Es gibt zwar eine Empfehlung zu den Handgepäckregeln von der IATA (International Air Transport Association), bei der fast alle internationalen Airlines Mitglieder sind. Demnach darf das Handgepäck maximal 50 x 40 x 25 cm messen und nicht mehr als 10 kg wiegen, oft gelten als Maximalgewicht 8 kg. Grundsätzlich gilt, dass pro Passagier nur ein Handgepäckstück (Rucksack, Tasche oder Koffer) erlaubt ist. Es muss im Gepäckfach über den Sitzen oder unter dem Vordersitz verstaut werden können. Aber die IATA-Empfehlung ist nicht bindend. Die Regeln der einzelnen Airlines sind deswegen alles andere als einheitlich. Bei den einen ist ein klassischer Trolley plus Handtasche erlaubt, bei anderen ist nur ein kleiner Rucksack im Ticketpreis enthalten. Manche Fluglinien haben sogar verschiedene Regelungen fürs Handgepäck je nach Ticketklasse. Ganz besonders strikt gehen die meisten US-Fluggesellschaften vor: Wer mehr als ein Handgepäck anschleppt, muss eines davon gebührenpflichtig aufgeben. Andernfalls darf er nicht mitfliegen. Das hat sich bewährt. Zu großes oder zu schweres Handgepäck wird am Gate generell abgenommen und kostenpflichtig in den Frachtraum verladen. Übrigens: Die Gebühren hierfür sind am Gate bedeutend höher als in der Check-in-Halle und können nur mit Kreditkarte beglichen werden.
Auch bei den Airlines der LH-Group sollte der Handgepäck-Wahnsinn ma ein Ende haben. Denn die Regeln sind klar formuliert und dafür da, um eingehalten zu werden. Teilweise traut man am Gate seinen Augen nicht. Da tummeln sich Fluggäste mit sperrigen Koffern und nicht selten auch noch mit einem großen Rucksack oder einer prall gefüllten Tasche. Das Ziel: Geld für die Gepäckaufgabe sparen und nach der Landung schnellstmöglich aus dem Flughafen rauskommen. Der zeitliche Aspekt ist – ganz im Gegensatz zur Sicherheitskontrolle vor dem Abflug – kaum noch ein Faktor mehr. Denn die meisten Flughäfen sind inzwischen derart gut organisiert, dass Koffer, Taschen und Rucksäcke schon kurz nach der Landung auf dem Gepäckband auftauchen.
Das Problem: Die Ticketpreise sind viel zu niedrig. Die Fluggesellschaften tragen mit ihrer Preisgestaltung eine Mitschuld am Boarding-Desaster. Solange sich für einen Passagier auf einem Europa-Flug 50 Euro und mehr einsparen lassen, wenn er/sie kein Gepäck aufgibt, wird sich das Problem des überbordenden Handgepäcks nicht lösen lassen. Viele vor allem privat Reisende sind bei der Reiseplanung besonders preissensibel. Mit dem eingesparten Geld für die Gepäckaufgabe lassen sich am Zielort schnell einmal zwei oder drei Restaurantbesuche begleichen. Dummerweise geht das Flughafenpersonal in Europa alles andere als konsequent gegen Passagiere mit zu viel und/oder zu großem Handgepäck vor. Was wäre denn dabei, jeden Passagier, der mehr als 1 Handgepäckstück bei sich führt, zurückzuweisen bzw. ihm sehr viel Geld für das Aufgeben des zuviel mitgebrachten oder zu schweren Handgepäck abzuknöpfen?
Verstärkte Kontrollen. Lufthansa und ihre Günstigtochter Eurowings kündigten jetzt an, stärker zu kontrollieren, ob das Handgepäck ihrer Passagiere den Bestimmungen entspricht. Die Kontrollen sollen besonders dort verstärkt werden, wo es erfahrungsgemäß ein hohes Fluggast- und Handgepäckaufkommen gibt. Seit Anfang April überprüft Lufthansa angeblich an weltweiten Flughäfen Gewicht, Größe und Anzahl der Handgepäckstücke bereits vor der Sicherheitskontrolle.
Gleichzeitig bietet die Lufthansa Fluggästen frühzeitig an, ihr Gepäck einzuchecken. Auf besonders gut ausgelasteten Flügen und ausgewählten Strecken erhalten die Reisenden, die ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, vor dem Abflug eine E-Mail beziehungsweise eine SMS mit dem Hinweis, das Handgepäck kostenfrei einzuchecken. Damit solle die Gesamtanzahl von Handgepäckstücken reduziert und der Einsteigeprozess beschleunigt werden.
Beispiele, was geht und was nicht:
- Lufthansa und ihre beiden großen Konzerntöchter AUA und SWISS erlauben in allen Tarifen ein maximal 55 x 40 x 23 cm großes und 8 kg schweres Handgepäckstück wie einen Trolley oder einen faltbaren Kleidersack an Bord. In der Business oder First Class sind es sogar zwei große Handgepäckstücke. Zusätzlich dürfen Reisende ein weiteres kleines Gepäckstück wie Hand- oder Laptoptasche mit max. 30 x 40 x 10 cm mitnehmen.
- British Airways ist ebenfalls großzügig, was Gewicht und Maße des Handgepäcks angeht. Erlaubt ist neben einer kleinen Hand- oder Laptoptasche (maximal 40 x 30 x 15 cm) auch ein großes Handgepäckstück. Das darf bis zu 56 x 45 x 25 cm groß sein. Auf der Website von BA scheint sich freilich ein Fehler eingeschlichen zu haben: Da heißt es doch tatsächlich, dass man zwei Handgepäckstücke mit jeweils bis zu 23 kg Gewicht mit an Bord nehmen darf, also bis zu 46 kg.
- Europas bedeutendster Lowcost-Carier Ryanair ist sehr viel konsequenter, wenn es um die Handgepäcksregeln geht. Seit November 2018 dürfen Fluggäste, die den Standardtarif gebucht haben, nur einen kleinen Rucksack oder eine kleine Tasche mit an Bord nehmen. Diese müssen unter den Vordersitz passen und dürfen die Maße 40 x 20 x 25 cm nicht überschreiten. Wer einen klassischen Trolley mitnehmen will, muss „Priority und zwei Handgepäckstücke“ zum Flug dazubuchen. Zwischen 8 und 32 Euro werden fällig, damit man zusätzlich zur kleinen Tasche einen 10 kg-Rollkoffer mit maximal 55 x 40 x 20 cm mit an Bord nehmen darf.
- Auch Eurowings erlaubt Fluggästen im Basic-Tarif lediglich ein kleines Handgepäckstück wie Laptop-, Akten- oder Handtasche oder einen kleinen Rucksack, der nicht größer sein darf als 40 x 30 x 25 cm. Ein großes Handgepäck mit maximal 55 x 40 x 23 cm und 8 kg kann man für einen Aufpreis ab 15 Euro dazubuchen. Enthalten ist das große Gepäckstück bereits im „Smart“-Tarif, in der „BIZclass“ sind sogar zwei große Handgepäckstücke erlaubt. Quelle: DMM / IATA