Ideal für Geschäftsreisende: Tagesreise nach New York und zurück

Newark – London Heathrow in dreieinhalb Stunden Flugzeit: Das soll perspektivisch die Reisezeit sein, die United Airlines mit künftigen Überschall-Passagierjets ermöglichen will. Dazu hat der US-amerikanische Lufthansa-Partner eine Vereinbarung mit Boom Supersonic bekannt gegeben. Sie beinhaltet den Kauf von 15 dieser Supersonic-Jets mit dem Arbeitsnamen „Overture“. Bis es so weit ist, muss der Hersteller allerdings noch umfangreiche Sicherheits-, Betriebs- und Nachhaltigkeitsanforderungen von United erfüllen.

United will bei Boom 50 (15 + optional 35) Überschall-Passagierjets kaufen. Foto: United

27 Jahre lang bis 2003 gab es schon mal superschnelle Transatlantiküberquerungen mit dem britisch-französischen Gemeinschaftsprojekt Concorde. Das Vorhaben scheiterte letztlich an der immensen Unwirtschaftlichkeit und auch dem sehr mäßigen Reisekomfort. Die Concorde-Kabine war sehr eng und sehr laut. Zudem waren die Flüge für die Kunden überaus teuer. Insofern war der Absturz einer Concorde nahe Paris unterm Strich ausschlaggebend für das Ende der Überschallflüge.

Nach dem Rollout 2025 sollen voraussichtlich ab 2029 erste kommerzielle Flüge angeboten werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung beider Unternehmen. Ein Jet soll nach Stand heute etwa 200 Mio. USD kosten, demnach beträgt der Auftragswert rund 3 Mrd. USD. Anders als es gern geübte Praxis beim Kauf von Flugzeugen ist, wird es keine Preisnachlässe geben. Unsere Kunden müssen den nicht rabattierbaren Listenpreis bezahlen, betont Blake Scholl, Gründer und CEO von Boom Supersonic.

United (Sitz in Chicago) und Boom (Sitz in einem Vorort von Denver/Colorado) werden auch zusammenarbeiten, um die Produktion von größeren Mengen SAF zu beschleunigen. Den der Jet soll mit 100 % nachhaltigem Treibstoff (SAF) betrieben werden. Die Triebwerke von Rolls Royce sollen auf diese umweltfreundlichere Art von Flugzeugtreibstoff ausgelegt sein.

Mit Tempo Mach 1,7 auf Flugfläche 600 (18.288 m) sollen die Jet doppelt so schnell wie die schnellsten Passagierjets heute Destinationen in nahezu  der Hälfte der Zeit verbinden. Zu den vielen zukünftigen potenziellen Strecken für United gehören Newark - London in nur dreieinhalb Stunden oder Newark - Frankfurt in vier Stunden. Los Angeles und Sydney lägen nur acht Stunden auseinander, wobei allerdings eine Zwischenlandung zum Nachtanken notwendig wäre. Die kurzen Flugzeiten wären für Unternehmenskunden, sprich Geschäftsreisende, ein über viele Jahre nicht mehr gekanntes Plus: Denn Geschäftsleute könnten einen Transatlantik-Trip in einem einzigen Tag hin und zurück absolvieren mit genügend Zeit vor Ort für Gespräche, Meetings etc..

Overture wird auch mit Features wie In-Seat-Entertainment-Bildschirmen, ordentlich Platz für bis zu 88 Passagiere (Sitzkonfiguration 1+1) und kontaktloser Technologie ausgestattet sein. Die Zusammenarbeit mit Boom ist ein weiterer Bestandteil der Strategie von United, in innovative Technologien zu investieren, die eine nachhaltigere Zukunft des Flugverkehrs ermöglichen, so United.

United hat angekündigt, als Erstkunde eine Option auf 35 weitere dieser Flugzeuge zu halten. Hubs wie Newark an der Ostküste in starken Business-Märkten machen solche superschnellen Verbindungen für den US-Carrier höchst interessant, so Mike Leskinen, Vice President of Corporate Development bei United. Deshalb focussiert sich die US-Fluggesellschaft als allererstes auf die Verbindung der beiden großen Businessmetropolen New York und London.

Boom hat für die Entwicklung des Flugzeugs über 250 Mio. USD eingesammelt. Insgesamt beziffert Scholl die Entwicklungskosten auf etwa 8 Mrd. USD. Natürlich hoffen United und ach andere Interessenten wie JAL oder Richard Branson’s Virgin Group, dass die Sache mit Boom gut gehen wird, nachdem Boom-Konkurrent Aerion am 21. Mai zusammengebrochen war (DMM berichtete). Aerion bekam zuletzt weder von Banken noch von Investoren weitere Finanzmittel, um sein Projekt eines Überschallflugzeugs fortsetzen zu können.

Der Markt für derart schnelle Flugzeuge wird auf etwa 160 Mrd. USD bis zum Jahr 2040 geschätzt, so USB Group Analyst Myles Walton. So weit, so gut. Wermutstropfen: Die Kunden, die solche rasanten Verbindungen gerne nutzen würden, sollten auf sehr viel höhere Ticketpreise gefasst machen.

Heutige Passagierjets erreichen dank Jestream in West-Ost-Richtung über dem Atlantik schon mal eine Geschwindigkeit von 760 Meilen/Stunde, also etwa 1.223 km/h. Overture hingegen schafft 1.300 Meilen pro Stunden, das wären 2.092 km/h. Die Flughöhe liegt etwa 6.000 m über der konventioneller heutiger Passagierflugzeuge. Quelle: United Airlines / Boom / DMM