Hiobsbotschaft der SWISS

Die Schweizer Lufthansa-Tochter SWISS rechnet mit einem deutlichen Rückgang des Geschäftsreiseverkehrs, der ihr Geschäftsmodell ad absurdum führt. Zwangsweise muss sich der Carrier mit einer Verkleinerung des Unternehmens anfreunden. Einen Aufschwung sieht die Lufthansatochter nicht.

Trotz umfassender Kostensparmaßnahmen hat die Schweizer Lufthansa-Tochter SWISS das erste Quartal 2021 mit einem Verlust von 201 Mio. (Franken) abgeschlossen. Durch die weiterhin starken Einschränkungen des Reiseverkehrs reduzierte sich der Umsatz des Q1 2021 gegenüber der Vorjahresperiode um 67,5 % auf nur noch 299,6 Mio. CHF. Aufgrund des mittelfristigen strukturellen Rückgangs der Nachfrage ist SWISS gezwungen, eine signifikante Redimensionierung zur Wahrung der Investitions- und Wettbewerbsfähigkeit zu prüfen. Für eine Wiederbelebung der Reisetätigkeit fordert SWISS stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen, die die Schweizer Politik sowie die Länder überhaupt liefern sollen.

Aufgrund einer anhaltend schwierigen Marktsituation u.a. infolge neuer Virus-Varianten sowie nur langsamer Fortschritte bei den Impfungen ist eine Erholung im ersten Quartal dieses Jahres ausgeblieben. Weiterhin bestehende, schnell wechselnde und teilweise verschärfte Reiserestriktionen haben ein Wiederaufleben der weltweiten Reisetätigkeit nahezu unmöglich gemacht und das Ergebnis von Swiss International Air Lines damit schwer belastet. In Genf musste SWISS ihr Flugangebot auf ein absolutes Minimum von drei Zielen reduzieren, konnte aber über die Lufthansa Group Drehkreuze Zürich und Frankfurt die Anbindung der Westschweiz an die Welt sicherstellen.

Finanzchef Markus Binkert: „In Anbetracht der äußerst schwierigen Marktsituation seit Jahresbeginn entspricht das Ergebnis den Erwartungen. Auch in diesem Jahr wird durch die stark verzögerte Erholung ein hoher Verlust resultieren.“

Weiterhin Passagieraufkommen auf tiefstem Niveau. Die anhaltenden Reisebeschränkungen spiegeln sich deutlich in den Passagierzahlen wider. Im ersten Quartal 2021 beförderte SWISS insgesamt rund 290.000 Passagiere, 90,4 % weniger als im Vorjahr. Total führte SWISS 4.429 Flüge durch, was einem Rückgang um 83,8 % gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Auf dem gesamten Streckennetz hat SWISS im ersten Quartal 2021 insgesamt 72,8 % weniger Sitzkilometer (ASK) angeboten, die Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) sank im selben Zeitraum um 89,8 %. Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich 27,5 % und lag damit um 45,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Auf Europastrecken lag er weiterhin deutlich über dem Wert der Langstrecke.

Liquidität nach wie vor gesichert. SWISS hat weiterhin ein striktes Cash- und Kostenmanagement betrieben. So wurden unter anderem nicht betriebsnotwendige Projekte gestoppt, Investitionen verschoben und die Einflottung von neuen Flugzeugen verzögert. Des Weiteren wurde die Zahl der Mitarbeitenden der oberen Führungsebenen um 20 % reduziert und durchgängig eine hohe Kurzarbeitsquote sichergestellt. Zudem werden bis Ende 2021 über freiwillige Maßnahmen und Fluktuation rund 1.000 Stellen abgebaut sein. Dank all dieser frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen hat SWISS bisher erst deutlich weniger als die Hälfte des zu 85 % vom Bund abgesicherten Bankenkredits in Höhe von 1,5 Mrd. CHF gezogen. Damit ist die Liquidität von SWISS weiterhin gesichert, so Binkert weiter.

Die Nachfrage wird sich mittelfristig nicht mehr auf das Niveau von vor der Pandemie erholen. Zudem wird sich der Anteil des Geschäftsreiseverkehrs mittelfristig um voraussichtlich mindestens 20 % reduzieren. Davon ist SWISS mit ihrem Geschäftsmodell in besonderem Maße betroffen.

CEO Dieter Vranckx: „Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die größte Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Wir sind gezwungen, eine signifikante Verkleinerung des Unternehmens zu prüfen.“ Eine Reduzierung der Flotte würde sich auch auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Die eingeleitete Analyse betreffend die zukünftige Größe des Luftfahrtunternehmens ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Details werden in den nächsten Wochen bekannt gegeben.

Nach wie vor bietet SWISS durchschnittlich nicht mehr als 25 % ihres Angebots von 2019 an. Infolge der sich weiter verzögernden Erholung musste die Prognose für das Flugangebot im Sommer nochmals revidiert werden. SWISS wird im Hochsommer nicht wie geplant rund 65 % ihrer Vorkrisenkapazität anbieten, sondern maximal 55 %.

Vranckx weiter: „Wir erkennen klar, dass die Menschen wieder reisen wollen und wir sind auch bereit dafür. Unter den gegebenen Umständen kann sich jedoch kein Aufschwung einstellen. Um unserer Mission, die Schweiz an die Welt anzubinden, auch in Zukunft gerecht werden zu können, fordern wir stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen.“. SWISS fordert, dass Geimpfte, Genesene oder negativ auf Covid-19 Getestete frei aus- und einreisen und sich in der Schweiz bewegen können. Der Nachweis über die Impfung, die Genesung oder den negativen Test sollte digitalisiert sowie international standardisiert und anerkannt werden. Quelle: SWISS / DMM