Fahrzeugen der verschiedenen Hersteller an den dauerhaft abhandengekommenen Pkw auch im Jahr 2018 unterschiedlich. Deutlich gesunken ist der Anteil von Pkw des Herstellers Audi von 17,2 % auf 12,8 %. Demgegenüber stiegen die Anteile von Pkw der Hersteller Mazda von 4,4 % auf 6,2 % (insbesondere Modell CX-5), Ford von 4,6 % auf 5,6 % (insbesondere Modelle Kuga und Edge betroffen) und Renault von 2,2 % auf 2,6 % an.

Trotz der vergleichsweise geringen Anzahl an Fahndungsnotierungen zu in Deutschland dauerhaft abhandengekommenen Fahrzeugen ausländischer Hersteller war 2018 sowohl die Anzahl als auch der Anteil entsprechender Pkw angestiegen. Deutliche Rückgänge sind bei den Herstellern Audi (-36 %), Honda (-34 %) sowie BMW (-19 %) feststellbar. Trotz einer um rund 7 % auf 130 (2017: 139) gesunkenen Belastungszahl ist weiterhin eine überdurchschnittliche Betroffenheit des Herstellers Porsche erkennbar. Bei dem Hersteller Porsche werden häufig Diebstähle von älteren Fahrzeugen (Youngtimer bzw. Oldtimer)8 festgestellt.

Anstieg der Entschädigungsleistungen. Daten zu den durch Kfz-Kriminalität verursachten Schäden liegen für das Jahr 2018 noch nicht vor. Im Jahr 2017 betrug die Gesamtentschädigungssumme nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) 323,7 Mio. Euro (2016: 299,2 Mio. Euro).  Damit ist die Gesamtentschädigungssumme gegenüber dem Jahr 2016 um rund 8 % gestiegen und lag rund 12 % über dem 5-Jahres-Durchschnitt (288 Mio. Euro). Trotz nahezu konstant gebliebener Schadenshäufigkeit in den vergangenen Jahren nahmen sowohl die Gesamtschadenssumme als auch die durchschnittliche Einzelschadenssumme kontinuierlich zu. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Fahrzeugwerte insgesamt stiegen und vermehrt neuwertige bzw. hochpreisige Fahrzeuge entwendet wurden.

Weiterhin hohe Belastung der Stadtstaaten und Ostdeutschlands. Gemessen an den Belastungszahlen war 2018 bei den Stadtstaaten Berlin (BLZ: 315) und Hamburg (BLZ: 127) eine nach wie vor überdurchschnittlich hohe Betroffenheit feststellbar. Ferner weisen Brandenburg, Sachsen sowie Sachsen-Anhalt eine hohe Belastung auf. Dieser Umstand dürfte insbesondere darauf zurückzuführen sein, dass von dort ein schneller Transport in die im Osten Europas gelegenen Absatzmärkte möglich ist.

Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten. Bei Fahrzeugen mit rein elektrischem Antrieb ist die Anzahl der auf Dauer abhandengekommenen Pkw gering. 2018 wurden in Deutschland u. a. 10 TESLA-Fahrzeuge und ein Renault ZOE entwendet und nicht wieder aufgefunden. Der bei diesen Fällen überwiegend registrierte Modus Operandi der Straftäter war der Diebstahl durch Anwendung eines Funkstreckenverlängerers.

Bei den auf Dauer abhandengekommenen Pkw mit Hybridantrieb waren in Deutschland insbesondere die Toyota-Fahrzeuge der Modelle RAV 4, CH-R und Prius betroffen. Auch die Entwendungszahlen im europäischen Ausland befinden sich auf niedrigem Niveau. So wurden im Jahr 2018 z. B. in Großbritannien 36, in Norwegen vier sowie in Schweden und in den Niederlanden jeweils zwei TESLA-Fahrzeuge entwendet. Zudem wurden im gesamten Schengenraum 34 Diebstähle des Renault ZOE festgestellt.

Brennpunkt Berlin. Der hohe Professionalisierungsgrad organisierter Gruppierungen in Sachen Handel von entwendeten Fahrzeugteilen sowie von ausgebauten Teilen von entwendeten Fahrzeugen ist laut BKA erschreckend. Zunehmende festgestellt werden u.a. n „Fahrzeugdubletten“ in Deutschland durch Zulassung von Pkw mittels ge-/verfälschter ausländischer Fahrzeugdokumente. Quelle: BKA / DMM / https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/KfzKriminalitaet/kfzKriminalitaetBundeslagebild2018.html /