Hürden be/verhindern nachhaltige Geschäftsreisen

An den Bahnhöfen und Flughäfen ist es deutlich sichtbar: Geschäftsreisende packen wieder die Koffer und treten den Weg zu Kunden, Partnern und Unternehmensstandorten weltweit an. Die Nachhaltigkeitsziele und Konzepte kommen somit nach zwei Jahren pandemiebedingter Reisepause vielerorts in den Praxistest.

Viele Travel Manager haben sich ambitionierte Ziele gesetzt und negieren dabei die großen Gefahren der nächsten Corona-Welle. Einer aktuellen Studie zufolge will angeblich die Hälfte der Geschäftsreiseverantwortlichen (46 %) in Deutschland in diesem Jahr ihren CO2-Ausstoß reduzieren. Die Studie zeigt, dass Unternehmen an vielen Stellschrauben drehen müssen, um ihren mobilitätsbedingten CO2-Fußabdruck zu verbessern – vom Budget über das Mitarbeiterengagement bis hin zu den Reiserichtlinien. Die größte Hürde aber liegt im Bereich des Wissens: Fast der Hälfte der Befragten fehlen Tools, um den Einfluss von Geschäftsreisen auf die Umwelt sichtbar zu machen. Das Problem: Wer seine größten Emissionstreiber nicht kennt, kann diese CO2-Quellen auch nicht gezielt angehen. 

Aktuelle gibt es nachhaltige Geschäftsreise eigentlich nur auf dem Papier. Wer ins Flugzeug steigt oder ins Auto (mit Verbrennerantrieb), kann nicht nachhaltig reisen, so Umwelt- und Klimaexperten. In geringem Maße aber lassen sich umweltfreundlichere Dienstreisen schon realisieren. Dazu aber gilt es fünf größte Hürden in ganz verschiedenen Bereichen und Funktionen im Unternehmen zu überwinden.

1. Fehlendes Budget: Zwei von drei Travel Managern (64 %) geben an, dass ihr Budget für Geschäftsreiseprogramme infolge der Pandemie gekürzt wurde. So ist es nicht verwunderlich, dass fehlendes Budget am häufigsten als Hürde auf dem Weg zu nachhaltigeren Geschäftsreiseprogrammen genannt wird (43 %). Angesicht der Nachhaltigkeitsambitionen überrascht es hingegen, dass die Befragten im Schnitt nur ein Sechstel (14 %) ihres Budgets in nachhaltige Geschäftsreisekonzepte investieren. Hier wird eine Lücke zwischen den großen Ambitionen und gelebter Praxis erkennbar.

2. Mitarbeiter müssen noch überzeugt werden. 41 % der Geschäftsreiseverantwortlichen sehen ein Problem in der Überzeugung ihrer Beschäftigten: Immerhin ein Drittel der Belegschaft (35 %) ist im Schnitt vom Konzept einer zumindest in Ansätzen nachhaltigen Geschäftsreise überzeugt. Beim Großteil gibt es allerdings noch mehr oder weniger Überzeugungsbedarf. Das ist insofern wichtig, als dass die reisenden MitarebeiterInnen mit ihren Entscheidungen – für nachhaltige Verkehrsmittel und Unterkünfte oder durch aktive Kompensation Letztere sorgen in der Realität generell nicht für mehr Umweltfreundlichkeit) – wesentlichen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck ihres Arbeitgebers nehmen können. Hier sind Travel Manager in der Verantwortung, Mitarbeitende im gesamten Buchungs- und Reiseprozess auf die nachhaltigsten Optionen hinzuweisen und zu zeigen, welchen Beitrag sie leisten können. Smarte Buchungstools sind dafür besonders hilfreich. 

3. Einfluss von Geschäftsreisen auf die Umwelt weithin unbekannt. Während mangelndes Budget und Mitarbeiterengagement zwar als häufige, aber keinesfalls als größte Hürde gesehen wird, sieht es beim Einsatz von Tools schon kritischer aus: 39 % der Geschäftsreiseverantwortlichen bewertet das Fehlen von professionellen Lösungen, die den Einfluss der Geschäftsreise auf die Umwelt sichtbar machen können, als Hürde auf dem Weg zur Verbesserung ihres CO2-Fußabdrucks – und sogar ein Fünftel (21 %) als größte Hürde. Etwa die Hälfte (45 %) der Befragten gibt an, dass ihr Unternehmen bereits eine entsprechende Travel  Expense-Lösung im Einsatz hat. Ebenso viele (46 %) haben eine mehr oder wenige konkrete Planung, eine solche IT-Lösung einzuführen. Die Anforderungen daran sind hoch: von Reporting bis CO2-Kompensation, von Kommunikations- und Trainingssupport bis Beratung. Den größten Wert eines Tools sehen ein Drittel der Befragten (31 %) jedoch in einem umfassenden CSR-Dashboard. Von großem Nutzen ist für einige außerdem das Reporting (18 %), das mit einer smarten T&E-Lösung unkompliziert möglich ist.

4. Aktuelle Reiserichtlinien nicht grün und flexibel genug. Vielerorts stehen die aktuell geltenden Reiserichtlinien der grünen Geschäftsreise noch im Weg (39 %). In diesem Bereich gibt es Nachholbedarf. Schließlich bringen Geschäftsreiseverantwortliche mit den passenden Reiserichtlinien ihre Nachhaltigkeitsziele und Konzepte im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße. Mangelnde Flexibilität und Anpassbarkeit der Richtlinien sind für ein Drittel der Travel Manager eine große Hürde auf dem Weg zur nachhaltigen Geschäftsreise – für 17 % sogar die größte Hürde. So haben zwar ein Fünftel der Befragten (18 %) vollständig nachhaltige Reiserichtlinien umgesetzt. Die meisten stecken jedoch noch im Prozess der Anpassung: So berücksichtigt etwa die Hälfte der Befragten (52 %) teilweise Nachhaltigkeitsaspekte in den Reiserichtlinien – es gibt aber noch Verbesserungspotenzial. 28 % sind noch in der Planungsphase.

5. Mangelndes Wissen. Obwohl angeblich 99 % der Unternehmen Trainings zu Nachhaltigkeitsthemen anbieten und diese zu großen Teilen als gut oder außergewöhnlich gut bewertet werden (63 %), gibt fast jeder dritte Travel Manager (29 %) fehlendes Wissen und fehlende Trainings als Nachhaltigkeits-Hindernis an. Es braucht folglich mehr Information und mehr Weiterbildung zu Nachhaltigkeitsthemen, um Travel Manager und Mitarbeitende zu echten Nachhaltigkeitsbotschaftern auszubilden. Quelle: SAP / DMM