IAA Pkw 2021 wohl nicht in Frankfurt

Die nächste Internationale Automobilausstellung wird 2021 nicht mehr in Frankfurt stattfinden. Und auch der Genfer Automobilsalon steht beinahe vor der Kippe. Im Februar soll die endgültige Entscheidung über den künftigen IAA-Standort fallen.

Frankfurt scheint als Standort für die IAA 2021 aus dem Rennen zu sein. Foto: VDA

Die IAA Pkw findet seit 1951 in Frankfurt am Main statt. Frankfurt mit seinem Drehkreuz der internationalen Verkehrsanbindung und seinem breiten kulturellen und gastronomischen Angebot ist ein international anerkannter Messestandort. Nicht ohne Grund wird die IAA gern auch als ‚Frankfurt Motor Show‘ bezeichnet. Der im März 2011 unterzeichnete Vertrag mit der Messe Frankfurt läuft bis Ende 2019 und umfasste die IAA 2013, 2015, 2017 und 2019.“ Indes hat Frankfurt, Tor zur Welt und Finanzmetropole Europas, aktuell keine guten Karten für die Wiederausrichtung der IAA. Ein VDA-Mitglied soll geäußert haben, Frankfurt sei mausetot. Die Hessenmetropole war seit 1951 Standort der IAA. 2017 und 2019 erst recht deutete sich der Niedergang der vom Verband der Automobilindustrie (VDA) ausgerichteten Autoschau ab. Schon vor der Eröffnung geriet die Automesse in den Fokus: Denn 22 Automarken hatten frühzeitig ihr Kommen abgesagt. In die Schlagzeilen geriet die IAA wegen ihrer exorbitant hohen Preise für Ausstellungsflächen, wegen ihres für die Autobauer stark reduzierten Nutzwerts und weil die erwünschte Zielgruppe besser über autarke Veranstaltungen erreichbar ist. Schließlich brachen nur noch 570.000 Besucher in der Zeit vom 12. Bis 22. September 2019 nach Frankfurt auf, 400.000 weniger als zu den besten Zeiten der Automesse.

Inzwischen wird Hannover als Favorit bei den Chefs der deutschen Automobilhersteller genannt. In der Niedersachsenmetropole wird schon seit Jahren die IAA Nutzfahrzeuge abgehalten. Weiterer Vorteil Hannovers ist das riesige Einzugsgebiet einschließlich Berlin. Doch weil die Stadt vergleichsweise nahe an Wolfsburg, wo der heute größte Automobilbauer der Welt zuhause ist, liegt, gibt es auch Stimmen, Berlin den Vorzug zu geben.

Wird's Berlin? Mit einer Hallenausstellungsfläche von 170.000 m² und einem Freigelände von 100.000 m² ist die Messe Berlin flächenmäßig die derzeit sechstgrößte Messegesellschaft in Deutschland. Berlin freilich hat wiederum den Nachteil, dass der dortige Senat nicht gerade als autofreundlich gilt. Zudem ist das alte Messeareal am Messedamm mit seinem Charme der 1930er Jahre schon mehr als in die Jahre gekommen. Und was die internationale Anbindung der deutschen Hauptstadt an die Welt betrifft, so sieht es da auch düster aus. Tegel fliegen nur wenige Airlines aus Übersee an. So müssten Messebesucher zumeist erst in München oder Frankfurt umsteigen zu Anschlussflügen nach Tegel. Aber vielleicht ist bis 2021 ja der BER tatsächlich geöffnet, was nicht wenige kaum glauben. Angeblich soll der Hauptstadtflughafen nach siebenmaliger Verschiebung des Eröffnungstermins im Oktober 2020 in Betrieb gehen. Möglich wäre eine IAA auch am  Berlin ExpoCenter Airport (kurz: BECA): Mit einer Ausstellungsfläche von 250.000 m² ist ein Messegelände am Rande des Künftigen Flughafens Berlin-Brandenburg. Es wurde von der Messe Berlin und der damaligen ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB), heutigen Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) initiiert. Es ist als multifunktionales Messe- und Veranstaltungsgelände angelegt und sichert u.a. langfristig die Durchführung der Internationalen Luft- und Raumfahrtaustellung Berlin (ILA). Dass Berlin als Austragungsort der IAA 2021 „politisch gewollt“ sein soll, lässt sich nicht von der Hand weisen.

