Greenpeace fordert Verbot von Privatjets

Die Klimabilanz der Privatjets gilt als schlecht, die Gegnerschaft des Individualflugverkehrs ist laut. Doch manche Unternehmen, oft im Mittelstand, sind nicht selten auf Geschäftsflugzeuge oder -Helis angewiesen. Das gefällt der Umweltschutzorganisation Greenpeace überhaupt nicht. In ihren Augen sind Privatjets die rücksichtsloseste Form der Mobilität, weshalb die Organisation ein EU-weites Verbot von Privatflugzeugen fordert.

Greenpeace möchte den Privatjet-Flugverkehr europaweit verbieten. Foto: Pilatus

Damit steht Greenpeace übrigens nicht allein. Auch in Frankreich war eine solche Forderung schon erhoben worden. Dabei macht die Geschäftsreisefliegerei im Vergleich zur kommerziellen Passagierluftfahrt nur einen kleinen Bruchteil der Schadstoffemissionen aus. Europaweit haben Privatjets 2022 insgesamt etwa 10 Mio. t. Treibhausgase ausgestoßen, mehr als 1 Mio. t davon in Deutschland. Das zeigen Daten zu den geflogenen Strecken, den genutzten Flugzeug-Typen und den Kerosinverbräuchen. In Deutschland hat der innerdeutsche Luftverkehr einen Anteil von etwa ½ % an den gesamten deutschen CO₂-Emissionen. Rechnet man die Geschäftsfliegerei zu den Daten des BDL hinzu, kommen vielleicht 0.75 % heraus.  Innerhalb der Bundesrepublik trägt der Luftverkehr also nur marginal zu den CO₂-Emissionen bei, gerade im Vergleich zum Straßenverkehr, der auf gut 25 % kommt. 

Von deutschen Flughäfen aus sind im vergangenen Jahr so viele Privatjets wie nie zuvor gestartet. Insgesamt mehr als 94.000 Starts von Flugzeugen aus dem Business-Segment verzeichnete die Luftkontroll-Organisation Eurocontrol, das waren ca. 260 Flüge täglich, ein Zuwachs von 9 % im Vergleich zum Vorjahr. Privatjet-Flüge machten damit etwa 12 % des gesamten Flugverkehrs in Deutschland aus. Fast drei Viertel der Privatjet-Flüge von deutschen Flughäfen gehen zu Zielen, die weniger als 500 km entfernt sind, besagen Daten von Eurocontrol. Etwa 60 % der Strecken sind sogar kürzer als 300 km. Hunderte Jets pro Jahr fliegen etwa die Strecke zwischen Hamburg und der nahen Insel Sylt. Am häufigsten wurden die Strecken Berlin-Köln, Berlin-London und München-London geflogen. Die kürzeste registrierte Strecke mit mehr als zehn Flügen im Jahr war Stuttgart-Böblingen, die keine 15 km Luftlinie voneinander entfernt sind.

Greenpeace beruft sich bei seiner Flugverbots-Forderung auf eine Studie des Forschungsinstituts CE Delft. Die besagt, dass die Zahl der privaten Flüge in Europa 2922 um 64 % auf 572.806 gestiegen ist. Die Flüge im Jahr 2022 hätten knapp 3,4 Mo. t CO2-Emissionen verursacht – das wäre dreieinhalb Mal soviel, wie Eurocontrol sagt -, was der Jahresmenge von 555.000 EU-Einwohnern entspreche. Offizielle Zahlen zu den in Deutschland von Privatjetflügen verursachten Treibhausgasen gibt es indes nicht. Weder dem Verband von Unternehmen der Geschäftsluftfahrt (German Business Aviation Association, GBAA) sind Zahlen bekannt noch dem Bundesverkehrsministerium.  

Den Studienautoren von Delf zufolge war Deutschland nach Großbritannien und Frankreich das Land mit den drittmeisten Privatflügen. Die 58.424 Flugbewegungen hierzulande haben demnach 208.645 t Kohlendioxid freigesetzt, ein Fünftel dessen, was andere Untersuchungen festgestellt haben. Quelle: Greenpeace, Eurocontrol / BDL / DMM