Hammer der Woche

Dass sich die Lufthansa Sorgen machen muss, hat sie weniger der Konkurrenz durch Günstigflieger oder den Golfcarriern zu verdanken, sondern nur einem, sich selbst. Zu diesem Schluss müssen wir einfach kommen; denn Info und Service der deutschen Nr. 1 sind tatsächlich unter aller Kanone. Irgendwann werden wir ein Buch über „Ihre Reise mit Lufthansa“ schreiben, das vermutlich ein dicker und erfolgreicher Wälzer werden wird. Am Dienstag, 22. Januar 2015, lieferte uns die LH Material für ein weiteres Kapitel. Aber auch die DB will offensichtlich Teil unseres Buchs werden.

Scheint Masche bei der Lufthansa zu sein - Flüge einfach zu streichen, wenn es nicht genügend Passagiere gibt. DMM erlebte schier Unglaubliches, was miesen Service der Lufthansa betrifft.

Ich war auf Geschäftsreise im Ausland. das ist so um die 100 Mal im Jahr der Fall. Nach einem Stop-over wollte ich eigentlich gemeinsam mit einem Kollegen zu unserem Zielflughafen Nürnberg. Gebucht war ein sündhaft teurer Business Class Flug. Nach Ankunft in Fraport um 19.10 Uhr sollte unser Weiterflug mit LH150 um 21.15 Uhr starten. Noch um 17:23 Uhr sandte uns die LH eine Mail aufs Smartphone, wir könnten jetzt einchecken („Checken Sie bereits jetzt für Ihren Flug ein und wählen Sie Ihren bevorzugten Sitzplatz!...“), obwohl wir dies bereits am Abend zuvor getan hatten.

Mit dem SkyTrain in Terminal 1 um 19:30 Uhr angekommen mussten wir auf einem der großen Informations-Displays lesen, Flug LH 150 nach Nürnberg gecancelled.   Also zu einem der Lufthansa-Schalter in Terminal 1 B und gefragt, wie es denn weiter gehen soll. Wir legen unsere M&M-Vielfliegerkarten vor und unsere Business Class Tickets. Die Dame uns gegenüber schaut uns ungläubig an: „Ihr Flug gestrichen? Da wissen Sie mehr als wir. Wir erfahren so etwas nur durch Zufall. Dann versucht sie in ihrem PC-Terminal unseren Flug aufzurufen. Und dann ein „Sie haben recht. Den Flug gibt es nicht.“

Auf unser Warum nur Achselzucken. Keine Ahnung. Weil sie nicht so recht weiter weiß, ruft sie einen Kollegen zu Hilfe. Wir fragen nach, ob es möglich wäre, den Flug umzubuchen über München und weiter nach Nürnberg. Zum Flughafen der Mittelfrankenmetropole mussten wir unter allen Umständen, da dort unsere Geschäftsfahrzeuge geparkt waren. Der Lufthansa-Kollege: München? Hmmm, geht wahrscheinlich auch nicht. Und weiter nach Nürnberg? Achselzucken. Das können wir jetzt nicht herausfinden. Inzwischen Ping auf dem Smartphone meines Kollegen: Inhalt: „Flug LH 150 ist gecancelt. Bitte suchen Sie sich eine alternative Reisemöglichkeit.“ Am Ende der Mail die Möglichkeit, zu dieser Notiz einen Kommentar abzugeben. Dass die Kommentarfunktion funktionsuntüchtig war, sprich, einfach nicht zu aktivieren - wahrscheinlich um keine Frustreaktionen zu bekommen - passt ins Bild. Dann der Lufthansa-Berater: Dann nehmen Sie halt den Zug. 30 Sekunden später halten wir ein Lufthansa-Bahnticket 1. Klasse in der Hand.   U

Und von da an kommt die Deutsche Bahn ins Spiel. Wir hasten zum Fernbahnhof. Klar, dass der letzte ICE Richtung Nürnberg weg ist. Die nächste Alternative: Ein IC von Kiel nach Passau, auch über Nürnberg. Der IC hat erst mal 20 Minuten Verspätung. Aber immerhin, er komt, statt um 19.9 Uhr um 20.19 Uhr. Und weil's die Bahn mit der Pünktlichkeit einfach nicht haben will, hält unser IC in Frankfurt Hbf. 10 Minuten länger als es der Fahrplan vorsieht. Unterwegs dann noch ein paar Langsamfahrstellen und schon sind’s bis Nürnberg Hauptbahnhof 35 Minuten plus. Vom Zugbegleiter erfahren wir, das wir nicht die einzigen seien, die wegen der Lufthansa in seinem Zug sitzen.

Unterwegs wollen wir per DB Navigator checken, wie lange wir noch bis Nürnberg brauchen, schließlich müssen wir noch mit der U-Bahn raus zum Airport der Noris. Unter der Funktion „Mehr“ und „Zug pünktlich“ geben wir unseren IC 2229 ein. Ergebnis nach ewiger Rödelei: „Dieser Zug ist nicht bekannt“. Wir wiederholen das Spiel und wieder dieses Ergebnis. 5 Minuten später dann erscheint wie von Zauberhand doch eine Nachricht: „Nürnberg + 35 Minuten“. Aha, gibt’s unseren Zug also doch. Nur der Vollständigkeit halber erwähnt sei, dass im Zug die meisten Bord-WCs geschlossen waren...  

Zurück zur Lufthansa: Es scheint Masche des Carriers zu sein, Flüge einfach zu streichen, wenn möglicherweise zu wenige Passagiere eine bestimmte Strecke gebucht haben. Betroffen zu sein scheint ausgerechnet der Flughafen Nürnberg. Erst kürzlich hatte uns jemand erzählt, ihm sei von Australien kommend in Frankfurt genau Dasselbe widerfahren wie jetzt auch uns. Kein Weiterflug nach Nürnberg. P

.S.: Wenn auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein Kapitel zu unserem Buch beisteuern möchten, dann schicken Sie uns doch Ihre Erfahrungen mit Lufthansa.