Hotel-Direktbuchungen nehmen wieder leicht zu

Bei der Buchung von Hotelübernachtungen und Meetings zeigt sich ein Trend, wonach Mobilitätsmanager, Geschäftsreisende und private Touristen wieder stärker auf das Direktbuchen setzen. Die Hotelportale vom Schlage Booking.com Expedia & Co. haben europaweit etwas Federn lassen müssen. Ihnen schadet, dass sie ihre Vertragspartner, die angeschlossenen Hotels, offensichtlich zu sehr unter Druck setzen, andererseits treten die Hotels den OTA's verstärkt mit eigenen Loyalitätsprogramme entgegen, von denen man nur etwas hat, wenn man direkt bucht.

Eine jetzt veröffentlichte Studie des europäischen Hotelverbands Hotrec zeigt, dass der gemeinsame Marktanteil der Hotelbuchungsportale in Deutschland 2021 auf 29,2 % abgerutscht ist. Zwischen 2013 und 2019 war er noch stetig von 20,6 auf 30,6 % gestiegen. 

Seit 2013 führen die Hotelverbände in Europa unter dem Dach von HOTREC Hospitality Europe und in Zusammenarbeit mit Prof. Roland Schegg vom Institut für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis im Zweijahresturnus europaweite Online-Umfragen unter Hotels durch, um die Entwicklungstendenzen der wichtigsten Distributionskanäle aufzuzeigen, Marktanteile zu ermitteln und in einem Gesamtkontext zu analysieren. Für das Pandemiejahr 2021 gaben nahezu 3.900 europäische Hotels unterschiedlicher Lage, Größe und Sternekategorie Auskunft über die Bedeutung und Marktanteile der einzelnen Vertriebskanäle.

Die nunmehr fünfte veröffentlichte HOTREC-Studie zum Hotelvertrieb liefert neue Erkenntnisse über die Entwicklung der wichtigsten Hotelvertriebskanäle in Europa, wobei ein besonderes Augenmerk auf der Rolle der Online-Buchungsportale (OTA) liegt. Tenor der Untersuchung: Der Anteil der Direktbuchungen ist zum ersten Mal seit 2013 gestiegen, vor allem durch Reservierungen per E-Mail oder über die eigenen Websites der Hotels. 

Als einflussreichster Akteur im Distributionsmix wurde die Booking Holding mit einem Anteil von 71,2 % am OTA-Markt ermittelt. Die Dominanz von Booking.com ist in den vergangenen acht Jahren um mehr als elf Prozentpunkte gestiegen (von 60 % im Jahr 2013 auf 71,2 % im Jahr 2021). Marktführer bei der Metasuche waren 2021 die Hotel Ads by Google (73 %), gefolgt von TripAdvisor (57 %) und Trivago (44 %).
Zudem ergab die Studie, dass sich die meisten Hoteliers (55 %) von OTA unter Druck gesetzt fühlen, Bedingungen und Konditionen zu akzeptieren, die sie sonst freiwillig nicht anbieten würden. Daher kommt es wohl auch zu Kündigungen der Zusammenarbeit mit den OTA’s. 

In Deutschland stieg der Anteil der Übernachtungen, die direkt über die hoteleigene Website (in Echtzeit) gebucht wurden von 8,8 % im Jahr 2019 auf 10,3 % im Jahr 2021. Dabei konnten die Online-Buchungsportale ihre Spitzenposition im Distributionsmix der deutschen Hotellerie auch im Jahr 2021 behaupten. Über die OTA’s wurden 32,8 % aller Hotelübernachtungen gebucht, was einem Plus von 10,8 % im Vergleich zu 2019 entspricht (2019: 29,6 %).

Auch in Deutschland war und ist der dominanteste Player die Booking Holdings Inc.. Die Kernmarke Booking.com ist im Jahr 2021 mit einem Marktanteil von 65,9 % unangefochtener Marktführer im Bereich der Online-Buchungsportale. Im Vergleich zum Jahr 2019 (65,7 %) konnte Booking.com seinen Marktanteil trotz Corona-Pandemie festigen bzw. sogar leicht ausbauen.

Als Profiteure erweisen sich aktuell die Hotels selbst, die bei ihren Direkt-Reservierungen im vergangenen Jahr 3,2 Prozentpunkte gegenüber 2019 gewinnen konnten. Handfester Grund für den (wenn auch nur lichten) Abstieg der Hotelbuchungsprotale ist wahrscheinlich ein Urteil des Bundesgerichtshof (BGH), der im Mai 2021 dem Marktführer Booking.com, sogenannte „enge Bestpreisklauseln“ in die Vereinbarungen mit den Hotels zu schreiben verbot. Danach durften Hotels  ihre Übernachtungen auf den eigenen Internetseiten nicht billiger oder zu besseren Konditionen anbieten als auf Booking.com selbst. Ähnliche Praktiken betrieben auch andere OTA’s. Hinter der Abmachung (Verträge der Hotels it den OTA’s) steckt die Absicht der OTA’s, dass Gäste preisgünstiger direkt beim Hotel buchen, nachdem sie sich bei den OTA’s vorher informiert hatten. Die OTA’s kassieren von den Hotelbetreibern id.R. zwischen 15 und 25 % des Zimmerpreises als Vermittlungsgebühr. 

Seit Jahren schon versuchen viele Hotels, sich von den Hotelportalern zu lösen, weil sie sich von diesen in gewisser Weise erpresst fühlen. Statt Unsummen an die OTA’s abtreten zu müssen, versuchen die großen Hotelketten wie Accor, Hilton, Marriott & Co. mit ihren individuellen Bonus(Treue)programmen die Kunden an sich zu binden. Dazu bedarf es aber der direkten Buchung. 

Die seit Kurzem in Deutschland expandierende britischen Hotelkette Premier Inn (gehört zum traditionsreichen Unternehmen Whitebread, > 820 Hotels in UK) hat daher zum Grundsatz erklärt, hierzulande keines ihrer bislang 40 Häuser über die Portale zu vermarkten. Quelle: Hotrec / DMM