Großaktionär Kühne hadert mit der Lufthansa

Mit 18,8 % der Anteile ist Klaus-Michael Kühne der mit Abstand einflussreichste Aktionär der Lufthansa Group – weit vor dem zweitgrößten Anteilseigner, der gerade einmal auf etwa drei Prozent kommt. Bisher gab sich der milliardenschwere Logistikunternehmer eher zurückhaltend, doch jetzt ist Schluss mit der Ruhe. Der Absturz des Aktienkurses bringt ihn in Rage, und Kühne redet Klartext.

„Bisher machen wir keinen Druck, aber wir werden in Kürze mit den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und des Vorstands sprechen», sagt er ein einem Interview mit der FAZ. Seine Kritik ist umfassend: Zu viele Nebenprodukte, zu viele Marken, zu wenig Fokus. Der Lufthansa-Konzern habe sich total verzettelt mit wahnsinnig vielen Nebenprodukten und Airlines unter ganz verschiedenen Namen. Das finde er nicht gut. Er sei ein Freund von „einfachen und übersichtlichen“ Strukturen. „Bei einer überzeugenderen Geschäftspolitik wäre der Aktienkurs höher“, betont Kühne. Derzeit kostet eine Lufthansa-Aktie etwa 6,40 Euro. Zu Hochzeiten Ende 2017 lag der Preis mal bei mehr als 20 Euro.

Kühne gilt mit einem geschätzten Vermögen von ca. 36 Mrd. Euro als einer der reichsten Deutschen. Sein Vermögen stammt vor allem aus seinen Anteilen an seiner Reederei Kühne + Nagel sowie dem Schifffahrtsunternehmen Hapag-Lloyd. Kühne ist aber auch der mit Abstand größte Einzelaktionär der Lufthansa. Dort stieg er während der Pandemie ein. Bis heute hält er – u.a. über die Kühne Aviation GmbH – 18,8 % der LH-Anteile. 

Doch besonders im Kreuzfeuer steht die Swiss, einst die Vorzeige-Airline der Lufthansa Group.  Komfort und der Standard sind gesunken, urteilt Kühne. Was ihn besonders ärgert: Der massive Einsatz von Wet-Lease-Partnern wie Air Baltic und Helvetic Airways. „Die Partner haben ein ganz anderes Produkt oder sehr enge Flugzeuge“, kritisiert Kühne. Für den 87-Jährigen, der selbst in der Schweiz lebt, ist das ein Unding.

Klaus-Michael Kühne ist überzeugt, dass die Lufthansa ihre Kernmarke vernachlässigt hat – und damit auch ihre Spitzenposition im internationalen Wettbewerb: „Die Lufthansa steht nicht mehr in der ersten Reihe mit Fluggesellschaften wie Emirates und den Fernost-Airlines. Dass man es so weit hat kommen lassen, bei aller deutschen Gründlichkeit und Perfektion, das wundert mich sehr.“

Der LH-Großaktionäre und Logistik-Tycoon hat bereits jetzt erheblichen Einfluss. „Damit kratzen wir an der Hauptversammlungsmehrheit, weil nur rund 40 % der Aktionäre zur Hauptversammlung kommen“, so Kühne. Trotz seiner Kritik betont der Unternehmer, dass er keine Konflikte suchen will: „Wir wollen keinen Streit“, sagt er. Doch Kühne schickt noch einen Nachsatz hinterher: „Aber wenn es hart auf hart kommt, könnten wir darüber nachdenken, diesen Hebel zu nutzen.“ Quelle: FAZ / DMM