Zwei weitere IAA-Kandidaten. Im Rennen ist nach wie vor München, aber auch Stuttgart und Köln werden noch Chancen eingeräumt. München hätte den Vorteil, mit seinem Flughafen einen modernen Hub mit Anschlüssen in und aus aller Welt zu haben. Auch ist das moderne Messegelände allen anderen deutschen Messen überlegen. Stuttgart und Köln haben den Nachteil, so gut wie keine internationalen Flug-Anschlüsse zu haben. Zudem wäre die Messe Köln vermutlich auch zu klein vom Infrastrukturangebot. 

Historie der IAA: Am 30. September 1897 fand im Berliner Hotel Bristol die Gründungsveranstaltung des Mitteleuropäischen Motorwagenvereins MMV statt. Dabei waren acht „Motorwagen“ der Gründungsmitglieder zu sehen: vier Benz. Zwei Lutzmann, ein Kühlstein sowie ein Daimler. Entsprechend der Zählung des Veranstalters der IAA wird dies als erste Automobilausstellung in Deutschland gewertet. Vom 14. bis 25. Mai 1902 richtete erstmals der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller, die Vorgängerorganisation des heutigen Veranstalters VDA, eine Ausstellung in Berlin aus. Sie wurde zum ersten Mal Automobil-Ausstellung statt wie bisher Motorwagen-Ausstellung genannt. Die Fahrzeuge wurden in den Stadtbahnbögen des Bahnhofs Friedrichstraße gezeigt. Mit Kaiser Wilhelm II. eröffnete 1905 zum ersten Mal ein Staatsoberhaupt eine Automobilausstellung in Deutschland. Dies war bereits die 7. IAA. Die 19. IAA fand vom 20. bis 31. Mai 1927 unter politischem Druck des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer auf dem Messegelände in Köln statt. Ziel war es den wirtschaftlichen Einfluss Kölns zu steigern. Es blieb jedoch die einzige Automobilausstellung der Stadt. Eine ebensolche Episode war die 20. Ausstellung vom 4. bis 14. März 1928 auf der Leipziger Messe.

Kurz nach der Machtergreifung durch die NSDAP fand vom 11. bis 23. Februar 1933 in Berlin die 23. Internationale Automobil- und Motorrad-Ausstellung unter dem Motto „Vollgas Voraus“ statt. Die Automobil- und Motorrad-Ausstellungen in den Folgejahren gerieten mehr und mehr unter den Einfluss des Propagandaministeriums, das teilweise unmittelbar in die Gestaltung der Messe intervenierte: So wurde vorgegeben, deutsche Messestände in einem gleichartigen Design zu gestalten, um so den Eindruck deutscher Einheit zu vermitteln. Auch wurde die Medienpräsenz erheblich erweitert, u.a. durch die zunehmende Verbreitung des Volksempfängers. Die IAA bzw. IAMA wandelte sich von einer Veranstaltung für wenige Vermögende hin zu einer Massenveranstaltung. So verzeichnete die Ausstellung vom 08. bis 18. März 1934 bereits 600.000 Besucher.

Auf der 29. IAMA wurde der neue „KdF-Wagen“, der spätere VW Käfer vom 17. Februar bis 5. März 1939 vorgestellt. Diese 29. Ausstellung stellte mit rund 825.000 Besuchern einen neuen Besucherrekord in der Geschichte der IAA dar. 1950 veranstaltete der neu gegründete VDA eine Autoschau in Berlin, die nachträglich als 33. IAA gezählt wurde. Im April 1951 fand in Frankfurt am Main die 34. IAA statt. Obwohl sich die meisten Bundesbürger noch gar kein Auto leisten konnten, kamen bereits 570.000 Besucher.

Genfer Autosalon. Nach Frankfurt und Paris erlebt auch der Genfer Auto-Salon 2020 ein Waterloo. War der Salon schon 2019 eine Offenbarung, so sagten in diesem Jahr neben Ford die gesamte PSA-Gruppe einschließlich Opel ab, ebenso Jaguar Land Rover und Nissan. Quelle: VDA / DMM