HGV 3.0: Deutsche Bahn plant vollkommen neue ICE-Generation

Von Grund auf neu will die DB das Thema Hochgeschwindigkeitsverkehr angehen. Da die ICE 3 der ersten Generation (Projekt HGV 2.0, also die Triebzug-Baureihen 403 und 406) bis Ende der 2020er Jahre aus dem Betriebsdienst ausscheiden sollen, wird Ersatz gesucht. Mit einem Hersteller will DB Fernverkehr den Zug der Zukunft entwickeln. Dabei geht es um 25 bis 100 Einheiten. Für die mindestens ins Jahr 2060 zu nutzenden HGV 3.0-Züge werden aktuell Konzepte für die Raumaufteilung, IT- und Galley ausgearbeitet.

Von Anbeginn an wurde ein Doppelstockkonzept verworfen, obwohl dieses im Regionalverkehr sowie in Frankreich bei den dortigen OUI (Ex-TGV)-Zügen überaus erfolgreich ist. U.a. sollen bei den künftigen ICE auf Treppen (in die obere Etage) verzichtet werden. Zudem wurde das Raumgefühl bei eventuellen Dosto-ICE als nachteilig eingestuft. 

Einstöckige neue ICE hingegen sind flexibler einsetzbar und sollen mit bestehenden ICE kombinierbar (kuppelbar sein). Die künftigen ICE sollen breiter werden als die bisherigen Typen und für Tempo 300 km/h ausgelegt sein. Bei einer Maximallänge je Einheit von 400 m sollen mindestens 944 Sitzplätze angeboten werden. Das Einsteigen soll durch generell höhengleiche Einstiege einfach sein. Erstaunlich: Die neuen ICE sollen ausschließlich für das deutsche Stromsystem 15 kW 16.2/3 Hz bestimmt sein, womit Auslandsverkehre ausgeschlossen sind. 

Die Herstellerauswahl läuft in zwei getrennten Verfahren. Schon Ende 2022 will sich die DB für zwei Eisenbahntechnik-Hersteller entscheiden, mit denen jeweils ein Grobkonzept ausgearbeitet werden soll. Am Ende des Verfahrens soll ein Hersteller als Gewinner der Ausschreibung und Produzent der neuen ICE der Zukunft feststehen. Das dürfte um 2024/25 der Fall sein.  

Mögliche Kandidaten könnten Siemens Mobility und Hitachi Rail sein. Die Münchner haben 2018 den Velaro Novo vorgestellt, der als Nachfolger der aktuellen ICE 3 gilt. Ein weiterer attraktiver Kandidat könnte Hitachi Rail sein. Die Japaner haben von Alstom (früher Bombardier) die HGV-Plattform V300 Zefiro übernommen. Darauf basiert der aktuell schnellste und modernste Hochgeschwindigkeitszug ETR (Frecciarossa) 1000 der Trenitalia. Der 202  lange Superzug bietet in acht Waggons vier Klassen in hoch komfortablen Sitzkonfigurationen und ist bis zu 400 km/h schnell. Quelle: DB / Hiitachi Rail